Die zweite Saisonniederlage des FC Bayern München bei dem gleichzeitigen Sieg der Bayer-Elf aus Leverkusen brachte einen Wechsel an der Tabellenspitze. Das Verfolgerduo Kaiserslautern und Dortmund bleibt nach seinen Erfolgen über St. Pauli und 1860 München ebenfalls auf Tuchfühlung, während Hertha und Werder - trotz ihrer Siege - kaum mehr Titelchancen haben. Nürnberg kann mit dem Sieg gegen Rostock nach Wochen der Erfolgslosigkeit den letzten Platz verlassen.
Der Tabellenletzte 1. FC Nürnberg begann verunsichert. Da aber auch der Gast Hansa Rostock wenig Erbauliches zustande brachte, konnte die erste halbe Stunde kaum überzeugen. Doch Neuerwerbung Tommy Larsen als Spielmacher und die gelungene Stabilisierung der Abwehr mit Kos als neuem Kapitän in der Zentrale waren die Aktivposten, die den Club zu Chancen führten. Erst in der 2. Hälfte trug die Arbeit der Gastgeber Früchte. Michalkes toller Drehschuss (51.) und das Eigentor von Maul (86.) sorgten für einen für Nürnberg wichtigen Sieg, mit dem das Team Platz 18 verläßt. Hansa war völlig harmlos und scheinbar ohne Siegeswillen. Die Daten.
Hoch überlegen konnte Borussia Mönchengladbach das Spiel gegen Energie Cottbus gestalten, doch ein großartiger Torhüter Piplica auf Cottbuser Seite und die ungenügende Chancenauswertung der Heimmannschaft ergaben das torlose Remis. Energie kam kaum zu eigenen Offensivbemühungen - Ausnahme Reghecampfs Pfostenschuss, während die Gladbacher mit ihrem verstärktem Flügelspiel die Begegnung dominierten. Die Ostdeutschen standen jedoch in der Abwehrzentrale sehr sicher und gewannen zudem die meisten Kopfballduelle. Dank dieser Stärken ein verdienter Punkt für Cottbus. Die Daten.
Eine mittelprächtige Leistung reichte Borussia Dortmund, um bei 1860 München alle drei Punkte zu entführen. Nach einer schwachen ersten Halbzeit kamen beide Teams nach dem Wechsel besser in Fahrt. Doch erst nach einer Stunde gelang Ewerthon nach einem Hoffmann-Fehlkopfball das 1:0 (61. Minute). Zehn Minuten später unterlief Keeper Jentzsch eine Stevic-Ecke und Koller köpfte aus spitzem Winkel ein (70.). Häßlers 30m-Schuss (78.) brachte zwar kurzfristig Hoffnung, aber letztlich nur den Anschlusstreffer, denn bereits drei Minuten später bremste Jentzsch Ewerthon im 16er per Foul. Amoroso verwandelte den Elfer sicher (81.). 1860 war zu harmlos - Dortmund Spitze im Fehlerausnutzen. Die Daten.
Beim VfB Stuttgart konnte der SC Freiburg in keinster Weise an die Leistungen der letzten Pflichtspiele anschließen. Meißners früher Führungstreffer (4.) war der Lohn für den wuchtigen Angriffsdruck des VfB-Teams in den ersten Spielminuten. Da die Schwaben in ihren Bemühungen nicht nachließen, konnten reihenweise Chancen herausgespielt werden. Torwart Golz und viel Glück retteten den knappen Rückstand für Freiburg in die Pause. Zwar konnten die Gäste das Spiel nach dem Wechsel ausgeglichener gestalten, doch Stuttgart war heute in allen Mannschaftsteilen besser besetzt. Zwei technisch schön herausgespielte Tore von Hleb (75.) und Ademahr (90.) waren der Lohn für einen starken VfB-Auftritt. Die Daten.
Bereits in der ersten Viertelstunde zeigte Hertha BSC Berlin dem VfL Wolfsburg, wo das heutige Spiel entschieden wird: im Mittelfeld. Beinlich und Tretschok zentral, Dardai und Hartmann über die Außen entfachten von Beginn an den Druck, der gegen die kompakte Wölfe-Abwehr notwendig war. Das 1:0 war zwar ein - aus Hertha-Sicht - etwas glückliches Eigentor von Sarpei (21.), entspang aber aus den kontinuierlich laufenden Angriffswellen der klar überlegenen Berliner. Einzig im Abschluss wurde gepfuscht. Nach einer halben Stunde und mit einem dritten Stürmer (Kennedy) kam der VfL auch ins Spiel. Tore waren dennoch Fehlanzeige und zwei Platzverweise (bei Maas wars letztlich ein Handspiel; bei Kühbauer gab es Rot fürs Nachtreten) brachten den Teams mehr Spielraum. Diesen nutzten die Wolfsburger nach der Pause zur Dominanz. Herthas Konter blieben jedoch gefährlich und führten in der 82. Minute durch Goor zum Sieg. Wolfsburgs fehlende Durchschlagskraft im Angriff hier und Herthas kompaktes Mittelfeld dort ergaben den Berliner Arbeitssieg. Die Daten.
Das beliebte Nord-Süd-Duell zwischen Werder Bremen und Bayern München war selbstredend ausverkauft, konnte aber spielerisch nicht überzeugen. Sicherheitsfußball auf rutschigem Geläuf war in Hälfte Eins angesagt. Werder gewann hierbei jedoch mehr Zweikämpfe und Bayern produzierte in der Vorwärtsbewegung zuviel Ungenauigkeiten im Abspiel. Das Resultat war Chancennotstand. So fiel das Tor durch eine Standardsituation. Skripnik verwandelte den heiß diskutierten Foulelfmeter (Lizarazu an Frings) sicher (42.). Die enttäuschenden Bayern (ein indisponierter Effenberg blieb in der Kabine) kamen auch nach dem Wechsel nur schwer in Gang. Werder verteidigte vielbeinig und hatte gute Konteransätze. Im Strafraum beider Teams war jedoch spätestens die Herrlichkeit vorbei. Somit reichte den Hanseaten die knappe Führung, da Bayern zu einfallslos agierte. Die Daten.
Wenn sich der Hamburger SV auf diesem spielerischen Niveau "stabilisieren" sollte, wäre eine wahrlich gruselige Saison für die eigenen Fans angesagt. Zwar begnügte sich auch der FC Schalke 04 mit einem eher biederem Auftritt, doch mit sichtbar mehr Engagement. Tormöglichkeiten ergaben sich somit kaum. Reck blieb nahezu arbeitslos und Pieckenhagen war aufgrund einiger Prüfungen von Sand und Asamoah immerhin beschäftigt und bester HSVer. Denn was die Heimelf auf dem Feld veranstaltete, war weder bundesligareif noch ansehbar. Umständlich, harmlos und fehlpassgeprägt stocherten die Hamburger in Richtung Schalke-Tor. Mühelos fingen die Gäste diese "Angriffe" ab. Fazit: Ein recht trostloser Kick mit einem ebensolchen Resultat. Die Daten.
Das Rheinderby zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen fand unter völlig unterschiedlichen Vorzeichen statt. Auf der einen Seite ein längere Zeit siegloses, verunsichertes Heimteam und auf der Gegenseite die ungeschlagene Toppmöller-Elf, vor Selbstbewußtsein strotzend. Die 1. Halbzeit war ausgeglichen und nach flottem Beginn ein langweiliges Mittelfeldgeplänkel. Nach der Pause drehte Bayer dann auf. Flüssiger Kombinationsfußball drückte die Kölner in die Abwehr. Ein Konter über Reich auf Kurth erbrachte zwar die Führung der Gastgeber (59.), doch Kirsten (63.) und Neuville (72.) führten die weiterhin überlegene Werkself verdient in Front. So entstand ein zwar knappes, aber aufgrund der zweiten Halbzeit nie gefährdetes 2:1-Endergebnis, mit dem sich Bayer an die Tabellenspitze setzt. Die Daten.
Als der FC St. Pauli beim 1. FC Kaiserslautern nach einer halben Stunde in Führung ging, konnte niemand davon ausgehen, dass das Spiel noch eine heftige Wendung erfahren würde. Macao köpfte das 1:0 (30.) für die Gäste, die ihren Gegner bis dahin dank einer guten Abwehrleistung beherrschten. Sogar einen Elfmeter von Harry Koch (24.; Bulat hält) überstand das Team schadlos. Doch Lautern startete mit zwei Toren noch vor der Pause den Umschwung. Zwei schöne Kombinationen reichten dem FCK für diese Führung und drehten den Spielverlauf um. Als wesentlich erfrischender aufspielendes Team kam der Gastgeber aus der Kabine und erspielte sich das nun verdiente 3:1 durch den heute sehr starken Klose. Lautern, schon während der gesamten Saison mit jeweils starken Auftritten in Halbzeit Zwei, drehte nun gegen die allerdings nie aufsteckenden Kiez-Kicker auf. Das 5:1-Endergebnis war letztlich dann doch etwas arg hoch und spiegelt nicht den couragierten Auftritt des Gastes wieder. Die Daten.
Du schießt nicht, das sind nur elf Meter!
— DFB-Teamchef Franz Anton Beckenbauer vor dem Elfmeterschießen im WM-Halbfinale 1990 gegen England zu Bayern-Distanzschütze Klaus Augenthaler.