Nicht nur die DFB-Kicker hatten sich in der 9. Kalenderwoche zu einem Testspiel versammelt. Angesichts der bevorstehenden Europameisterschaft nutzten alle 16 Endrundenteilnehmer die Chance, am Kader oder Spielsystem zu feilen.
Nur das Oranje-Team der Niederlande konnte als Teilnehmer der Gruppe B (Niederlande, Portugal, Dänemark, Deutschland) mit einem siegreichen Testspielresultat aufwarten. Bert van Marwijk hatte beim Anpfiff im Wembley-Stadion immerhin neun Akteure des WM-Finals gegen Spanien auf dem Feld, derweil bei den gastgebenden Engländern der Umbruch sich nicht nur in der Trainerpersonalie - die Stuart Pearce erstmals als Interimslösung für den zurückgetretenen Fabio Capello einnahm - erschöpfte. Richtig Fahrt nahm die Partie erst in der zweiten Halbzeit auf, eingeleitet mit Robbens Sololauf aus der eigenen Hälfte, den der Münchner zur 1:0-Führung abschloss (57.). Ein flüssiger Angriffszug der Niederländer - mit Huntelaars Kopfballtreffer zum 2:0 als letztem Kontakt - schien schon so etwas wie der spielentscheidende Doppelschlag zu sein (59.). Die Engländer erholten sich jedoch und kamen nicht unverdient zum Ausgleich. Cahill, abgezockt im Strafraum (85.) und Young mit seinem Lupfer über Stekelenburg (90.) erzwangen ein spätes 2:2, das gut 60 Sekunden später schon wieder wertlos sein sollte. Nach einer missglückten Abwehraktion der Briten im eigenen Sechzehner fiel das Leder Robben vor die Füße, der es in für ihn typischer Manier zum 3:2-Endstand ins lange Eck zirkelte.
Portugal kam beim Gastspiel in Warschau zu einem 0:0 Unentschieden. Die Elf um Cristiano Ronaldo erspielte sich die Mehrzahl an guten Tormöglichkeiten, traf aber auf einen gut disponierten Szczęsny im gegnerischen Tor, der hauptsächlich dafür verantwortlich war, dass das Einweihungsspiel im neuen Warschauer Nationalstadion nicht in einer Niederlage der Polen endete. Neben der deutschen Nationalelf (1:2 gegen Frankreich) fing sich auch Dänemarks Auswahl eine Heimpleite mit zwei Gegentreffern ein. Die russischen Teamkollegen Shirokov (4.) und Arshavin (45.), beide bei Zenit St. Petersburg, schossen vor der Pause den 2:0-Endstand heraus, wobei der zweite Treffer klar auf die Kappe von Dänemarks Keeper Sörensen ging. Ein besseres Resultat verpassten die Skandinavier auch wegen ihrer schwachen Chancenverwertung.
Die beiden Favoriten der Gruppe C, Spanien und Italien, hatten überseeische Gäste geladen und machten damit unterschiedliche Erfahrungen. Welt- und Europameister Spanien fertigte Venezuela ohne Probleme mit 5:0 ab. Treffer der Filigrantechniker Iniesta (37.) und Silva (40.) drückten den Qualitätsunterschied vor dem Seitenwechsel nur halbwegs adäquat aus. Der eingewechselte Soldado rückte die Kräfteverhältnisse mit seinem Hattrick (50./53./84.) dann in die angemessene Größenordnung. Der Platzverweis gegen Gäste-Verteidiger Amorebieta (65., Rote Karte) war ohne größeren Belang. Hohen Anteil an der Niederlage Italiens gegen Jürgen Klinsmanns US-Boys hatte zweifelsohne deren Schlussmann Tim Howard, der die Azzurri mit starken Paraden und gutem Stellungsspiel zur Verzweiflung brachte. Eine der wenigen Möglichkeiten der meist mit dem Rücken zur Wand stehenden Amerikaner nutzte Dempsey in der 55. Minute um den glücklichen 1:0-Erfolg zu markieren.
Ergebnisse anderer EM-Teilnehmer
Irland (C) - Tschechien (A), 1:1
Griechenland (A) - Belgien, 1:1
Israel - Ukraine (D), 2:3
Kroatien (C) - Schweden (D), 1:3
André Schulin
Ich werde mit Markus Münch sicher mal ein Bier trinken, aber nicht gemeinsam in den Urlaub fahren.
— Hans Meyer