Eine neue Chance

von Günther Jakobsen13:14 Uhr | 06.07.2009

Mit der Verpflichtung Michael Owens haute ManU-Coach Sir Alex Ferguson nach etlichen Nackenschlägen einen Transfercoup heraus, der zum aktuellen Zeitpunkt zwar keine Euphorieausschüttungen bei den Fans der „Red Devils“ verursacht, aber wohlwollend registriert wird, obwohl der Stürmer einst das Aushängeschild des Klassenfeinds FC Liverpool war.

Dass man trotz großer sportlicher Erfolge nicht in der Lage war, seine personellen Vorstellungen durchzusetzen, nagt enorm am Selbstverständnis Manchester Uniteds. Zuerst nörgelte sich Cristiano Ronaldo aus seinem Vertrag heraus, um bei Real Madrid zum bestbezahlten Fußballer (sowohl in Ablöse wie Gehalt) aufzusteigen. Er würde diesem Klub nicht einmal „einen Virus verkaufen“ hatte sich Ferguson lange gesträubt, Ronaldo zum spanischen Rekordmeister ziehen zu lassen - gegen die horrenden Summen, die dann ins Spiel gebracht wurden, konnten dann die gern auch selbst mal klotzenden „Red Devils“ nicht anstinken. Zusätzliche Pein für ManU: Auch jene Spieler, die man eigentlich als Ersatz für die künftig fehlende Offensivkraft Ronaldos zu kaufen gedachte - Kaka und Benzema - wurden von Real weggeschnappt. Eventuell wird diese Liste noch durch Ribery erweitert, der allerdings wenig Neigung zeigte, auf die Insel zu wechseln. Ein weiterer, schmerzhafter Tiefschlag traf die „Red Devils“ durch den Weggang des bei den Fans hochgeschätzten Carlos Tevez. Der Argentinier kehrte dem Verein den Rücken und ließ den Vertrag auslaufen, weil er sich nach eigener Einschätzung in der Hierarchie unterbewertet fühlte. Gut möglich, dass er trotzdem in Manchester bleibt - allerdings beim Lokalrivalen Manchester City, der sich nach der Übernahme durch einen aus Abu Dhabi stammenden Scheich als Krösus der Liga geriert. Dem Verlust der Offensivpower hatte ManU bislang nichts entgegenzusetzen, die Verpflichtung des jungen Ecuadorianers Luis Valencia (Flügelstürmer) kann dazu kaum genügen. Nun also Michael Owen.

Als Wunderkind stürmte Owen einst in die Herzen der Engländer. Beim FC Liverpool schoss er in 216 Ligaspielen 118 Tore (1996-2004), wurde 2001 Europas „Fußballer des Jahres“. Mit dem Abschied von den „Reds“ begann sein Abstieg. Bei Real Madrid (2004-05) war er nicht in der Startelf gesetzt und die schnelle Rückkehr nach England brachte auch keine Besserung. Im Trikot der Magpies von Newcastle United (2005-09) sah er genauso unglücklich aus, wie er spielte; hinzu kamen zwei schwere Verletzungen (Fraktur im Mittelfuß, Kreuzbandriss im Knie). Der Vertrag in Newcastle lief aus und nur mittelklassige Vereine (Stoke City, Hull City) zeigten überhaupt ein Interesse daran, den 29-Jährigen zu verpflichten. Vermutlich wäre auch Ferguson, der den früheren Nationalspieler stets geschätzt hatte, nicht auf den Gedanken gekommen, Owen derzeit ein Angebot zu unterbreiten, wenn die anderen Planungen aufgegangen wären. Auf unerwartete Weise tat sich nun eine Tür auf: Findet Owen eine Bindung zum hochkarätig besetzten Ensemble der „Red Devils“, könnte er seiner Karriere wieder eine aufsteigende Tendenz verleihen und gleichzeitig ManUs Lücken schließen. Einen Versuch ist es allemal wert, zumal in einer Atmosphäre, da Erfolg im Fußball mehr denn je durch Geschäftszahlen ausgedrückt wird.

André Schulin



Ich finde, der Schiedsrichter hat grundsätzlich ordentlich gepfiffen. Nur in den entscheidenden Szenen - da hat er danebengelegen.

— Niko Kovac nach dem 0:1 gegen Bayern München