Fatale Vergesslichkeit

von dpa04.10.2007 | 09:04 Uhr

Standesgemäß ging Werder in Führung und wollte im selben Moment das Heimspiel schon gewonnen haben. Nicht nur das Nachlegen, auch den Gegner verloren die Bremer aber völlig aus dem Blick und luden die Griechen damit zum Beutezug ein. Binnen 15 Minuten drehten diese das Spiel und ließen Werder in jeglicher Hinsicht dumm aussehen.

Noch nie in 31 Auswärtsspielen hatte Olympiakos in der Königsklasse dreifach gepunktet und formierte sich auch diesmal eher duckmäuserisch, mit dem Kongolesen Lua Lua als alleiniger Spitze. Werder hatte Torsten Frings wieder an Bord, dafür aber nur einen halben Sanogo auf der Bank sowie überhaupt keinen Tim Wiese. Für ihn stand der unerfahrene Christian Vander im Tor. Über die Bedeutung des Spiels schien sich Bremen anfangs im Klaren und setzte die Griechen unter Druck. Besonders Almeida bestach mit großem Elan, vergab nach fünf Minuten freistehend eine gute Möglichkeit und gleich darauf noch eine zweite, als ihm ein Grieche seinen Fuß noch in die Schussbahn steckte (11.). Den ersten Konter der Gäste vereitelte Vander anschließend sicher (25.). Das Feuer aus dem Bielefeld-Spiel hatten die Hanseaten zwar verloren, dennoch schien Piräus schwach genug, um ohne Blöße auf die Matte gelegt zu werden. Das 1:0 (32.) fiel etwas zufällig, weil Tosic beim Zuspiel auf Jensen ausrutschte sowie dessen Weiterleitung von einem Verteidiger noch abgefälscht wurde. Almeidas Treffer vom langen Pfosten war nichtsdestotrotz hochverdient, da Bremen trotz vieler Fehler großen Aufwand betrieb. Rosenberg hätte per Kopfball sogar noch nachlegen können (42.).

Probleme bekam die Platzelf auch deswegen, weil sie den Gegner mit Wiederbeginn falsch interpretierte. Statt auf den Ausgleich zu drängen, hielt Piräus die Konterwege weiter geschlossen, was dem Spielfluss bald völlig den Hahn abdrehte. Ein zweites Tor hätte alles verändert, doch sah Werder auf schwernassem Boden nicht die Notwendigkeit und entschied sich, die Restspielzeit auszusitzen. Unterschätzen aber ließ sich Olympiakos nicht. Für einen Fernschuss Galletis musste Vander sich bereits lang machen (61.) und hatte wenig später Glück, dass Lua Lua seinen Fehlgriff nur aus einer Abseitslage nutzte und der dänische Schiedsrichter den Ausgleich nicht anerkannte. Trotz allem bäumte sich Bremen nicht mehr auf, ließ Piräus statt dessen freie Hand. Mehrere Abwehrspieler ebneten den Griechen nach einem Einwurf den Weg zum Tor, das Stoltidis mit Leichtigkeit dann traf, nachdem Vander Kovacevics Schuss nur abprallen ließ (72.). Kurz durchfuhr es die Hanseaten noch mal, fast hätte Mertesacker mit einem Kopfball die Führung zurückgeholt (77.). Im Zorn aber passierten weitere Fehler, die sich Olympiakos bald zunutze machte. Mit einem Sonntagsschuss traf Patsatzoglu zum 1:2 (82.), ehe Kovacevic nach einem weiteren Vander-Fehler den 1:3-Endstand markierte (87.). Der Ersatztorwart machte kein gutes Spiel, war am Ende aber nur ein Symbol für Werders Leichtfertigkeit. Als wären sie Novizen in der Königsklasse, hatten die Bremer den Heimerfolg einfach verschenkt.

Maik Großmann