Gesättigte WM-Stars, Verunsicherung wegen des Trainerwechsels und der Ausfälle der Stammkräfte Ballack, Metzelder und Mertesacker? - Fehlanzeige! Die DFB-Auswahl legte eine überzeugende Vorstellung gegen Schweden hin, auch wenn die zweiten 45 Minuten nur noch wenige Höhepunkte bereit hielten.
Die gegenüber dem WM-Duell radikal veränderte schwedische Elf fing sich gegen die tempostark agierenden Deutschen erneut zwei frühe K.o.-Schläge ein. Nach nur vier Minuten drückte „Schnix“ Schneider, der anstelle des verletzten Michael Ballack die Kapitänsbinde trug und ein ganz starkes Spiel ablieferte, die Kugel aus sechs Metern unhaltbar für Keeper Shaaban in die Maschen. Borowski war auf links fast bis zur Grundlinie durchgebrochen und flankte in den Rückraum der schwedischen Abwehr, wo Schneider freie Bahn hatte. Eine sehenswerte Einzelleistung von Miroslav Klose, der seine schwedischen Gegenspieler Hansson und Källström im Strafraum locker ausmanövrierte und mittels Außenrist ins lange Eck traf, besiegelte fast schon den Erfolg der Deutschen (8.). Die Überlegenheit der Gastgeber war jederzeit spürbar, auch wenn es bis zur 44. Minute dauern sollte, ehe der nächste Einschlag im Tor der Skandinavier verzeichnet wurde. Schweinsteigers vom linken Flügel getretener Spannschuss segelte über das Abwehrzentrum der Schweden und wurde von Klose mustergültig gegen den Lauf von Keeper Shaaban in den Torwinkel geköpft.
Der Bremer Torjäger, vor dem Spiel noch als „Fußballer des Jahres“ ausgezeichnet, beendete nach 45 Minuten seinen exzellenten Auftritt, auch Arne Friedrich und Marcell Jansen wurden aus dem Spiel genommen. Neuville sowie die Debütanten Manuel Friedrich und Malik Fathi bekamen ihre Chance, später wurden noch Asamoah, Hitzlsperger und Odonkor eingewechselt. Der Schwung des ersten Durchgangs entfiel weitgehend, die Dominanz über die harmlosen Schweden aber blieb. Schweinsteiger (48.) und Borowski (63. und 76.) hatten weitere Torerfolge auf dem Fuß, während Neuvilles Treffer per Hacke - als Abschluss einer wunderschönen Kombination - zurecht wegen Abseits die Anerkennung versagt wurde. Erst in der Schlussphase geriet die deutsche Abwehr zwei, drei Mal ins Wanken und war Lehmann seiner einzigen echten Bewährungsprobe bei einem Distanzschuss der Schweden ausgesetzt - ansonsten ließ die Defensive nichts anbrennen. Der neue Chefcoach Jogi Löw durfte mit dem Spiel, dem einzigen vor der am 2. September beginnenden EM-Qualifikation, sehr zufrieden sein. Die deutsche Elf ließ spielerische Qualitäten aufblitzen und zeigte, vornehmlich in der ersten Halbzeit, den gewünschten Vorwärtsdrang. Allerdings waren die Schweden nicht in der Lage, das DFB-Team zu fordern.
André Schulin
Ich bin sauer und angepisst.
— Kevin-Prince Boateng von Eintracht Frankfurt nach der 0:1-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg.