Doch nicht der Niederschlag bereitet den Machern der Weltmeisterschaft Kopfzerbrechen. Es sind andere Themen, die für Furore sorgen. Die Gewittermeldungen lauten: "WM-Stadien nicht sicher genug!", "Eröffnungsfeier findet wegen Sorge um die Bespielbarkeit des Platzes nicht statt!" und "Zoff ums WM-Bier!"
So hat das WM-Organisationskomitee an allen Fronten zu kämpfen. Die Bierbrauer sind nicht zufrieden mit dem Werbemonopol des Budweiser Konzerns aus den USA. Also wird der Kaiser in die Spur geschickt, damit wir Bitburger in den Arenen trinken können. Stiftung Warentest veröffentlicht eine Studie, die einen Teil der WM-Stadien als "nicht sicher" deklariert. Die FIFA sagt kurzerhand eine ganze Eröffnungsfeier ab. Ihre Fürsorge um das Grün im Berliner Olympiastadion ist einfach zu groß.
Aber eigentlich geht es ja um Fußball und nicht um einen Interessenskonflikt zwischen Industrie, Regierung und Sportverbänden. Früher sind die Leute ins Stadion gegangen um tolle Spiele zu sehen. Und dafür haben auch die Protagonisten, die Spieler, gesorgt. Doch es sind andere Zeiten angebrochen. Es geht nicht mehr nur um Fußball. Es geht jetzt um Geld. Und da verstehen die Organisatoren keinen Spaß. Da muss alles bis ins kleinste Detail geklärt und organisiert sein. Verträge müssen penibel eingehalten werden.
Eine bestimmte Gruppe von Menschen allerdings interessiert das Ganze überhaupt nicht. Und das sind die Fans. Die freuen sich auf ein Jahrhundertereignis. Da kann die FIFA noch so viele Werbeverbote aussprechen und Stiftung Warentest auch noch die restlichen Stadien mit "mangelhaft" bewerten, den Fans wird dadurch die Freude nicht genommen. Es können ja eh nicht alle in die Stadien. Also werden die Fans auch weiterhin ihr Lieblingsbier trinken und die Spiele im Fernsehen verfolgen. Ohne großen Streit um die Werbung, auf tadellos bespielbaren Plätzen und in sicherer Umgebung.
Joscha Lienen
Im Vergleich zu den Artikeln, die sie schreiben, sind die Märchen aus Tausendundeiner Nacht empirische Untersuchungen.
— Christoph Daum über türkische Sportjournalisten