Da die Würfel des weiteren Turnierverlaufs für beide Teams schon vor dem Anpfiff gefallen waren (Portugal im Viertelfinale, die Schweiz ausgeschieden), konnte Portugal experimentieren und die Schweiz unbelastet in das letzte Gruppenspiel gehen.
Tröstliches Ende des Turniers für den Mit-Ausrichter Schweiz: Der 2:0-Erfolg gegen Portugal ging als erster EM-Sieg der Eidgenossen in die Annalen ein. Der scheidende Trainer Jacob Kuhn gab dem ebenfalls seinen Abschied von der Nationalelf feiernden Schlussmann Pascal Zuberbühler die Gelegenheit zu einem Ausstand vor großer Kulisse. Und der Schlussmann bewährte sich erstmals in der 18. Minute, als er einen abgefälschten Freistoß von Alves noch an die Querlatte lenken konnte. Portugals Auswahl war gegenüber den beiden ersten Spielen erheblich umgekrempelt worden, da Felipe Scolari seinen Stars eine Ruhepause gönnte. Als Nani nach einer Viertelstunde im Schweizer Sechzehner durch Lichtsteiner zu Fall gebracht wurde, hätte die umgebaute Seleccao einen Strafstoß erhalten müssen - allein der Schiri verweigerte den Pfiff. Nun kamen die Portugiesen besser ins Spiel und erspielten eine gute Führungschance durch Postiga, dessen Schuss Zuberbühler jedoch meisterte (24.). Die Schweizer kamen in den ersten 45 Minuten seltener zu aussichtsreichen Torgelegenheiten, die beste bot sich Yakin nach einer guten halben Stunde, aber seinen Kopfball fischte Ricardo aus dem Winkel.
Das muntere Hin und Her wurde nach Wiederanpfiff fortgesetzt und erneut hatten die Portugiesen die erste große Chance, als Nanis Schuss am Pfosten landete (53.). Allmählich erarbeiteten sich die Schweizer jedoch größere Spielanteile und kamen dem Führungstreffer näher. Pech für Inler, dessen kraftvoller Schuss auch den Eidgenossen das zweifelhafte Vergnügen eines Pfostentreffers bescherte (65.). Somit fiel das 1:0 durch Yakin, nach Zuspiel von Derdiyok, nicht ohne sich vorher angekündigt zu haben (71.). Schon eher kam der Pfiff des Unparteiischen in der 83. Minute überraschend, als Meira ein elfmeterwürdiges Foul gegen Barnetta zugesprochen wurde. Yakin, der kurz darauf einen Sonderapplaus des Publikums genoss (Auswechslung gegen Cabanas), verwandelte den Strafstoß souverän zur 2:0-Führung. Dies war die letzte größere Aktion einer Partie, die, da ohne Auswirkungen auf den Turnierverlauf, eher unter den Vorzeichen eines Freundschaftsspiels stattfand. Die Schweiz verabschiedete sich würdig aus der Veranstaltung, während Portugals Trainer die Gelegenheit nutzte, Akteuren aus der zweiten Reihe Spielpraxis zu verschaffen.
André Schulin
Noch gar nicht, dazu bin ich zu sehr Realist!
— Stefan Kuntz, Nationaltrainer der Türkei, vor dem WM-Playoff-Halbfinale gegen Portugal und Cristiano Ronaldo, zur Frage, wie oft er schon an die WM gedacht habe...