Englands Elfmetertrauma setzte sich fort

von Günther Jakobsen22:09 Uhr | 09.07.2011

Die englischen Fußballfrauen konnten genauso wenig wie die Männer Elfmeter schießen und schieden im Viertelfinale gegen Frankreich aus. So blieb die zumindest kämpferisch starke Leistung der Britinnen im Duell zweier aufstrebender Frauenfußball-Nationen unbelohnt. Allerdings war der Erfolg der Französinnen verdient, weil sie mehr dafür taten.

Wie schon vor vier Tagen, in der Vorrunde gegen Japan (2:0), waren die Engländerinnen vor allem darauf ausgerichtet, das Spiel des Gegners zu zerstören. Was ihnen eine Halbzeit lang zumindest teilweise gelang - wenn auch nicht so gut wie gegen die Asiatinnen. Zwar sorgten die spielstärkeren und offensiver eingestellten Französinnen zunächst lediglich aus der Distanz (Abily, 4.; Thiney, 25.) oder nach Standardsituationen (Necib, 30.) für Torgefahr. Das lag aber nicht nur an der Leistung der englischen Abwehr, sondern auch an der Ungenauigkeit im französischen Spiel nach vorne. Im Gegensatz zu der Partie gegen Japan erzielten die Britinnen kein frühes Führungstor. In der Offensive operierten sie zu oft mit langen Bällen, die allerdings vor der Pause nur einmal eine Torchance einbrachten. Nach wenigen gespielten Sekunden wurde Smith mit einem Steilpass auf die Reise geschickt. Sie hatte die gegnerische Torhüterin Deville schon umkurvt, aber konnte den Ball nicht an der französischen Verteidigerin Georges vorbeibringen (1.).

Nach der Pause erhöhte die Equipe Tricolore die Schlagzahl. Doch während Delies Schuss am linken Pfosten vorbeistrich (48.), gingen die Engländerinnen auf der Gegenseite in Führung. Scott schüttelte zwei Gegenspielerinnen ab und hob die Kugel aus knapp zwanzig Metern über die zu weit vor ihrem Gehäuse stehende französische Torfrau Deville ins Tor (59.). Frankreich brauchte zwar einige Minuten, um den Schock des überraschenden Rückstandes zu verdauen, aber reagierte dann auf das 0:1 mit wütenden Angriffen. Thomis war bereits alleine auf das gegnerische Tor zugelaufen, scheiterte allerdings an der gegnerischen Schlussfrau Bardsley (85.). Nach der anschließenden Ecke klärte die englische Stürmerin Ellen White - kurz vor der eigenen Torlinie - Lepailleurs Kopfball (86.). In der 87. Minute fiel jedoch der verdiente Ausgleichstreffer. Die Britinnen bekamen die Kugel nicht aus ihrer Gefahrenzone, stattdessen zog Bussaglia aus 18 Metern ab, und der Ball sprang vom linken Pfosten ins Tor. Als wäre der Ausgleich nicht schon genug, nahm die Equipe Tricolore in der restlichen regulären Spielzeit sogar den Siegtreffer ins Visier.

Doch die Engländerinnen retteten sich nicht nur in die Verlängerung, sondern auch ins Elfmeterschießen, obwohl sie stehend k.o. waren und Smith nur noch über das Spielfeld humpelte. Das hinderte den Star der englischen Auswahl jedoch nicht daran, die größte Chance des Vize-Europameisters zum 2:1 vorzubereiten. Ellen White traf aber dann lediglich das Außennetz (103.). Im Elfmeterschießen hatten zunächst die Britinnen die besseren Karten. Gleich die erste Schützin der Französinnen, Abily, scheiterte an der englischen Torfrau. Dann behielten alle die Nerven - bis auf die beiden letzten englischen Schützinnen. Rafferty schoss rechts vorbei, und ausgerechnet Spielführerin Faye White traf die Latte und besiegelte damit das Aus ihres Teams.

Senthuran Sivananda



Wenn man keinen Plan hat, muss man Glück haben. Aber ich hatte den Plan, das Glück zu erzwingen.

— Australiens Trainer Guus Hiddink über die eingewechselten Spieler Tim Cahill und John Aloisi, die bei der WM 2006 einen 0:1-Rückstand gegen Japan in den letzten Minuten in einen 3:1-Sieg verwandelten