DFB-Team

Einer kam durch

von Günther Jakobsen10:41 Uhr | 16.10.2008

Nach dem spannenden Schlagabtausch gegen Russland verkam Deutschlands nächster Auftritt zur erwarteten Quälerei. Meilenweit vor seinem Tor machte Wales der Löw-Elf das Spiel kaputt und zog sich über eine Stunde damit gut aus der Affäre. Als nichts mehr half, zückte Deutschlands Kleinster schließlich den Hammer und erzwang mit seinem ersten Länderspieltor einen dünnen, aber verdienten 1:0-Erfolg.

Michael Ballack hatte sich nach langer Hängepartie doch noch zum Einsatz gemeldet und verdrängte damit nicht zuletzt Torsten Frings erneut auf die Bank, da Joachim Löw keine Veranlassung sah, die Startelf aus dem Russland-Spiel zu ändern. Ähnlichkeiten mit dem flotten 2:1-Sieg vom Samstag gab es daneben allerdings keine. Schon jenseits der Mittellinie spannten die Waliser ein enges Abfangnetz auf, während die DFB-Elf zunächst noch eifrig versuchte, mit dem üblichen Kombinationsspiel einen Weg zum Tor aufzutun. Damit kam sie jedoch keinen Deut voran. Eher aus Versehen kam Miroslav Klose nach einem Angriff über rechts überhaupt mal zum Abschluss (14.), ansonsten dauerte es nicht lange, bis der Favorit auf Distanzschüsse wie jenen von Schweinsteiger angewiesen war, der aus fast 25 Metern auf die Latte tupfte (31.). Wales zeigte exakt sein berüchtigtes Spiel, vor dem Joachim Löw seine Mannschaft gewarnt hatte und verstand es zumindest einmal aus der Tiefe heraus gar recht gefährlich zu kontern: Bellamy, der sich nicht zum letzten Mal geschickt um Arne Friedrich herumwand, schoss Mitte der Halbzeit am langen Eck vorbei. Der Rest des ersten Durchgangs gehörte ganz allein dem Gastgeber, der sich zwar nicht aus der Ruhe bringen ließ, allzu viel Leidenschaft allerdings nicht investierte. Als der insgesamt blasse Ballack kurz vor der Pause noch an Hennessey scheiterte (42.), hatte man sich an der zähen Partie beinahe satt gesehen.

Mit Wiederbeginn aber wurde alles anders. Sowohl gegen das walisische Zerstörprogramm als auch gegen die eigene Lethargie setzte sich Deutschland nun besser zur Wehr und meißelte die Abwehrwand immer entschlossener auf. Die erste Chance ergab sich per Konter zunächst noch der Toshack-Elf, deren einziger Star Craig Bellamy zum zweiten Mal ausbüchsen und diesmal erst von Adler gestoppt werden konnte (54.). Danach aber drückte die Heimelf aufs Gas. Nach Pass von Schweinsteiger verstolperte Trochowski erst aus guter Position (58.), ehe gleich nach ihm Schweinsteiger selbst und schließlich Philipp Lahm nur hauchdünn daneben zielten (64.). Selbst den Konditionswundern aus Wales setzte Deutschlands Powerplay allmählich nun zu, denn immer mehr Tacklings griffen mittlerweile auch ins Leere. Den Lohn gab es in der 72. Minute. Gerade noch hatte Schweinsteiger zum dritten Mal daneben gezielt, als sich nun wieder Trochowski versuchte. Am linken Strafraumeck schüttelte er Edwards trickreich ab, legte sich die Kugel vom linken Fuß auf rechts und donnerte sie schließlich aus 18 Metern genau in den Giebel – mit seinem allerersten Länderspieltor erzwang der Hamburger die längst verdiente Führung. Wales hatte nun kaum eine Wahl, als sich selbst noch einmal vor dem Tor zu probieren und hätte tatsächlich auch beinahe den Ausgleich markiert, als Gunter aus kurzer Distanz fast zum Abschluss kam (81.). Allein weil Michael Ballack auch noch den Pfosten traf (75.), hätte alles andere als ein deutscher Sieg jedoch zum Spiel nicht gepasst, das nie elegant geführt, aber pflichtgemäß beendet wurde. Seine wohl wichtigste Woche in der Qualifikation meisterte Deutschland daher ohne jeden Schaden und zog der direkten Konkurrenz bis auf weiteres davon.

Maik Großmann



Wir müssen die Basis fundieren.

— Rainer Bonhof