Früher Streit war schnell vergessen

von Günther Jakobsen22:31 Uhr | 17.11.2006

Der VfL startete desolat und ließ sich vom Fleck weg zwei Gegentore einschenken. Früh schien der Sieger festzustehen, doch nach einer Roten Karte gegen Vasoski brachen alle Dämme. Bochum drehte das Spiel noch vor dem Seitenwechsel und rang die Hessen schließlich in einem sehr aufreibenden Kampf nieder.

Bochum sehnte sich nach etwas mehr Heimstärke – und ließ sich so kalt erwischen, wie man es selten gesehen hatte. Noch den Anstoß nutzte Frankfurt zur Führung in Minute eins, als erst Maltritz ein dummes Foul beging und Albert Streit mit seinem Schuss in die rechte Torgegend Skov-Jensen düpierte. Bochum schüttelte sich kurz und versuchte es direkt mit einer Gegenoffensive. Gleich der erste Konter aber führte zum 0:2. Alex Meier sprintete über den rechten Flügel und passte in die Mitte, wo wieder Albert Streit lauerte und kühl wie flach ins Netz schob. Frankfurt hatte gar nicht einmal viel investiert und lag trotzdem nach fünf Minuten sicher in Front. Bochums Schock dauerte bis Minute 15, dann prüfte Trojan den Frankfurter Keeper mit einem scharfen Kopfball. Schon im Gegenzug aber musste Lense mächtig aufpassen, um Meier noch in letzter Sekunde vom Ball zu trennen. Hochklassig war der Schaukampf nicht gerade, was freilich kaum an den nun lauernden Hessen lag. Es waren die Gastgeber, die das Spiel mit ihren ständigen Fehlpässen unattraktiv machten. Als Zuschauer hätte man schon nach Hause gehen mögen – was einige auch tatsächlich taten -, doch plötzlich machte Frankfurt selbst die Partie wieder spannend. Vasoski verhielt sich mächtig ungeschickt nach einem langen Ball auf Gekas und holte den Griechen von den Beinen. Logische Konsequenz: Rot für Vasoski, Elfmeter für Bochum. Misimovic verwandelte und die Gastgeber waren wieder im Rennen (29.). Das allein war schon überraschend. Doch was niemand für möglich gehalten hätte, nahm jetzt seinen Lauf. Erst flankte Misimovic in die Mitte, wo Maltritz ins lange Eck nickte und ausglich (33.). Drei Minuten später fast die gleiche Situation, als Trojan herein gab und Butscher vollendete. Noch im ersten Durchgang hatte Bochum das Spiel gedreht und war sogar noch in Überzahl.

Was immer Friedhelm Funkel seinen Mannen in der Kabine gesagt hatte, es war links rein und recht wieder rausgerauscht. Direkt mit Wiederbeginn schickte Trojan seinen Mitspieler Gekas allein auf Nikolov zu. Der Grieche tanzte den Keeper noch wunderschön aus und traf zum 4:2 – eine nette Revanche für das Gegentor in Minute eins (46.). Sechs Minuten später wiederholte sich die Szene, doch der Winkel für Gekas war nun etwas spitzer, zudem parierte Nikolov recht gekonnt. Wie zu Beginn des ersten Durchgangs schien das Spiel nun nicht mehr kippbar, wieder aber musste man sich täuschen. Eine Flanke von Ochs verlängerte ein Bochumer Kopf zu Amanatidis, der wie aus dem Nichts zum 4:3 verkürzte (56.). Jetzt ging es erst recht hin und her. Erst verhinderte Nikolov mit einer langen Faust das 5:3, dann klärten zwei Hessen auf der Linie. Im Gegenzug verhinderte ein Bochumer Bein einen strammen Konter; Meiers Distanzschuss bekam Skov-Jensen zudem erst im Nachfassen in den Griff (64.). Frankfurts Versuche wurden immer kraftloser, Bochum dagegen hätte einige Nerven sparen können, wenn Gekas eine seiner beiden Großchancen (73./74.) verwertet hätte. Aber die Luft war nun generell draußen. Wie zwei taumelnde Boxer standen sich die Teams gegenüber und sehnten das Spielende herbei. Nach dem so kinderleichten Start war es für Frankfurt inzwischen zu schwierig, in Unterzahl noch ein Remis zu erzwingen. Huggels verunglückter Schuss aus zwölf Metern blieb die letzte Chance (88.). Bochum dagegen war glücklich ins Spiel zurückgekehrt, hatte genau das indes auch gebraucht, um das Selbstvertrauen aufzupolieren. Dafür taugte der Zittersieg schließlich allemal.

Maik Großmann



Wir sind die Show, die Olli Kahn stark gemacht hat.

— TV-Lästermaul Harald Schmidt während der WM 2002.