Bei ihrem letzten Auftritt in diesem Jahr blieben die Deutschen gegen eine englische B-Elf fast alles schuldig und verloren verdientermaßen mit 1:2. Das Ergebnis der vorangegangenen Auflage des Klassikers, die im August 2007 im Wembley-Stadion stattfand, wurde damit umgedreht.
Bundestrainer Joachim Löw hatte auf die Nominierung von Frings, Ballack, Lahm und Jansen verzichtet und ließ mit dem Hoffenheimer Compper einen Debütanten von Beginn an ran. Auf der anderen Seite fehlten Fabio Capello nicht weniger als acht Stammkräfte, darunter Rooney, Gerrard und Lampard, weshalb ein weitgehend unerfahrenes englisches Team auf dem Berliner Rasen stand. Dieses startete offensiv, fand zunächst aber keinen Weg durch die Abwehr der DFB-Auswahl, die ihrerseits vergeblich nach einer spielerischen Linie suchte. Die erste Chance der Partie gab es somit erst in der 22. Minute, als ein Distanzschuss von Defoe ins Toraus abgefälscht wurde. 60 Sekunden später verfehlte Adler eine Ecke von Downing und Innenverteidiger Matthew Upson stocherte das Spielgerät aus kurzer Entfernung zum 0:1 in die Maschen. Anschließend agierten die Gäste sehr diszipliniert, störten die Deutschen phasenweise früh und gewährten ihnen nur zwei Möglichkeiten: Trochowskis Freistoß wurde aber von James pariert (26.) und Westermann köpfte nach einem Schweinsteiger-Standard deutlich am Kasten vorbei (33.). Hätten Stuart Downing und Shaun Wright-Phillips in der 45. Minute genauer gezielt, wäre das Pfeifkonzert, mit dem die behäbigen und inspirationslosen Adlerträger in die Pause verabschiedet wurden, wohl noch lauter ausgefallen.
Zum zweiten Abschnitt brachte Löw dann mit Tim Wiese einen weiteren Debütanten und tauschte Jones und Klose gegen Marin und Helmes. Wirklich besser wurde das Spiel der DFB-Kicker allerdings nicht. Sie versuchten zwar, den Kontrahenten unter Druck zu setzen, doch von einer Torgelegenheit waren sie ein ganzes Stück entfernt. Mehr Gefahr verströmten da schon die Engländer, die aber in Person von Downing (56.) und Bent, der Wiese bereits hinter sich gelassen hatte (62.), scheiterten. Im Gegenzug kamen die Hausherren völlig unverhofft zum Ausgleich: Als Terry die Kugel für den eingewechselten Schlussmann Carson abschirmen wollte, spritzte Patrick Helmes dazwischen und schob zu seinem ersten Länderspieltreffer ein (63.). Doch auch das Erfolgserlebnis half den Deutschen bei ihrer Suche nach einem Konzept nicht. Stattdessen verbuchten die Three Lions durch Schüsse von Agbonlahor (67.), Downing (71.) und Wright-Phillips (79.), die der reaktionsschnelle Wiese allesamt entschärfte, die nächsten Chancen. Dem hatte die DFB-Elf lediglich gute zehn Minuten sowie einen parierten Distanzversuch von Marin (75.) entgegenzusetzen. Sechs Zeigerumdrehungen vor Schluss fiel dann der leistungsgerechte 1:2-Endstand durch Kapitän John Terry, der sich nach einem Freistoß Downings im Kopfballduell gegen Westermann behauptete und aus sechs Metern die erste deutsche Niederlage seit dem EM-Finale besiegelte.
Christian Brackhagen
Ich bin zu gut, um keinen Erfolg zu haben auf Dauer.
— Udo Lattek