Erik Gerets - mutiger Held, schwarzes Schaf und Roter Teufel

von Günther Jakobsen16:57 Uhr | 21.03.2003

Nach bitteren Pleiten in den ersten Partien unter seiner Regie gilt Erik Gerets jetzt, nach dem Umschwung in der Liga und dem Erreichen des Pokalfinales, als Lauterns Hoffnung auf bessere Zeiten. Mit seinem Engagement und dem optimistisch-realistischen Auftreten eroberte der Belgier die Pfalz und wird vorbehaltlos als „Roter Teufel“ - der er schon vorher war - akzeptiert.

Große internationale Erfahrung
Lange bevor er als Lauterer Trainer in der Pfalz anheuerte, war Erik Gerets (Jahrgang 1954) schon ein „Roter Teufel“ - als beinharter Abwehrspieler in der Viererkette der belgischen Nationalelf. 86 Länderspiele (1975 - 1991) bestritt Gerets für die traditionell rot gekleidete Auswahl der Flamen und Wallonen und erzielte dabei zwei Treffer. Einen bei der EM 1980 (das 1:0 im Gruppenspiel gegen Spanien, Endstand 2:1). Die Belgier kamen bis ins Endspiel, wo sie der DFB-Elf mit 1:2 unterlagen. Auf drei WM-Teilnahmen (1982, 1986 und 1990) kann Erik Gerets zurückschauen. Die erfolgreichste, 1986 in Mexiko, endete erst im Halbfinale gegen Argentinien, wo sich die belgischen „Roten Teufel“ dem damals „göttlichen“ Diego Maradona (erzielte beide Treffer beim 2:0) beugen mussten.

Viele Erfolge und ein Fehltritt
Gerets Profikarriere begann 1972 bei Standard Lüttich. Nach elf Jahren wechselte er zum AC Mailand, wo er jedoch nicht lange blieb. Auch das nachfolgende Engagement bei MVV Maastricht währte nur ein Jahr. 1985 unterschrieb Gerets beim PSV Eindhoven, wo er 1992 seine äußerst erfolgreiche Aktiven-Laufbahn ausklingen ließ: Nach zwei Meisterschaften und einem Pokalerfolg in Belgien, sowie sechs Titelerfolgen und drei Pokaltriumphen in den Niederlanden. Mit Eindhoven gelang ihm 1988 der große Wurf, der Erfolg im Landesmeisterwettbewerb (6:5 n.E. über Benfica Lissabon im Endspiel). 1982 wurde er zu Belgiens „Fußballer des Jahres“ gekürt. Als „schwersten Fehler meines Lebens“ bezeichnete Gerets seine Beteiligung am Bestechungsskandal in der Saison 1981/82, die für ihn ab 1984 eine 13-monatige Sperre zur Folge hatte.

Meistertrainer in Belgien und den Niederlanden
Der Erfolg blieb Gerets auch während seiner Trainertätigkeit, die 1992 bei Standard Lüttich ihren Anfang nahm, treu. Mit Lierse S.K. (1997) und dem FC Brügge (1998) führte er zwei belgische Teams zum Titelgewinn, mit dem PSV Eindhoven (2000 und 2001) feierte er ebenfalls zweimal die Meisterschaft in den Niederlanden.

Schwerer Start in der Bundesliga
Nur einen Sieg holte Lautern aus den ersten elf Bundesligaspielen Spielen unter Gerets - eine katastrophale Bilanz. Trotzdem blieben Vorwürfe gegen den Trainer nahezu völlig aus. Die Ursachen dafür sind hauptsächlich in der Persönlichkeit des Belgiers begründet. Ganz wichtig: Er fand gegenüber der Mannschaft den richtigen Ton, baute zweifelnde Spieler auf (Klose, Dominguez), verordnete Denkpausen für zeitweilig indisponierte Akteure (Basler, Sforza) und verstärkte durch die Verpflichtung von Bill Tchato die Abwehr. Eine wesentliche Rolle für Gerets’ Popularität in der Pfalz spielt sicherlich auch sein Auftreten während des UEFA-Cup-Gastspiels der Lauterer in Eindhoven im März 2001. Als randalierende PSV-Fans den Platz stürmen wollten, stellte sich Gerets, damals Eindhovens Coach, zwischen die aufgebrachte Meute und die FCK-Spieler. Vom Verband Deutscher Sportjournalisten erhielt er deshalb den „Fairplay-Preis“.

André Schulin



Beim Elfmeter konnte er ja nicht gedeckt werden.

— Peter Neururer, Trainer VfL Bochum auf die Frage, wie Benjamin Lauth einen Hattrick gegen sein Team erzielen konnte.