Schon vor dem ersten Anpfiff beherrschte die Afrika-Meisterschaft - ungewollt und abseits jedweden sportlichen Bezugs - die Schlagzeilen. Die ersten drei Spiele nahmen dann Verläufe, die wohl die wenigsten Tipzettel widerspiegelten.
Mit dem Überfall auf den Mannschaftsbus der Auswahl Togos, zwei Tage vor Turnierbeginn, erlebte die 27. Auflage einer Afrika-Meisterschaft ein denkbar fatales Vorspiel. Drei Mitglieder des Betreuungsstabs starben. Togos Keeper Obilale, von mehreren Kugeln getroffen, schwebte aufgrund der Verletzungen eine zeitlang in Lebensgefahr, konnte jedoch gerettet werden. Die Entscheidung der Mannschaft, trotz des Vorfalls am Turnier teilzunehmen, wurde von Togos Premierminister Houngbo überstimmt. Er rief den gesamten Tross zurück. Als Folge des (nachvollziehbaren) Rückzugs wurde Togos Team vom Verband CAF wegen Nichtantretens disqualifiziert; in Gruppe B spielen somit nur noch die Elfenbeinküste, Burkina Faso und Ghana um die beiden Viertelfinal-Plätze. Die erste Partie dieser reduzierten Gruppe, zwischen der Elfenbeinküste und Burkina Faso, endete unerwartet 0:0 unentschieden - ein Erfolg für den Außenseiter Burkina Faso.
Das Auftaktspiel zwischen Gastgeber Angola und Mali (Gruppe A) nahm einen in dieser Form denkwürdigen Verlauf. Bis zur 79. Minute hatte Angola einen 4:0-Vorsprung herausgespielt und kam dennoch nicht über eine Punkteteilung hinaus. Keita (79.) und Kanoute (88.) verkürzten zunächst auf 2:4. Auf den letzten Drücker, sprich: in der Nachspielzeit, schossen nochmals Keita und Yatabare dann noch die Treffer zum erstaunlichen 4:4-Endstand. Die zweite Begegnung dieser Gruppe gebar den ersten Sieger des Turniers, und auch diese Entscheidung musste als Überraschung betrachtet werden. Malawi, erstmals Endrundenteilnehmer und landläufig eher wegen seiner Buntbarsch-Bestände denn seiner Fußballkünstler bekannt, bezwang vor leeren Rängen die favorisierte Auswahl Algeriens in einem niveauarmen Spiel mit 3:0. Bei ihren seltenen Gegenstößen gelang den Malawi-Kickern eine nahezu hundertprozentige Chancenverwertung gegen die feldüberlegenen Nordafrikaner, die erhebliche Abwehrschwächen offenbarten.
André Schulin
Wer ein 0:9 überlebt, verliert sämtliche Ängste.
— Ralph Hasenhüttl, Trainer FC Southampton, in Anspielung auf ein 0:9 gegen Leicester City.