Ein recht normaler Spieltag

von Günther Jakobsen19:56 Uhr | 04.11.2001

Wenn die drei Spitzenreiter gewinnen und die drei derzeitigen Abstiegskandidaten verlieren, und wenn ein Mittelfeldduell mit dem Sieg der Mannschaft endet, die seit einigen Spieltagen einfach den besseren Lauf hat, kann man wohl von einem völlig normalen Spieltag reden. Völlig unspektakulär liefen auch die beiden Sonntagsspiele ab, wenn man den Platzverweis von Sebastian Kehl ausnimmt.

Eine so dürftige erste Halbzeit hätten die 55.000 Zuschauer der Begegnung Bayern München gegen den Hamburger SV eigentlich nicht verdient gehabt. Einzig die HSV-Abwehr wusste zu überzeugen. Bayern gelang es auch nach der Pause nicht, den Gäste-Riegel zu knacken. Erst ein Freistoß von Heargraves, den Sergio mit dem Kopf unhaltbar verlängerte (70.) brach den Bann. Da der Hamburger Wille zum 0:0 nunmehr gebrochen war, waren die beiden Pizarro-Tore (jetzt in der Liste führend mit insgesamt 8 Treffern) in der Schlussphase zwar schön anzusehen, aber nur das Sahnehäubchen. Die Daten.

Für Bayern-Verfolger Bayer Leverkusen war es wesentlich schwerer. Es dauerte eine Viertelstunde, dann hatte Ballack den Führungstreffer des mehrwöchigen Tabellenführers 1. FC Kaiserslautern aus der 18. Minute (Strasser-Kopfball) ausgeglichen. Zudem benötigte der Favorit einen Foulelfmeter (ebenfalls Ballack, 50.), um die Gäste zu besiegen. Der FCK konnte sich im Angriff letztlich nicht mehr entscheidend durchsetzen und verlor wichtige Punkte auf die Spitze. Bayer blieb in dieser Saison weiter ungeschlagen - dieses Mal allerdings äußerst glanzlos. Die Daten.

Viel Glück und ein etwas unkonzentrierter Angriff des VfB Stuttgart waren die Grundlage für den Erfolg von Borussia Dortmund gegen einen überaus spielfreudigen, starken Gast. Bereits in der ersten Hälfte waren die jungen Schwaben spielbestimmend und drängten den BVB immer wieder zurück. Eine glänzende Kombination, die bei Rosicky, Koller und Ricken endete, brachte dann jedoch das überraschende 1:0 für die ansonsten verkrampft aufspielenden Dortmunder, die ihren Heimkomplex (drei Spiele in Folge nicht gewonnen) mühevoll durchbrachen. Die Daten.

Auch beim VfL Wolfsburg konnte der 1. FC Nürnberg seine Bundesligatauglichkeit nicht unter Beweis stellen. Im Gegenteil. Zwei Ponte-Tore brachten den Club schnell aus dem Rennen. Ein kurzes Aufbäumen nach der Pause war dann zuwenig vom Tabellenletzten. Die Wölfe verdarben den Gästen dann durch einen Petrov-Treffer, nach unnötigem FCN-Ballverlust vor dem 16er, endgültig die Lust am Spiel. Die zwei Abschlusstreffer waren zuletzt die Beigabe, die einen 5:0-Endstand für den VfL ergaben, der dann doch viel zu hoch war. Die Daten.

So dürfte es auch für den FC St. Pauli schwer werden, die Abstiegsränge zu verlassen. Über weite Strecken konnte 1860 München in die Defensive gedrängt werden, doch Chancen wurde zu wenige erspielt. Der frühe, unglückliche Gegentreffer durch ein Gibbs-Eigentor (7.) war zudem auch nicht sonderlich förderlich für das angegriffene Pauli-Nervenkostüm. Doch es blieb bis zur 80. Minute ein Spiel auf ein (1860-)Tor. Zwar endeten die Pauli-Bemühungen meist am 16er der 60er, doch bis dahin wurde gefälliger Fußball geboten. Mit Cernys Konter-Alleingang über 40m und dem glücklichen Abschluss nach einem Abpraller, wurde das Spiel dann gänzlichst auf den Kopf gestellt. Das 0:3 gegen eine nun entblößte Pauli-Abwehr (Häßler, 90.) war letztlich auch nicht mehr überraschend. Ein äußerst glücklicher Arbeitssieg der Münchener. Die Daten.

Vor vollem Haus in der neuen Arena hielt der Gast 1. FC Köln in der ersten Hälfte noch sehr gut mit. Zwar hatte Angriffsführer Ebbe Sand vom FC Schalke 04 bereits den Pfosten getestet, doch das 1:0 der Kölner durch Sinkala in Unterzahl (Scherz sah Gelb-Rot wg. Ballwegschlagen) war schön herausgespielt und nicht unverdient. Sand sorgte jedoch in der 45. per Kopf ("psychologisch wichtig") für den Ausgleich. Hälfte Zwei sah dann eine immer stärker werdende S04-Heimelf und zehn langsam aber sicher abbauende Gästekicker. Die Tore von Möller (54., Alleingang) und Asamoah (82., lenkte Sand-Geschoss im 5m-Raum ins Tor) fielen zwangsläufig und besorgten den Kölnern die sechste Niederlage hintereinander. Die Daten.

Bereits im Vorfeld bezeugte Trainer Funkel von Hansa Rostock dem SV Werder Bremen viel Respekt. Zuviel. Denn sein Team konnte im gesamten Spiel kaum aus einer gehemmten, vorsichtigen Spielweise entrinnen. Werder übernahm also nahezu durchgehend die Initiative, erspielte sich reichlich Chancen (Bode, Frings u.a.), kam aber nicht zu einem verdienten Tor. Erst eine Viertelstunde vor dem Abpfiff - Klasnics Schuss nach einer Glanzparade von Keeper Schober prallte demselben von der rechten Hand ins Tor - brachte den längst fälligen Führungstreffer der Bremer. Das heftige Aufbäumen der Rostocker reichte nur noch zu einem Alluminium-Treffer von Lantz, kam aber viel zu spät. Die Daten.

Damit hatte man nicht gerechnet. Nach doch mehreren couragierten Auswärtsleistungen durfte Borussia Mönchengladbach eher als schwer zu spielendes Team gewertet werden. Davon war bei der Sonntagspartie bei Hertha BSC Berlin jedoch überhaupt nichts zu sehen. Die Berliner bestimmten von der ersten bis zur letzten Minute diese Begegnung. Marcelinho (12.), van Burik (29., toller Weitschuss in den Winkel) und Preetz (66.) besorgten den sicheren Sieg der überlegenden Gastgeber. Die Daten.

Trotzdem der SC Freiburg bereits in der 28. Minute seinen Nationalspieler Kehl durch eine Rote Karte (angedeuteter Ellenbogencheck) verlor, wurde Energie Cottbus über den größten Teil des Spieles sicher beherrscht und verdient mit 3:1 besiegt. Bereits drei Minuten nach dem Platzverweis setzte sich der flinke Iaschwili im Strafraum durch und schob den Ball ins lange Eck. Der Cottbuser Ausgleich war ohne Auswirkungen, denn die Freiburger nutzten den Raum optimal. Die besseren Einzelleistungen vor dem Tor (Tanko/Zkitischwili und But) waren letztlich ausschlaggebend. Die sechste Niederlage hintereinander für Energie. Die Daten.



Wir stecken mitten im Abschiedskampf.

— Mario Basler