Ein kleiner Neustart

von Günther Jakobsen16:04 Uhr | 11.09.2009

Die Länderspielpause verschaffte einigen Klubs wertvolle Regenerationspausen in der Bundesliga, derweil andere Vereine in ihrem guten Lauf eine unerwünschte Pause einlegen mussten. Der HSV verlor durch die WM-Quali sogar seinen bislang besten Goalgetter. Der 5. Spieltag könnte somit etwas ähnliches wie einen kleinen Neustart in die Saison bedeuten.

Auf Paolo Guerrero muss der HSV aufgrund eines Kreuzbandrisses, erlitten beim WM-Qualifikationsspiel Perus in Venezuela, länger verzichten. Eine bittere Pille für Spieler wie Verein, da der Torinstinkt des Peruaners zum Saisonstart prächtig funktionierte (4 Treffer). Mit dem VfB Stuttgart erwartet Tabellenführer HSV einen Gast, dessen Anspruch mit dem gegenwärtigen 9. Platz nicht korrespondiert. Schwaben-Coach Markus Babbel - zu Beginn seiner Spielerkarriere für zwei Jahre bei den Hanseaten unter Vertrag (1992-1994) - peilt einen internationalen Startplatz an.

Zwei weitere Begegnungen des 5. Spieltages führen Teams zusammen, deren Ambitionen ebenfalls in höheren Bereichen angesiedelt sind: Der BVB empfängt die Bayern, derweil Titelverteidiger VfL Wolfsburg die noch ungeschlagenen Leverkusener empfängt. Mit dem bislang Erreichten, jeweils fünf Zähler, können weder die Dortmunder, noch weniger aber die Bayern zufrieden sein. Große Erwartungen verbindet der Münchener Anhang mit der frisch entstandenen Flügelzange Robben/Ribery, die das Offensivspiel des Rekordmeisters mit einer Extraportion Unberechenbarkeit aufpeppen soll. „Wir werden uns nicht am eigenen Sechzehner verrammeln“, ließ BVB-Coach Jürgen Klopp jedoch wissen, dass die Schwarz-Gelben angesichts der hochkarätigen gegnerischen Angreifer keineswegs nur um Absicherung nach hinten bemüht sind. Eine durchweg offensive Gangart ist auch zu erwarten, wenn Titelhalter Wolfsburg darauf bedacht ist, dem exzellent in die Saison gestarteten Bayer-Werksklub in der Tabelle näher zu kommen. Interessant wird sein, wie VfL-Coach Armin Veh die Stürmerfrage beantwortet: Bekommt Neuzugang Obafemi Martins den Startelf-Zuschlag, oder setzen die Niedersachsen auf das Erfolgsduo Grafite/Dzeko.

Die drei Aufsteiger genießen Heimrecht und hätten damit günstige Voraussetzungen, sich in der Tabelle hochzuarbeiten. Die auf Rang 11 platzierten Mainzer könnten sogar einen Sprung in die obere Tabellenhälfte ins Auge fassen, denn die fehlgestartete Hertha muss auf Schlüsselspieler Arne Friedrich verzichten, auch der Einsatz des bislang besten Herthaners, Gojko Kacar, ist sehr fraglich.
Freiburg bekommt es mit Frankfurt zu tun. „Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich diese Mannschaft noch nicht besonders gut kenne. Aber das wird sich in den kommenden Tagen ändern“, erklärte Freiburgs Keeper Simon Pouplin in einem Interview zu Beginn der Woche. Dass die Hessen noch ungeschlagen sind, war dem Franzosen allerdings schon bekannt.
Allgemein bekannt ist, dass der 1. FC Nürnberg noch ohne Sieg ist; zu Hause sogar noch ohne Punkterfolg. Plan- oder sprachlos ist man Club deswegen aber noch lange nicht. Auf die Frage, wie die Franken (gegen Mönchengladbach) ihre Offensivprobleme beheben wollen, antwortete Coach Michael Oenning lapidar: „Indem wir den VfL da treffen, wo es am meisten weh tut - im Tor.“

Eine gewisse Abschlussproblematik kann auch das einst so torhungrige Team aus Hoffenheim nicht leugnen. Die Gegentrefferstatistik (2 Tore) macht sich natürlich gut. Die gleiche Zahl auf der Habenseite ist weniger prickelnd. Deshalb gibt sich 1899-Übungsleiter Ralf Rangnick vor dem Spiel gegen Bochum bescheiden: „Ich rechne sicherlich nicht mit einem Sieg im Hurrastil. Wichtig ist der Heimsieg und ich kann auch mit einem 1:0 oder 2:1 leben.“

Am Sonntag beschließen das Nordderby Werder-Hannover und der Westschlager Köln-Schalke den Spieltag. In 21 Versuchen konnten die 96er lediglich einen Bundesligasieg an der Weser herausholen. Der Ausfall Robert Enkes (Viruserkrankung) begünstigt die Chancen auf einen zweiten Triumph nicht gerade, auch wenn Ersatzkeeper Florian Fromlowitz schon starke Bundesligaauftritte feiern konnte. Die Bremer verrieten zuletzt aufsteigende Tendenz und kompensierten den Ausrutscher des ersten Spieltags. Schalke, punktgleich mit Bremen, nahm eher den umgekehrten Weg - den beiden Auftaktsiegen folgten schwächere Partien, verbunden mit internen Unruhen. Die Aufgabe beim 1. FC Köln dürfte keine einfache werden, da die am Tabellenende platzierten Domstädter schon halbwegs mit dem Rücken zur Wand stehen. „Wir müssen über unsere Grenzen gehen, um das Spiel zu gewinnen“, ist sich Kölns Trainer Zvonimir Soldo bewusst, dass die Geißböcke dringend ein Erfolgserlebnis benötigen.

André Schulin



Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht.

— Sepp Herberger