Seit der Umtaufe des Landesmeister-Wettbewerbs zur Champions League (1992/93) gelang keinem Team die Titelverteidigung. Dem FC Barcelona wurde zugetraut, diese Serie zu durchbrechen, doch die Katalanen scheiterten im Halbfinale am FC Chelsea, den sie seit nunmehr sieben Spielen nicht schlagen konnten.
In der 43. Minute schien die Sache zugunsten des FC Barcelona vorentschieden. Der 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel war durch Treffer von Busquets (35.) und Iniesta (43.) korrigiert; der 2:0-Zwischenstand entsprach dem in Richtung Gästegehäuse vorgetragenen Einbahnstraßenfußball. Chelsea hatte aufgrund einer frühen Verletzung Cahills (12., Bosingwa kam) bereits einmal in der Innenverteidigung umstellen müssen, prägender jedoch war die Veränderung, die Terry zu verantworten hatte. Abseits des Spielgeschehens stieß der „Blues“-Skipper Barcelonas Stürmer Sanchez das Knie in den Rücken - eine Tätlichkeit, die den Unparteiischen nicht entging und mit einer Roten Karte quittiert wurde (37.). Zu zehnt, gegen einen spielerisch klar überlegenen Gegner, sah sich Chelsea mit dem nicht unerwarteten Aus konfrontiert. Eine exzellent getimte Aktion, Lampards Steilpass aus dem Mittelfeld in den freien Raum und Ramires’ perfekter Heber über Barca-Keeper Valdes, führten in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit jedoch zum 1:2-Anschlusstreffer, der Chelsea wieder begünstigte.
Der Belagerungszustand rund um Chelseas Sechzehner setzte sich nach Wiederanpfiff fort. Ein Foul Drogbas an Fabregas eröffnete den Katalanen, die gemessen an ihren Spielanteilen (83 % Ballbesitz) nur selten echte Torchancen heraus arbeiteten, die Möglichkeit, Cech, der wie im Hinspiel eine starke Leistung bot, vom Punkt aus zu überwinden. Messis Elfer klatschte jedoch nur gegen den Querbalken (49.). In der 83. Minute hatte der Argentinier nochmals Pech bei einem Pfostenschuss. Unmittelbar davor war der Ball nach einem Schuss von Sanchez zwar im Gästetor eingeschlagen, doch die Abseitsstellung seines Teamkollegen Alves vereitelte die Wertung des Treffers. Während es für die Gastgeber zunehmend enger wurde, hatte das an dramatischen Einlagen nicht arme Spiel seinen letzten Höhepunkt kurz nach Anbruch der Nachspielzeit. Barca war naturgemäß komplett aufgerückt. Deshalb stand Torres, noch in der eigenen Hälfte, völlig frei, als Chelsea an den Ball kam. Ein weiter Befreiungsschlag brachte den früheren Atletico-Spieler in Ballbesitz. Unbehelligt stürmte er auf Barca-Keeper Valdes zu, umkurvte ihn und schob zum 2:2 ein. Chelseas Triumph war besiegelt. Coach Roberto Di Matteo strahlte vor Freude: „Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt gespielt und hatten mit allen Schwierigkeiten zu kämpfen, die man sich in einem Fußballspiel nur vorstellen kann.“ Neben Terry fielen fürs Finale allerdings aufgrund von Gelbsperren noch Meireles, Ramires und Ivanovic aus.
André Schulin
Ich bin von allen deutschen Nationalspielern der schwärzeste.
— Gerald Asamoah