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Erste Krone für Zenit

von Günther Jakobsen09:23 Uhr | 15.05.2008

Wie erwartet spielte Glasgow auch im Finale sein unmodernes Spiel, igelte sich stur hinten ein und stellte das Advocaat-Team vor ein kniffliges Rätsel. Kaum riskierten die Schotten dann aber mehr, schnappte St. Petersburg zu. Zwei fachgerechte Konter, wie sie schon Leverkusen und die Bayern erledigten hatten, ergaben noch ein hochverdientes 2:0 und damit den Lohn für eine aufsehenerregende Saison.

Glasgow hatte mit seinen Fans nicht nur die ganze Stadt verstopft, auch das Gros der Stadionkulisse rekrutierte sich aus dem Anhang der Rangers und jubelte diesen kurioserweise dabei zu, wie sind von Anfang an nur schamlos mauerten. Arshavin war der erste, der sich am Bollwerk versuchte und aus 14 Metern noch recht ungedeckt zum Schuss kam (4.). Gleich danach aber zog sich der Riegel dann enger und brachte selbst ein so spielstarkes Team wie den russischen Meister an seine Grenzen. So kam es, dass St. Petersburg, da es sein gewohntes Konterspiel nicht aufziehen konnte, sich zeitig auf Versuche aus der Distanz verlegte. Tymoshchuk (7.), Sirl per Freistoß (12.) und Anyukov aus 20 Metern (29.) brachten den Ball immerhin aufs Tor. Ansonsten fehlte es den Russen aber nicht nur an Ideen, sondern vor allem auch am gelbgesperrten Pogrebnyak, der im laufenden Wettbewerb schon zehn Mal getroffen hatte und damit doppelt so häufig wie die gesamte Mannschaft der Rangers. Diese wurde kurz vor der Pause urplötzlich noch mal munter und erspielte sich sogar zwei halbe Chancen. Spätestens mit einem Strafraum-Handspiel von Broadfoot jedoch, das der schwedische Schiedsrichter nicht als elfmeterwürdig ansah, war das 0:0 aus Glasgow-Sicht glücklich (45.).

Direkt nach Wiederbeginn wurde diese Szene noch einmal wichtig. Die erste Attacke nämlich gehörte überraschend den Rangers, die zum ersten Mal überhaupt in der Abwehr des Gegners Hektik auslösten, durch Darcheville zum Abschluss kamen und danach ebenfalls ein Handspiel monierten. Wieder aber blieb die Pfeife stumm (53.). Tatsächlich wurde das Spiel nun etwas offener, da Glasgow ein wenig mehr riskierte und Zenit mit seinen eigenen Waffen bedrohte: dem Konterspiel. Die Russen jedoch waren nicht dumm, sondern lockten den Gegner genau so weit heraus, bis sich endlich die erhofften Räume ergaben. Schon Arshavin kam so zur bislang besten Chance des Spiels, als er nicht nur die Abwehr, sondern auch Alexander übersprintete, der völlig übereilt aus dem Tor gekommen war. Papac schlug das Leder aber noch von der Linie (62.). Zehn Minuten später passierte es dann doch: Mit einem von Anyukov abgefangenen Ball schwärmte St. Petersburg aus und legte ihn sich noch so lange hin und her, bis Denisov frei vor dem Tor stand - aus zwölf Metern traf er zum 1:0 und damit zur Vorentscheidung (72.). Denn wie der Rest des Spiels sich gestalten würde, lag unverkennbar schon auf der Hand. Glasgow musste nun stürmen, verfügte dafür aber nicht über die nötige Ausbildung. Erst der zweite Joker brachte tatsächlich noch einen Schuss aufs russische Tor (90.), zuvor aber hätte Zyryanov bereits das 2:0 markieren können (76.), das er im letzten Moment der Partie, natürlich per Konter, dann auch noch nachholen konnte. St. Petersburg gewann dieses schwierige Spiel, weil es niemals die Geduld verlor und Glasgow von vorne bis hinten durchschaute und weil es sich obendrein, nach seinem Triumphmarsch durch halb Europa, ein Scheitern gegen die destruktiven Schotten strikt verbat. Nach seiner ersten russischen Meisterschaft holte Zenit so direkt auch den ersten UEFA-Pokal und stieg spätestens jetzt damit zu einer gefürchteten Mannschaft in Europa empor.

Maik Großmann



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