Fahrstuhlklub in mittleren Etagen

von Günther Jakobsen16:46 Uhr | 05.11.2004

Als Aufsteiger automatisch zu den top-abstiegsgefährdeten Klubs gezählt, hat sich Arminia Bielefeld im ersten Saisondrittel gut verkauft. Spezialität der Kicker von Trainer Uwe Rapolder ist das Konterspiel; Sorgen bereitet die mangelhafte Torausbeute.

Keine Figos auf der Alm
Wer Bielefelds Homepage besucht und mehr über die Geschichte der Arminia erfahren will, begegnet einer entwaffnend realistischen, nicht unbedingt branchenüblichen Selbstdarstellung: „Die vielen tausend Anhänger des DSC Arminia Bielefeld eint ihre Leidensfähigkeit“, heißt es da; und des Weiteren: „Die Effenbergs und Kahns dieser Welt bestreiten auf der Alm allenfalls Auswärtsspiele, die Figos und Zidanes gar keine“. Wohl gewählte Töne eines Klubs, dessen Bundesligateams sich oftmals das Prädikat „Fahrstuhlmannschaft“ verdienten. 1970 sicherten sich die Arminen erstmals die höchste Klasse. Zwischen damals und heute mussten die Ostwestfalen jedoch sechs Bundesliga-Abstiege hinnehmen, inklusive 1972 die Zwangsversetzung in den Amateurbereich (Bundesligaskandal).

Nicht genügend Tore angehäuft
Derzeit befinden sich die Kicker von der „Alm“ - diese Bezeichnung geht auf das Anhäufen von Erdwällen für die Zuschauer in den 20er Jahren zurück - sportlich im Soll. Daheim konnte man zwar erst einmal gewinnen, doch drei Auswärtssiege machen dieses Manko wett. Bielefelds Stärken sind im Konterspiel zu finden, was besonders Neuzugang Delron Buckley entgegen kommt, der mit bereits sieben Saisontreffern alle Erwartungen übertraf. Der von Eintracht Frankfurt nach Bielefeld gewechselte Ervin Skela bereicherte Arminias Kreativabteilung, blieb allerdings noch hinter der von Trainer Uwe Rapolder erhofften Torgefährlichkeit zurück. Und genau hier drückt Arminia der Schuh, denn die vor dem zuverlässigen Torhüter Mathias Hain formierte Abwehr ließ nur zwölf Gegentreffer zu, was zu den Spitzenwerten der Liga zählt. Doch lediglich elf erzielte eigene Treffer sind tendenziell zu wenig, will man mit dem Abstieg nichts zu tun haben.

Stehauf-Kicker
Elf Tore - das steht auch für einen der schwärzesten Momente in der Bielefelder Geschichte. Am 6. November 1982 kassierte die damals von Horst Köppel trainierte Arminia ihre höchste Bundesliganiederlage: Ein 1:11 bei Borussia Dortmund. Am 6. November 2004 treffen beide Klubs wieder aufeinander, diesmal in Bielefeld. Und ausgerechnet jetzt haben die Ostwestfalen mehr Probleme im eigenen Stadion als auswärts. Grund zur Sorge also? Mitnichten! In der Selbstbeschreibung der Bielefelder ist nämlich auch zu lesen: „Ein Klub, der immer versucht hat, aus bescheidenen Mitteln Maximales zu machen und oft auf die Nase gefallen ist. Und immer wieder aufgestanden ist“.


André Schulin



Die Viererkette ist nur noch ein Perlchen.

— Johannes B. Kerner