Ein Sieg mit Zittereinlage

von Günther Jakobsen11:51 Uhr | 03.11.2005

Jubel, Kopfschütteln, Angstschweiß und wieder Jubel - Werder Bremen schüttelte den Emotionshaushalt seines Anhanges abermals kräftig durch. Am Ende stand jedoch ein hoch verdienter Erfolg gegen Udinese Calcio.

Sie können´s nicht lassen - die Kicker von Werder Bremen legten auf internationaler Ebene erneut eine Vorstellung von Erinnerungswert hin. Um die Chancen auf den Verbleib im CL-Rennen am Leben zu erhalten, waren die Norddeutschen quasi zum Sieg gegen Udinese verdammt. Den Schreck des kurzfristigen Ausfalls von Goalgetter Ivan Klasnic (Blinddarmentzündung) steckte das Schaaf-Team unbeeindruckt weg. Der neben Klose in die Startformation berufene Valdez war ein gleichwertiger Ersatz und zeichnete sich als Vorbereiter dreier Werder-Treffer aus. Die 2:0-Pausenführung, nach Toren von Klose und Baumann, war hoch verdient, da Werder das Spiel eindeutig bestimmte und nur einmal, als Iaquinta rechts im Strafraum zum Schuss kam und das Leder an den Pfosten hämmerte (37.), ernsthaft bedroht wurde.

Der bestens aufgelegte Johan Micoud verwertete in der 51. Minute eine Maßflanke von Valdez per Kopf zum 3:0 - und das Weserstadion schwelgte im Siegestaumel. Nur neun Minuten später beherrschte ein ganz anderes Empfinden die Szenerie auf den Rängen: Ungläubiges Erstaunen machte sich breit, denn binnen sechs Minuten hatten die Gäste zum 3:3 ausgeglichen. Nachlässigkeiten in der Bremer Abwehr ermöglichten Torchancen der eigentlich schon geschlagenen Gäste, die sie dankbar annahmen. Beim 1:3 machte Reinke keine glückliche Figur, als ihm der Linksschuss des besten Udinese-Akteurs, Antonio Di Natale, unter dem Körper durchrutschte (54.). Beim 2:3, erneut durch Di Natale, war der Bremer chancenlos, da seine Vorderleute den Gästestürmer frei zum Schuss kommen ließen (57.). Der Ausgleichstreffer kam zustande, als Reinke eine Flanke über links nicht erreichte. Der Ball segelte dem im Rückwärtsgang befindlichen Schulz überraschend vor die Füße, und vom Abwehrspieler prallte das Spielgerät ins eigene Netz (60.). Eine fatale Entwicklung also, aber die Bremer verloren nicht die Fassung. Sie rissen das Spiel wieder an sich und nachdem der agile Frings seinen Mittelfeldkollegen Micoud mit einem Zuspiel über rechts bedient hatte, war die grün-weiße Welt wieder in Ordnung, denn der Franzose sorgte mit seinem zweiten Treffer (67.) für den dringend benötigten Sieg. Udinese schwächte sich selbst da Pinzi vorzeitig gehen musste (71., Gelb-Rot) und hatte Pech, dass ein Rempler Naldos gegen Iaquinta nicht mit einem Strafstoß geahndet wurde. Auf der anderen Seite bot sich auch den Bremern in der Schlussphase noch eine Riesenmöglichkeit, als ein Kopfball des eingewechselten Hunt erst auf der Linie abgefangen wurde.

André Schulin



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— Lothar Emmerich