Bis zum 1:0 trumpfte der FC Bayern groß auf und ließ die Madrider Vorstädter nicht aus ihrer Hälfte entkommen. Doch dann lehnte sich die Hitzfeld-Elf zurück, leistete damit Aufbauhilfe für den Gegner und bekam kurz vor Schluss den rechtmäßigen Ausgleichstreffer eingeschenkt.
Um Getafes Hoffnung auf den Favoritensturz im Keim zu ersticken, legten die Münchner voller Elan und mit hoher Geschwindigkeit los. In Folge dessen kamen die Gäste in den ersten 15 Minuten kein einziges Mal auch nur in die Nähe von Olli Kahn. Stattdessen sahen sie zwei unplatzierte 18-Meter-Schüsse von Klose-Verdränger Podolski (10./16.) sowie einen im letzten Moment abgeblockten Versuch des lauffreudigen Schweinsteiger (12.) auf ihren Kasten zusteuern. Die nächste Möglichkeit der Münchner ging auf das Konto von Luca Toni, der in der 18. Minute eine Flanke von Rechtsverteidiger Lahm per Fallrückzieher deutlich neben das Ziel setzte. Nachdem Bastian Schweinsteiger mit einem weiteren Anlauf an Getafes Schlussmann Ustari gescheitert war (25.), strich Toni dann die wohlverdiente Ernte ein, indem er bei einer Schweinsteiger-Ecke von rechts zwei Gegenspieler übersprang und aus sechs Metern einköpfte (26.). Fatalerweise gaben sich die Hausherren mit dem dünnen Vorsprung zufrieden und wurden in allen Bereichen nachlässig. Dies rief den spanischen Pokalfinalisten auf den Plan, der zunehmend aufmüpfig wurde und durch die bei Standardsituationen aufgerückten Verteidiger Mario (35.) und Tena (45.) zu dicken Chancen kam. Trotz ihres erlahmenden Engagements wurden auch die Bayern noch zweimal gefährlich, doch Schweinsteiger hatte das Visier bei seinen Distanzschüssen (28./36.) zu hoch eingestellt.
Nach dem Seitentausch hielt der FCB unverdrossen an seiner fahrlässigen Haltung fest. Getafe wurde dagegen immer kombinationssicherer und stand durch den von Uche sehenswert mit dem Absatz ins Spiel gebrachten Casquero (54., knapp drüber) sowie durch einen Kopfball Albins (60.) weitere Male dicht vor dem 1:1. Weil die Münchner nun endlich merkten, dass das Ausgleichstor bedrohlich nahe war, wollten sie den Schalter wieder umlegen – mehr als ein missratener Podolski-Schuss (65.) und zwei von Toni (70.) und Ribery (72.) kläglich abgeschlossene Konter sprangen bei diesem Bemühen allerdings nicht heraus. So kam es schließlich, wie es kommen musste. Als Manu sechs Zeigerumdrehungen vor dem Ende eine Hereingabe Cortes’ von der rechten Seite, die Kahn völlig falsch einschätzte und deshalb unterlief, an den Pfosten köpfte, hätten beim Rekordmeister eigentlich alle Alarmglocken erklingen müssen. Doch die Bayern schliefen weiter und kassierten im Anschluss an eine ganze Reihe von Stellungsfehlern und einen Querschläger von Demichelis die Quittung, die der eingewechselte Cosmin Contra vom rechten Eck des Fünfmeterraums in Form eines herrlichen Lupfers in den langen Winkel ausstellte (90.). Durch den bedeutsamen Auswärtstreffer zum 1:1-Endstand wurden die Münchner Aussichten für das Rückspiel noch ein ganzes Stück ungewisser.
Christian Brackhagen
Der HSV ist natürlich ein Brett.
— Markus Gisdol bei seinem Amtsantritt als Trainer des Hamburger SV.