Am Samstag wird die siebte Runde in der EM-2008-Qualifikation ausgetragen. Während sich in einigen Gruppen bereits Favoriten für die beiden ersten Plätze herauskristallisieren, ist beispielsweise die Lage in Gruppe B, mit den WM-Finalisten Italien und Frankreich, noch völlig offen. Aus der Tiefe des Raumes kommend (zwei Spiele weniger als die Konkurrenz) hält Dänemark sogar noch die Option auf den Spitzenplatz der Gruppe F in Händen.
Abschiedsspiel von Giggs
Wenn die DFB-Auswahl am Samstag gegen San Marino antritt (Hinspiel 13:0), wird sie nach menschlichem Ermessen ihre Führung in Gruppe D verteidigen, bzw. ausbauen. Den zweitplatzierten Tschechen steht mit ihrem Auswärtsspiel in Wales ein schwererer Gang bevor. Das Hinspiel entschieden Rosicky, Koller und Co. nur knapp in vorletzter Minute mit 2:1 für sich. Wales enttäuschte allerdings bislang in der EM-Quali; die zwei Siege gegen die Fußballzwerge aus San Marino und Zypern reichten nicht, um den Anschluss an die Gruppenspitze zu halten. Ryan Giggs, der prominenteste Kicker in Reihen der Waliser, entschied sich, im Spiel gegen Tschechien letztmalig das Nationaltrikot überzustreifen. Der 33-Jährige (63 Länderspiele) erklärte seine ganze Kraft zu brauchen, um mit Manchester United in der kommenden Saison, neben den Herausforderungen in der Premier League, speziell den Champions-League-Erfolg anzustreben.
Klare Favoriten
Polen ist Favorit (16 Pt.) beim Gastspiel in Aserbeidschan (4 Pt.), da auch das Hinspiel schon mit einem klaren Erfolg der von Leo Beenhakker betreuten Mannschaft endete. Als Warnung sollte jedoch der letzte Auftritt Aserbeidschans registriert werden, der der Elf vom Kaspischen Meer einen 1:0-Sieg gegen Finnland (11 Pt.) bescherte, das seinerseits noch realistische Hoffnung auf Platz zwei in Gruppe A hegen kann. Die Finnen messen sich mit den punktgleichen Serben; Portugal (auch 11 Zähler) reist zu den kaum noch in die Entscheidung involvierten Belgiern (7 Pt.). Felipe Scolari hat drei Neue in die portugiesische Auswahl berufen (Duda, Alves, Bosingwa), auch weil wichtige Stammkräfte (Simao, Ronaldo) ausfallen. Die Gruppe C wird klar von zwei Teams dominiert: Der Türkei (13 Pt.) und Griechenland (12 Pt.). Daran werden die Ergebnisse des Wochenendes nichts ändern. Selbst die Wahrscheinlichkeit eines Wechsels an der Tabellenspitze ist - gemessen an den bisherigen Spielen - nicht hoch, obwohl die Griechen daheim antreten können (gegen Ungarn), während die Türken ein Auswärtsspiel beim Drittplatzierten Bosnien-Herzegowina haben. Kurioserweise sammelten die Bosnier ihre sieben Zähler allesamt auswärts und kassierten Niederlagen in beiden Heimspielen.
Vierkampf mit WM-Finalisten
In der hochkarätig besetzten Gruppe B balgen sich vier nahezu gleichauf liegende Teams um die Endrunden-Tickets. Noch liegen die Ukraine (12 Pt.) und Schottland (12 Pt., ein Spiel mehr) vor den WM-Finalisten Frankreich (12 Pt.) und Italien (10 Pt.). Das könnte sich allerdings bereits am Wochenende ändern, wenn die Franzosen Tabellenführer Ukraine empfangen und Weltmeister Italien bei den deklassierten Färöern (0 Pt., 1:23 Tore) antreten. Ähnlich eng präsentiert sich das Bild in Gruppe E, wo Kroatien (13 Pt.), Israel (11 Pt.), Russland (11 Pt.) und England (11 Pt.) noch aussichtsreich im Rennen liegen. Neben dem knappen Zweipunkte-Vorsprung vor der Konkurrenz haben die Kroaten im Vergleich zu Israel und England zudem noch ein Spiel weniger ausgetragen. Ein Sieg im Auswärtsspiel bei den bislang noch punkt- und torlosen Esten könnte die Position der Elf von Slaven Bilic nochmals verbessern. Russland hat mit der Heimpartie gegen Andorra indes auch keine unüberwindlich scheinende Aufgabe vor sich, derweil Israel - das schon mit den Remis in Russland und gegen England positiv überraschte - nach Mazedonien reist.
Bulgarien mit Zwei-Spiele-Coach
Da sowohl Rumänien (11 Pt.) als auch Bulgarien (9 Pt.) noch ungeschlagen sind und ein Spiel weniger aufweisen, darf von einem Alleingang der Niederländer (14 Pt.) in Gruppe G noch nicht gesprochen werden. Die Wochenendspiele bescheren den Verfolgern Auswärtstermine (Rumänien in Slowenien, Bulgarien in Weißrussland). Bei den Bulgaren hat Stanimir Stoilov, der Trainer von Levski Sofia, für zwei Spiele zusätzlich die Betreuung der Nationalelf übernommen, da Hristo Stoitchkov kurzfristig absprang. Noch unklarer ist die Situation in Gruppe F. Während Spitzenreiter Nordirland (13 Pt.) bereits sechs Partien gespielt hat, kommen Dänemark und Lettland erst auf vier Spiele in der Qualifikation. Speziell die Dänen (7 Pt., derzeit Platz 4) könnten das Tabellenbild - Erfolge in den ausstehenden Spielen vorausgesetzt - grundlegend verändern. Zunächst aber gilt es für sie, gegen den Nachbarn Schweden (12 Pt.) zu bestehen, dem schon ein Remis zur zwischenzeitlichen Führung in der Gruppe genügen würde. Auch Spanien (9 Pt., Auswärtsspiel in Lettland) hat noch reelle Endrundenchancen, kann sich aufgrund der Niederlagen gegen Nordirland und Schweden allerdings kaum noch Ausrutscher leisten. Der 21-jährige Osasuna-Stürmer Roberto Soldado könnte sein Debüt im spanischen Team geben, da Morientes verletzungsbedingt passen musste.
André Schulin
Der Lattek, als er noch Trainer war.
— Udo Lattek 1991 auf die Frage, wer der beste Trainer ist...