Ein Sieg für die Moral

von Günther Jakobsen09:52 Uhr | 05.11.2009

Dank einer starken zweiten Halbzeit holte der VfB Stuttgart zumindest einen Zähler beim FC Sevilla. Die Stuttgarter können nun aus eigener Kraft das Champions-League-Achtelfinale erreichen, aber nicht unbedingt mit Schützenhilfe der Andalusier rechnen, denn denen genügte bereits das Unentschieden, um vorzeitig die nächste Runde zu erreichen.

Nach sieben Pflichtspielen ohne Sieg waren es die Schwaben selbst, die sich am meisten unter Druck setzten: Sie traten zwar sehr engagiert auf, aber ihr zu hastiges Spiel sorgte auch für viele Fehler. Ausgerechnet Kapitän Hitzlsperger vertändelte mit einem schlampigen Abspiel eine gute Konterchance in Überzahl (3.). Auch die erste Tormöglichkeit der zunächst nur kontrolliert nach vorne spielenden Hausherren wäre nicht entstanden, wenn Boulahrouz den Ball im Spielaufbau nicht an Capel verloren hätte. Der freigespielte Koné schob jedoch das Spielgerät unbedrängt und aus wenigen Metern am Tor vorbei (5.). Die Sevillaner brauchten aber nur einmal das Tempo anzuziehen, eine schnelle Kombination, um in Führung zu gehen: Luis Fabiano spielte einen Romaric-Pass direkt in die Schnittstelle der VfB-Abwehr zu Navas weiter, der schoss am Stuttgarter Torwart Lehmann vorbei ins Netz (14.). Obwohl der frühe Rückstand den schwäbischen Widerstand nicht erstickte, konnten die Gäste die kompakte Defensive des Gegners bis auf wenige Ausnahmen nicht in Verlegenheit bringen: Jedoch schoss Pogrebnyak über die Latte (27.) und scheiterte Boka aus spitzem Winkel am gegnerischen Schlussmann Javi Varas (36.). Die Babbel-Elf war mit dem knappen Rückstand zur Pause noch gut bedient, denn während die Spanier die Partie besser in den Griff bekamen, leistete sich der Gast weiterhin zu viele Abspiel- und Stockfehler. Selbst den Ausfall von Koné (30.), der sich in einem Zweikampf mit Boulahrouz verletzt hatte, verkrafteten die Hausherren gut: Der für den Ivorer eingewechselte eigentliche Stammspieler Negredo fügte sich mit einem Flachschuss, den Lehmann allerdings ohne Probleme festhielt, gut ein (32.). Die Andalusier kamen vor der Pause ein paar weitere Male gut zum Abschluss, wie in der 44. Minute, als Escudé nach einer Ecke die Kugel über den Querbalken setzte.

Die zweite Halbzeit gehörte hingegen den Gästen, die mehr Druck und deutlich mehr Torgefahr als im ersten Durchgang erzeugten. Lange jedoch wollte der Ball den Weg ins gegnerische Gehäuse einfach nicht finden: Kuzmanovic´ Schuss ließ Javi Varas nur abprallen, aber Pogrebnyak nickte an die Latte und Tascis Kopfball fing der Sevilla-Keeper sicher (54.). Selbst in ihrer besten Phase konnten die Stuttgarter ihre Unzulänglichkeiten nicht abstellen: Eine gute Kontergelegenheit wurde liegengelassen, weil keiner in den freien Raum startete (67.). Allerdings hatte der VfB auch Glück, dass die Schüsse von Romaric (61.) und Konko (62.) keine Probleme für Lehmann waren und der am Oberschenkel verletzte Duscher nicht ausgewechselt werden konnte, weil das Wechselkontingent bereits ausgeschöpft war (74.). In Überzahl erzielten die Schwaben dann auch den Ausgleich: Ein von Schieber leicht abgefälschter Kuzmanovic-Schuss schlug diesmal in der rechten Torecke ein (78.). Am Ende waren es die Hausherren, die mit der Punkteteilung besser bedient waren. Denn Stuttgart nahm in der Schlussphase sogar den Sieg ins Visier, jedoch vergab Schieber die beste Möglichkeit, den Siegtreffer zu erzielen, als er mit dem Fuß eine Boka-Flanke am Zielgebiet vorbeidrückte (83.).

Senthuran Sivananda



Ich habe unseren alten Freund Udo Lattek auf der Tribüne gesehen. Und der hat geweint.

— Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge beim Bankett nach dem 0:4-Viertelfinale beim FC Barcelona in der Champions League.