Ende der Fahnenstange

Früh und unvermittelt ging Bochum in Führung und brachte damit ein schreckliches Spiel auf den Weg. Oft genug bot sich dem VfL die Chance zu weiteren Treffern, doch es fehlte an der letzten Courage. Hannover hingegen fand zu keiner Zeit zu konstruktivem Spiel und steckte den Gegner gar noch an mit seiner schlimmen Fehlpassquote. Es war ein würdiger Kampf um den letzten Platz.
Was immer sich Hannover gegen das Schlusslicht vorgenommen hatte, nach drei Minuten war alles über den Haufen geworfen. Grote schlenzte einen Freistoß aus dem Halbfeld vors Tor, und alle rutschten vorbei außer Drsek. Aus drei Metern stolperte er den Ball hinein. Bochums Spiel wirkte nun schlagartig durchdacht und clever aufgezogen. Augenfälliger war aber Hannovers Hilflosigkeit, mit der sich weder taugliche Angriffe einleiten ließen noch ein sicheres Abwehrverhalten möglich war. Als Tarnat ohne Gegenwehr ins Aus flankte, gellten schon nach einer Viertelstunde Pfiffe durch die Arena. Zuraws Kopfball nach einer Ecke blieb die Ausnahme (18.), viel gefährlicher war der VfL Bochum, meist über den Griechen Gekas. Erst prüfte er Enke mit einem gewaltigen Schuss von der Strafraumkante (20.), wenig später war er ganz allein durch und setzte die Kugel um Zentimeter neben das Tor. Hannover war gut bedient zu diesem Zeitpunkt und hatte keine andere Wahl, als erst einmal Ruhe ins Spiel zu bringen. Balitschs Schuss aus der Distanz war kaum gefährlich, zeigte dem Publikum allenfalls guten Willen (31.). Je brotloser Hannover angriff desto unverständlicher wurde indes Bochums Schüchternheit. Etliche Male zeigte sich, wie viele Wege es durch Hannovers Verteidigung gab, doch die Gäste fanden sie einfach nicht. Fast hätte Stajner diesen fehlenden Mut noch bestraft, aber Drsek kratzte seinen versteckten Schuss von der Linie (43.).
Das Spiel blieb zäh und unansehnlich. Hannover suchte verzweifelt nach einer Linie, und Bochum war zu feige, um den dünnen Vorsprung auszubauen, auch wenn immer noch mehr Bälle in den Händen Robert Enkes landeten als bei seinem Gegenüber Bade. Wenn die Fans nicht pfiffen, dann rieben sie sich die Augen, so schwach und ermüdend war das Geschehen auf dem Rasen. Nach 75 Minuten dann gab es die erste Torchance des zweiten Durchgangs – und diesmal schlug der VfL zu. Sekunden zuvor eingewechselt verlängerte Joris van Hout mit dem Kopf zu Gekas, der sich etwas glücklich durchwuselte und nur noch ins leere Tor schießen musste. Derselbe Mann kam zehn Minuten später wieder zum Schuss, als ihm Schröter den Ball einfach überließ und er allein auf Enke zulief. Sein Versuch eines Hebers wirkte allerdings ebenso lächerlich wie auch ein 0:3 es gewesen wäre. Bochum war das weniger schwache Team und verdiente sich die drei Punkte redlich. Aber auch nur, weil Hannover von allen guten Geistern verlassen war. Als Schiri Schmidt die zweite Halbzeit abpfiff, endete sie ohne jede Torchance für 96.
Maik Großmann