Die Elfenbeinküste zählt zu den Geheimfavoriten auf den WM-Titel. Aber eine schwere Vorrundengruppe, ein verletzter Kapitän und die fast schon traditionelle Nervenschwäche der Ivorer verheißen ein frühes Ausscheiden.
Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Am 4. Juni brach sich Didier Drogba in einem Testspiel gegen Japan (2:0) den Ellbogen, einen Tag später wurde der ivorische Stürmerstar operiert, und trotzdem möchte er dabei sein, wenn am 15. Juni die Weltmeisterschaft für die Elfenbeinküste mit dem Spiel gegen Portugal beginnt. Noch mehr als Drogbas Tore würde er als Leithammel der Mannschaft fehlen. Aber es reicht nicht nur, wenn der Kapitän auf dem Platz steht, er muss auch in guter Form sein.
Die Weltmeisterschaft ist für die Goldene Generation der Ivorer eine der letzten Titelchancen. In der Vergangenheit präsentierten sich die „Elefanten“ jedoch zu nervenschwach, um der immensen Erwartungshaltung standzuhalten. Bei der diesjährigen Afrikameisterschaft scheiterten sie, wenn auch unglücklich, im Viertelfinale an Algerien (2:3 n.V.). Der Bosnier Vahid Halilhodzic wurde danach entlassen, obwohl er in den zwei Jahren als Nationaltrainer lediglich zwei Spiele verloren und die Elfenbeinküste souverän zur Weltmeisterschaft geführt hatte (keine einzige Niederlage in den zwölf Qualifikationsspielen). Sein Nachfolger Sven-Göran Eriksson hatte nur gut zwei Monate Zeit, um die Mannschaft auf das Turnier in Südafrika vorzubereiten. Zu wenig, um vom 4-3-3 auf das vom Schweden präferierte 4-4-2 umzustellen.
Die Ivorer haben eine Reihe sehr guter Einzelkönner, allerdings kein eingeschworenes, sondern eher ein zerstrittenes Team. Neben Drogba spielen auch Emmanuel Eboué (Arsenal London), Salomon Kalou (Chelsea London), Romaric, Didier Zokora (beide FC Sevilla), Kolo Touré (Manchester City) und Yaya Touré (FC Barcelona) bei europäischen Topvereinen. Lediglich im Tor sind die Ivorer nicht erstklassig besetzt, aber zumindest besser als der Großteil der afrikanischen Konkurrenz. Boubacar Barry ist immerhin die Nummer eins beim belgischen Erstligisten KSC Lokeren und wurde vergangenes Jahr im Geburtsland der Fritten zum besten Torhüter gewählt. Die Abwehr wirkt stabiler, nachdem sich Zokora vom defensiven Mittelfeld in die Innenverteidigung zurückgezogen hat.
Die Westafrikaner sind wie bei ihrer ersten WM vor vier Jahren in der Todesgruppe gelandet. 2006 scheiterten sie in der Vorrunde an Argentinien und die Niederlande, obwohl ihr erstes Spiel gegen die Gauchos (1:2) das vermeintlich beste des gesamten Turniers war. Die letzte, jedoch unbedeutende Gruppenpartie gegen Serbien&Montenegro gewannen sie (3:2). Diesmal heißen die Gegner Brasilien, Portugal und Nordkorea. Und damit nicht genug: Selbst wenn die „Elefanten“ diese Mühle überstehen und vor Portugal (wohl) Gruppenzweiter werden sollten, wäre im Achtelfinale wahrscheinlich Spanien der Gegner.
Mögliche Aufstellung: Barry - Demel, K. Touré, Zokora, Tiené - Y. Touré - Eboué, Tioté - Dindane, Drogba (Doumbia), Kalou
Senthuran Sivananda
Ich musste ihm eine Ohrfeige geben. Wie hätte ich das sonst meiner Frau erklären sollen?
— Youri Djorkaeff, nachdem ihn sein Gegenspieler Thorsten Fink während eines Spiels auf den Mund geküsst hatte