Der BVB gibt Rätsel auf. Nach völlig verkorkstem Saisonstart rappelte sich das Team auf, gewann drei Mal in Serie, sog aus diesen Erfolgen jedoch keine Sicherheit und rutschte zurück in die untere Tabellenhälfte. Im Heimspiel gegen den FC Bayern dürfte es bitter nötig sein, die Bestleistung abrufen zu können.
Instabil
Im PC-Strategie-Klassiker „Stronghold“ ertönt jedes Mal, wenn in der mittelalterlichen Szenerie eine Burgmauer durchbrochen wird, der mahnende Kommentar: „Wacklig wie ein Kartenhaus.“ Bei Betrachtung der Dortmunder Auftritte in den bisherigen zehn Saisonspielen hätte dieser Spruch oftmals wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge gepasst. Nicht unterschlagen werden darf, dass die Schwarz-Gelben auch schon Ansätze lieferten, die auf eine Konsolidierung hindeuteten - wie bei den Heimsiegen gegen Cottbus und Werder beispielsweise. Von einer Wahrnehmung als Mannschaft, die um die internationalen Plätze mitspielt, trennt den BVB allerdings noch einiges.
Rendezvous mit der Vergangenheit
Die Trefferbilanz spiegelt das Dilemma der Borussia wider: Die erzielten 16 Tore sind im Vergleich mit den Bundesligakonkurrenten akzeptabel, aber hinten (19 Gegentreffer) leistete man sich deutlich zu viele Aussetzer. Neuzugang Robert Kovac hatte einen schlechten Einstand in der Innenverteidigung; pausierte dann und präsentierte sich in den beiden letzten Partien verbessert. Für ihn ist das Spiel gegen seinen Ex-Klub FC Bayern das Rendezvous mit einer persönlich sehr erfolgreichen Vergangenheit - und vielleicht die Chance, mit dem BVB die Wende zum Besseren einzuleiten. Die Dortmunder Defensivschwächen sind jedoch mitnichten an einer Person festzumachen. Thomas Doll reagierte mit einer taktischen Umstellung, baute auswärts auf zwei Abräumer vor der Abwehr. In Leverkusen, der letzten Auswärtsstation, funktionierte das BVB-Gefüge trotz des 2:2-Remis´ zumindest insofern akzeptabel, als dass man den eingeschlagenen Weg fortschreiten kann. Prognosen verbieten sich allerdings, Beständigkeit muss die Borussia erst noch nachweisen.
Nicht jeder ersetzbar
Das gilt für Roman Weidenfeller eigentlich nicht, er zählte speziell in der vergangenen Saison zu den besten Schlussleuten im Lande. Kurioserweise aber blieb der BVB gerade in den drei Spielen (3. bis 5. Spieltag), die Weidenfeller wegen einer Unbeherrschtheit zurecht von der Tribüne aus betrachten durfte, ohne Gegentreffer. Doll stellte seinen Stammkeeper nach Verbüßung der Strafe wieder zwischen die Pfosten, gewann aber die Gewissheit, mit Marc Ziegler jederzeit eine ernsthafte Alternative aufbieten zu können. Für den immer noch nicht einsatzfähigen Sebastian Kehl hat Dortmund im defensiven Rückraum keinen adäquaten Ersatz - die Abwehrprobleme sind nicht zuletzt auf diesen Mangel zurückzuführen. Auch Alexander Freis Fehlen ist eine signifikante Schwächung, doch scheint man in der Offensive eher befähigt, die Lücken zu schließen. Jakub „Kuba“ Blaszczykowski - für die Vorbereitung von Angriffsaktionen zuständig - vermochte die hohen Erwartungen noch nicht zu erfüllen. Aber Mladen Petric, der kroatische Neuzugang, schlug bestens ein und traf in den letzten vier Spielen sechs Mal.
Positiver Rückblick
BVB-Trainer Thomas Doll spricht davon, dem FC Bayern zwar nicht über die gesamte Saison Paroli bieten zu können, aber: „In diesem einen Spiel schon“. In der nahezu notorisch ausverkauften Dortmunder Arena steht die Klärung der Frage an, ob die Gastgeber den Signal Iduna Park zu einer Festung ausbauen können, oder ein schwarz-gelbes Kartenhaus zusammenbricht. Der Grat ist schmal, zumal gegen den deutschen Rekordmeister. In den letzten fünf Jahren unterlag der BVB bei diesen Prestige-Kämpfen nur einmal (2005/06), feierte aber drei Siege und steckte ein unglückliches Unentschieden (2004/05) ein.
André Schulin
Als ich von Frankfurt nach Berlin gewechselt bin, habe ich Sergej Kirjakow kennengelernt. Das war ein Erlebnis. Sergej Kirjakow hat dem Zeugwart mal vor einem Spiel 250.000 Mark in die Hand gedrückt und gesagt: Pass mal kurz drauf auf.
— Ansgar Brinkmann über seinen Ex-Mitspieler Sergej Kirjakow.