Schlüsselspiele zum Gruppenstart

von Günther Jakobsen14:22 Uhr | 13.06.2016
Mutmaßlich sein letztes großes Turnier: Zlatan Ibrahimovic (Schweden)

Die Leistungsdichte in der Gruppe E scheint auf dem ersten Blick nicht besonders ausgeprägt zu sein. Italien und Belgien gelten als klare Kandidaten fürs Achtelfinale, Schweden und Irland als Konkurrenten für Platz drei. In den Tests des Frühjahrs war der Output der Favoriten aber eher durchwachsen, während die Außenseiter mit teils positiven Resultaten aufwarteten. Der erste Spieltag steckt bereits voller Brisanz.





Die Italiener gehören bei dieser EM erstmals nicht zu den Top-Favoriten, obwohl die Qualifikation vergleichsweise souverän ablief. Keine Niederlage und nur sieben Gegentore in den zehn Partien stehen als positive Bilanz zu Buche. Allerdings deuten die nur 16 eigenen Treffer auf den „bewährten“ italienischen Minimalismus in der Offensive hin. Trainer Antonio Conte wird das Team zudem nur noch bei dieser EM betreuen, hat die Zusammenarbeit mit dem Verband aufgekündigt, weil ihm dessen „Unterstützung“ nicht zusagt, u.a. die Nachwuchsarbeit vernachlässigt wird. Nun fielen auch noch mit Marchisio und Verratti zwei Stammspieler im Mittelfeld aus, die die zweite Reihe aus dem Kader nur schwerlich ersetzen kann. Der Angriff bleibt zudem das Sorgenkind, trifft fiel zu selten, während die Juve-Abwehrreihe Barzagli-Benucci-Chiellini vor dem“ewigen“ Gianluigi Buffon, immer noch ein Weltklasse-Tormann, höchsten Ansprüchen genügt. Ein Debakel wie bei der letzten WM sollten die Azzurri auf jeden Fall vermeiden können, nach einer Startniederlage gegen Belgien aber könnten sogar Schweden und Irland zur Gefahr werden.

Belgien ist nicht nur in der Weltrangliste ganz oben angesiedelt, auch im Favoritenranking dieses Turniers steht die Wilmots-Elf neben Frankreich, Deutschland und Spanien unter den vier Top-Anwärtern auf den Titel. Allerdings liefen die letzten Tests recht unrund ab, auch wenn es keine Niederlage gab. Die Abwehr wirkte teils weniger sattelfest, der Angriff nicht so durchschlagskräftig wie in der Quali und auf dem Papier. Dennoch dürfte die Qualität des jungen Teams um den herausragenden Kevin de Bruyne stark genug sein, zu Beginn die Italiener zu bezwingen, um dann auch Schweden und Irland zu beherrschen. Interessant wird es, wenn man zum Start den Italienern unterliegt, deren Defensive dem belgischen Optimismus im Wege stehen könnte. Ein frühes Schlüsselspiel in dieser Gruppe.

Die schwedische Formation wird leider oft auf den Ausnahmekicker Zlatan Ibrahimovic reduziert, hat aber längst bewiesen, dass sich weitere erstklassige Player im Team befinden. Vor allem offensiv dürften Forsberg, Källström und Berg für zusätzliche Gefahr neben Weltstar „Ibra“ sorgen können, der speziell in diesem Jahr immer wieder mit herausragenden Leistungen bei Paris St. Germain von sich Reden machte. Sollten die Schwächen in der Defensive, die bestenfalls gediegenes Mittelmaß präsentiert, aufgefangen werden können, hat das Drei-Kronen-Team das Potential für die ein oder andere Überraschung.

Das Spiel gegen die Schweden dürfte für Irland entscheidend sein. Die Truppe von Martin O’Neill lebt vom Kampf, von der Laufbereitschaft und vom großen Willen. Diese Elemente reichten nicht selten aus, um auch wesentlich höher eingeschätzte Gegner in den Enge zu treiben. Zwar treten die spielerische Fähigkeiten bei den Iren gegenüber allen Konkurrenten in der Gruppe E stark zurück, doch die Männer von der grünen Insel bleiben ein harter Brocken, dem man nicht mit Schön- und Querspielerei zuliebe rücken sollte. Die Kreativspieler dieser Gruppe gehören allerdings den Gegnern Irlands an.

Ulrich Merk



Er ist nicht der Typ Handlungsbevollmächtigter eines Groß-Konzerns, er kommt elegant daher, haut einen Spruch raus, pafft seinen Zigarillo.

— Leverkusens Managerlegende Reiner Calmund über den neuen Trainer Dragoslav Stepanovic.