Dass beim Deutschen Meister Borussia Dortmund vor Saisonbeginn die Titelverteidigung als Ziel formuliert wurde, ist legitim. Beim SV Werder Bremen hingegen zierte man sich nach dem Weggang wichtiger Spieler, offiziell von mehr als einem gesicherten Mittelfeldplatz zu sprechen. Nach nunmehr drei Vierteln der Saison können die Bremer, trotz eines derben Einbruchs nach der Winterpause, noch in die internationalen Ränge springen. Dortmunds Traum der Titelverteidigung hingegen ist beendet.
Kontinuierliche Weiterentwicklung geplant
Außer „Kokser“ Jürgen Kohler (Karriereende) gab die Borussia keinen Stammspieler der Meisterelf ab. Als Neuzugang kam mit Torsten Frings (von Werder) nur ein Akteur, der von Beginn an als Verstärkung des Teams gesehen wurde. Personell änderte sich also nicht viel - die Strategie lag in einer kontinuierlichen Weiterentwicklung begründet, wozu sich BVB-Coach Matthias Sammer nach dem Titelerfolg auch bekannte: „Ich weiß, dass das Potenzial meiner Mannschaft längst noch nicht ausgeschöpft ist“.
Nicht weiter als letzte Saison
„Wir haben nichts gelernt und wir haben uns nicht weiterentwickelt“, klagte der kritische Dortmunder Trainer nach der unbefriedigenden Saisonvorbereitung. Den zweiten Teil dieser Bewertung muss man, zu großen Teilen zumindest, bis zur gegenwärtigen Situation übertragen. Die vorhandene Defensivstärke zeichnete die Dortmunder bereits in der letzten Saison aus. Und die individuelle Klasse eines Jan Koller und Tomas Rosicky entschied auch seinerzeit schon etliche Partien zugunsten des BVB. Eine signifikante Verbesserung des Borussenspiels ist nicht erkennbar. Dabei würde sich der geneigte Fußballfan gerne öfter von attraktivem Spiel der Schwarz-Gelben begeistern lassen - meist bekam er jedoch erfolgsorientierten Zweckfußball geboten. Die Bilanz des BVB weist derzeit im Vergleich zur vorigen Saison ein Fünf-Punkte-Minus aus.
BVB-Ziel nun Champions League
„Ich weiß nicht, ob wir noch in Abstiegsgefahr geraten können“, merkte Sammer nach der 1:2-Niederlage bei Hertha BSC zum Rückrundenstart ironisch an. Das lag natürlich außerhalb jedweder realistischer Betrachtung. Doch hier schwang die Enttäuschung auch über das Entfernen vom Saisonziel Titelverteidigung mit und etwas anderes wurde deutlich: Titelkonkurrent Bayern (gewann zeitgleich und zog auf neun Punkte davon) hatte sich im Vergleich zum Vorjahr spürbar verbessert, während Dortmund im Leistungsvermögen verharrte - was in der Meisterschaft (derzeit 15 Punkte Differenz) zuwenig war.
Norddeutsche Zurückhaltung
„Vom UEFA-Cup zu sprechen, wäre vermessen“, sagte SVW-Trainer Thomas Schaaf vor dem Saisonstart. Schließlich hatten sich die Topleute Frings (zum BVB), Rost (zu Schalke) und Bode (Karriereende) verabschiedet. Zwar deuteten die Neuverpflichtungen Charisteas und Daun schon in der Vorbereitung an, dass Werder zumindest im Sturm gut besetzt sein würde - daraus eine Konkurrenzfähigkeit um die internationalen Plätze abzuleiten, vermied man jedoch in Bremen.
Grün-Weiße Überraschung
Nach dem ersten Spieltag fand sich der SV Werder auf dem letzten Platz wieder (0:3-Pleite in Bielefeld). So sollte es jedoch nicht weitergehen. Was folgte, war eine nahezu passgenaue Kopie der vorigen Saison: Die Bremer steigerten sich zur Überraschungsmannschaft der Liga (gemeinsam mit dem VfB Stuttgart) und belegten nach Abschluss der Hinserie, punktgleich mit dem Tabellenzweiten Borussia Dortmund, als Dritter einen Champions-League-Rang. Nunmehr „sollte man sich nicht mehr sträuben, den dritten Platz als Ziel auszugeben“, korrigierte Manager Klaus Allofs den gewachsenen Anspruch der Grün-Weißen.
Die Geschichte wiederholte sich
Doch analog zum Vorjahr stürzte eine Negativ-Serie, garniert von Ladehemmungen der Stürmer und groben Schnitzern der Abwehr, nach der Winterpause die Bremer aus der Bundesligaspitze und den internationalen Rängen. Derzeit sind die Werderaner auf den siebten Platz abgerutscht - wie zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. „Vielleicht sollte man für uns die Winterpause abschaffen“, stöhnte Werder-Kapitän Frank Baumann. Die hoffnungsvollen Kurskorrekturen der Winterpause mussten jedenfalls wieder verworfen werden.
André Schulin
Die wirkte!
— Friedhelm Funkel, 1. FC Kaiserslautern, über eine schmerzstillende Spritze, die ihm der Vereinsarzt vor dem UEFA-Cup-Rückspiel gegen Real Madrid (5:0) gab. Funkel erzielte zwei Tore...