Überbelastung im Fußball: Meinungen von Sportmediziner Buck und Star-Trainer Guardiola gehen auseinander

Pep Guardiola übte zuletzt massive Kritik am Spielplan und erklärte, dass dieser die Spieler töten werde. Damit schloss er sich ähnlichen Aussagen von Jürgen Klopp an, der ebenso von einer Überbelastung für die Profis sprach. Sportmediziner Christoph Buck widerspricht nun diesen Aussagen.

Pep Guardiola
•Trainer•Spanien
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Das Leben eines Profi-Fußballers bewegt sich immer häufiger am Limit und geht mit einer enormen Belastung einher. Innerhalb einer Saison bewältigen die Profis fast 80 Spiele und legen bei ihren Reisen zu den verschiedenen Spielorten und Trainingslagern über 100.000 Kilometer zurück. Nicht nur Spieler, sondern auch viele Trainer kritisieren die vollen Spielpläne der Vereine scharf und sprechen schon jetzt von einer Überbelastung. Scharfe Kritik an den Zuständen äußerten zuletzt die beiden Startrainer Pep Guardiola und Jürgen Klopp. Guardiola und Klopp sind sich einig, dass man dafür sorgen müsse, besser mit den Spielern umzugehen. So muss jeder Spielplan auch noch Zeiten hergeben, in denen sich die Spieler schonen können. Guardiola sprach zuletzt sogar davon, dass der harte Spielplan mit den vielen Reisen die Spieler langfristig töten werden. Klopp selbst sieht aktuell vor allem eine Gefahr für den Fortbestand des Fußballs an sich.
Die enorme Belastung der Profis, aber auch das hohe Niveau an der Weltspitze geraten dabei zusehends ins Wanken. FIFPro, die Spielergewerkschaft, forderte in einem jüngst veröffentlichten Bericht noch einmal dazu auf, Obergrenzen für die Anzahl der Spiele festzulegen. Außerdem finden sich in dem 40 Seiten umfassenden Begriff Forderungen zu längeren Pausen und einer wenigstens vier Wochen andauernden Sommerpause. Eine weitere Pause müsse laut Gewerkschaft, von der insgesamt 65.000 Fußballer vertreten werden, im Winter erfolgen.
Die beiden Trainer sind nicht die Einzigen, die harte Kritik an den Umständen im Profifußball üben. Auch der ehemalige deutsche Nationalspieler Thomas Müller sprach in der Vergangenheit schon mehrfach von einer enormen Belastung. Besonders betroffen sind davon vor allem die Spieler in der englischen Premier League.
Der Kritik von Guardiola und Klopp stellt sich nun der Sportmediziner Christoph Buck entgegen und erklärt, dass sich die Fußballer aus Sicht der sportorthopädischen Intensität im Vergleich zu anderen Spielern noch am unteren Rand bewegen. Dabei verweist er unter anderem auf die Nationalspieler im Handball, die innerhalb von zwei Wochen bei einer Weltmeisterschaft acht bis zehn Spiele absolvieren müssen. Allerdings räumt auch Buck ein, dass es gerade bei Spielern, die sich auf sehr hohem Niveau bewegen, erhebliche Probleme gibt. Diese sind vor allem in dem Stress begründet, dem die Spieler ausgesetzt sind und der sich vorwiegend im psycho-emotionalen Bereich bewegt. Dieser kann schnell zu einer emotionalen Überlastung führen, die an den Spielern nagt.
Beim Fußball handelt es sich zudem um eine Kontaktsport, weshalb gerade das Verletzungsrisiko bei den Spielern sehr hoch ist. Hier seien Sportarten, wie Tennis und Leichtathletik für die Sportler weniger riskant. Gerade im Fußball lassen sich laut Buck einige Verletzungen aufgrund der Kontakte im Spiel kaum vermeiden. “Aus diesem Grund ist nicht nur die körperliche Stärkung von Bedeutung, sondern auch die Zufuhr passender Nährstoffe.”, empfehlen Sportexperten von Fitmart. Für eine gute Ausdauer der Fußballer sind sowohl Energie als auch Kohlenhydrate von Relevanz, aber auch Proteine und Mikronährstoffe.
Mit Blick auf den Bericht der Gewerkschaft FIFPro verwies Buck darauf, dass einige Forderungen durchaus einem “Jammern auf hohem Niveau” gleichkommen. Es gibt aber auch Bereiche, in denen er Handlungsbedarf sieht. Dies betrifft insbesondere die Terminplanung sowie die Pausenzeiten. Es wäre laut Buck durchaus empfehlenswert, den Spielern sowohl im Sommer als auch im Winter eine Pause einzuräumen, in der sie nicht mit den Mannschaften reisen, trainieren oder Spiele bestreiten. Dies gelte vor allem für Spieler, die sich in den oberen Ligen bewegen. Mit Blick auf die Bundesliga erklärte er jedoch, dass die Spieler der dort herrschenden Belastung gewachsen sein müssen. Ein Problem sieht er zudem in den kurzen Regenerationszeiten nach Verletzungen, die dazu führen, dass das Verletzungsrisiko wieder deutlich steigt. Man müsse sich demnach im Fußball mehr auf Prävention und Rehabilitation konzentrieren.
Bildquelle: Wikimedia.org / Tsutomu Takasu / https://commons.wikimedia.org/wiki/File:PepGuardiola.jpg


