Bis zur 86. Minute hielten die engagierten Schalker ihren Kasten sauber. Dann glich López den 1:0-Hinspielerfolg der Gäste aus und führte die Partie damit in eine torlose Verlängerung. Mit zwei parierten Elfmetern brachte der fantastisch aufgelegte Neuer die Königsblauen schließlich ins erste Champions-League-Viertelfinale der Vereinshistorie.
Eine ihrer besten Phasen hatten die Gelsenkirchener gleich zu Beginn, als sie in der Abwehr kompakt standen und gleichzeitig einige freche Angriffe inszenierten. Nach zehn Minuten verschärfte der FC Porto aber plötzlich das Tempo und brachte die Truppe von Mirko Slomka, die nun in der Vorwärtsbewegung viel zu schnell den Ball herschenkte, mächtig in Verlegenheit. Dass den Knappen ein frühes Gegentor erspart blieb, war einzig und allein Schlussmann Manuel Neuer zu verdanken, der innerhalb weniger Sekunden mit starken Reflexen Großchancen von López und Sektioui vereitelte (13.). Die Hausherren waren trotz ihrer fußballerischen Klasse allerdings nicht dazu in der Lage, das Powerplay aufrechtzuerhalten und dem dringend benötigten Treffer nahe zu bleiben. Stattdessen erinnerte sich Heiko Westermann an den Schalker Esprit der Anfangsminuten und fasste sich aus 25 Metern ein Herz – der Schuss des lauffreudigen Linksverteidigers rauschte jedoch drei Meter am Gehäuse vorbei (27.). Mit Ausnahme eines Versuchs von Ricardo Quaresma, den Neuer ohne Folgen ins Zentrum abprallen ließ (37.), blieb die Schlussoffensive des portugiesischen Meisters aus.
Während der S04 konzentriert in die zweite Hälfte startete, scheuten die Gastgeber zunächst das letzte Risiko, da sie bei einem Gegentreffer aufgrund der Auswärtstorregel gleich dreimal hätten einlochen müssen, um noch die nächste Runde zu erreichen. In der 55. Minute brannte es dann aber plötzlich lichterloh im königsblauen Strafraum: Gonzalez legte einen von Quaresma getretenen Freistoß auf Tarik Sektioui ab, der aus vier Metern einnicken wollte; Neuer war jedoch blitzschnell auf dem Posten und bereinigte die Situation mit einer sensationellen Fußabwehr. Nach dieser Gelegenheit lösten sich die Portugiesen zunehmend von ihren taktischen Fesseln und drängten auf die Führung, ohne dabei wirklich zwingend zu werden. Die beste Chance hatte in dieser Phase deshalb Jermaine Jones. Der ehemalige Frankfurter, der sich die fünfte Gelbe Karte einhandelte und damit im Viertelfinalhinspiel fehlen wird, zog aus 20 Metern ab, fand allerdings nicht am herausgeeilten Helton vorbei. Dass sich Portos Keeper bereits außerhalb des Strafraums befand und für sein Handspiel deshalb mit Rot hätte bestraft werden müssen, war dem Schiedsrichtergespann entgangen (65.). Genauer sah Howard Webb acht Minuten vor dem Ende hin, als Fucile mit gestrecktem Bein in einen Zweikampf mit Kobiashvili flog und dafür in die Kabine geschickt wurde – eine harte, aber vertretbare Entscheidung. In Unterzahl gelang der Ferreira-Elf durch einen herrlichen 14-Meter-Schuss von Lisandro López ins lange Eck schließlich doch noch das verdiente 1:0 (86.), das die Begegnung um 30 Minuten erweiterte.
Die hochkarätigeren Möglichkeiten in einer weitgehend ausgeglichenen Verlängerung besaßen die Portugiesen. Doch weder Quaresma, der frei vor dem Tor seinen Meister im zunächst abwartenden und dann glänzend reagierenden Neuer fand (102.), noch der eingewechselte Cech mit einem Lupfer (109.) brachten das Spielgerät über die Linie. Da auf der Gegenseite auch Grossmüller (95.) und dem neu in die Partie gekommenen Asamoah (110.) die Zielgenauigkeit abging, musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Nachdem Manuel Neuer die Strafstöße von Alves und López pariert und Jones auch den vierten Versuch der Gäste versenkt hatte, war der historische Triumph der Schalker besiegelt. Eine zusätzliche Bedeutung hatte der Sieg für Mirko Slomka, der in den vergangenen Tagen ob der jüngsten Darbietungen seiner Schützlinge von Klubboss Schnusenberg öffentlich in Frage gestellt worden war.
Christian Brackhagen
Solche Borussia wäre bei uns immer Meister.
— Giovanni Trapattoni, Co-Trainer des AC Mailand, lobt Borussia Mönchengladbach.