DFB-Team

Ernüchternde Bilanz

von Günther Jakobsen15:54 Uhr | 28.06.2002

Da die Deutschen, mit einer Ausnahme (1974 verlor die DDR 0:1 gegen die Südamerikaner), noch nie in einem WM-Turnier gegen Brasilien antreten mussten, blicken wir auf die Highlights aus den bislang 17 Freundschaftsbegegnungen beider Teams zurück. Die Bilanz ist für die DFB-Elf ziemlich ernüchternd: In den 17 Spielen seit 1963 gab es zehn Niederlagen, vier Remis und nur drei Siege.

Am 5. Mai 1963 verfolgten 71.000 Zuschauer im Hamburger Volksparkstadion die erste Partie der so unterschiedlichen Kontrahenten und sahen trotz der 1:2-Niederlage einen starken Auftritt der Gastgeber. Unter der Führung von Kapitän Uwe Seeler gestalteten die Deutschen das Treffen gegen den damals amtierenden Weltmeister (mit Pelé) überraschend dominierend und gingen auch durch einen Foulelfmeter des Hamburger Außenläufers Jürgen Werner (45.) verdient in Führung. Mittelstürmer Coutinho (69.) per Flachschuss und Pelé (72.) mit einem unhaltbaren 25-Meter-Hammer drehten die Partie jedoch. Torhüter Gylmar rettete mit einigen tollen Paraden den knappen Sieg des Favoriten.

140.000 Zuschauer im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro sahen am 6. Juni 1965 ein total überlegenes brasilianisches Team gegen Deutschland. Nur dank einer Superleistung von Keeper Hans Tilkowski blieb es beim 2:0-Erfolg (Flavio, 26. und Pelé, 90. per Außenrist-Freistoß). 1968 konnte sich die DFB-Elf jedoch revanchieren. Am 16. Juni gewann Deutschland in Stuttgart hochverdient mit 2:1 Toren (Held, 8. und Bernd Dörfel, 56.; Tostao, 57). Im selben Jahr gelang noch ein 2:2 nach 0:2-Rückstand in Rio mit dem erstmals als Libero eingesetzten Franz Beckenbauer. Nach zwei Edu-Treffern (30. und 37.) glich das Helmut Schön-Team durch Tore von Sigi Held (48.) und Klaus Gerwien (70. per Fallrückzieher!) noch zum 2:2-Endergebnis nach der Pause aus. Wieder lieferte Willi Schutz als Pelé-Sonderbewacher eine starke Partie.

In den nächsten sechs Auseinandersetzungen zwischen 1973 und 1982 gab es fünf Niederlagen und ein Unentschieden (1:1, 1977 in Rio). Vor der WM 1986 (die DFB-Elf wurde bekanntlich Vize-Weltmeister) war Brasilien am 12. März im Frankfurter Waldstadion zu Gast. Obwohl die verletzten Völler, Augenthaler und Littbarski ersetzt werden mussten, siegten die Gastgeber sicher mit 2:0 (8., Briegel per Kopfball und Klaus Allofs, 88.), woran auch die enttäuschenden Superstars Falcao, Müller (Achtung: Künstlername!), Careca und Socrates nichts ändern konnten. Auch am 12. Dezember 1987 in Brasilia, obwohl die deutschen „Legionäre“ nicht dabei waren, gab es ein respektables 1:1. Stefan Reuter glich damals die Führung von Batista aus der 68. Minute mit einem Schuss aus zehn Metern kurz vor dem Abpfiff in einer spielerisch schwachen Partie aus.

Nach einem 1:3 (1992) in Porto Allegre und dem 3:3 in Washington nach 0:3-Rückstand (1993), gelang Deutschland in Köln am 17. November der letzte Sieg gegen die Selecao. Guido Buchwald (38.) und Andreas Möller (41.) schossen bei einem Gegentreffer von Evair (40.) schon vor der Pause den 2:1-Endstand heraus. Vor der WM in Frankreich trafen sich am 25. März 1998 Deutschland und Brasilien in Stuttgart zum bislang vorletzten Spiel. Bereits mit dabei waren Cafu, Roberto Carlos, Rivaldo, Denilson und Ronaldo, sowie Dietmar Hamann, Christian Ziege und Oliver Bierhoff (Linke und Ricken blieben auf der Reservebank) auf deutscher Seite. Der 2:1-Siegtreffer durch Ronaldo fiel zwei Minuten vor dem Abpfiff. Trotzdem blieben die Kritiken für die DFB-Elf nach der Partie wohlwollend.

„0:4-Pleite! … Armes Deutschland“ übertitelte der „Kicker“ die Niederlage des letzten Aufeinandertreffens vom 24. Juli 1999 in Guadalajara beim Confederations-Cup. Als bester Spieler wurde Thomas Linke auf deutscher Seite ausgewiesen, während Michael Ballack in seinem zweiten Länderspiel „taktisch unbeholfen“ agierte; Lars Ricken und Oliver Neuville enttäuschten ebenfalls. Frank Baumann und Bernd Schneider schmorten damals auf der Reservebank, während Keeper Jens Lehmann keine Schuld an den vier Gegentoren zugewiesen wurde. Einzig Ronaldinho (vergab sogar noch einen Elfer gegen Lehmann) war von der jetzigen, mutmaßlichen Start-Final-Elf der Südamerikaner dabei.

So muss man eine recht ernüchternde Bilanz aus den bisherigen Begegnungen gegen Brasilien ziehen. Doch die Erfolge der Deutschen machen zumindest auch Hoffnung vor dem großen Finale, denn abgesehen von der letzten Niederlage gab es zumeist recht knappe Ergebnisse und unterhaltsame Auseinandersetzungen. Eben Klassiker.

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— 96-Boss Martin Kind zur Frage, wer Nachfolger von Hannover-Coach Ralf Rangnick wird.