Auch am zweiten Spieltag der 2. Runde polterten die Erstligisten nur so aus dem Wettbewerb: Krisenklub Hertha und Tabellenführer HSV mussten im Elferschießen bei 1860 München bzw. in Osnabrück passen, während sich Freiburg in Augsburg, Leverkusen in Lautern und Wolfsburg beim 1. FC Köln überrumpeln ließen. Einzig Bremen (2:1 über St. Pauli), Frankfurt (6:4 gegen Aachen) und Stuttgart (3:1 nach Verlängerung in Lübeck) erfüllten ihr Soll.
Der Ex-Keeper des aktuellen Bundesligaletzten Hertha BSC Berlin, Gabor Kiràly, brachte seinen ehemaligen Arbeitgeber mit reichlich Paraden zum Verzweifeln. Sein jetziger Klub 1860 München hatte es zu einem Gutteil dem Ungarn zu verdanken, dass der Einzug ins Achtelfinale im Elfmeterschießen gelang, in dem er Kacars Schuss vom Punkt abwehrte. Aber auch zuvor hatte er den Berliner Angreifern mehrmals in die Suppe gespuckt. 1860 war 2:0 in Front gegangen, musste aber nach einem Doppelschlag von Ramos und Domovchiyski (77., 79.) doch noch in die Extra-Time. Dort hielt der Außenseiter das 2:2 und hatte auch im Elferschießen überraschend die besseren Nerven.
Als absolute Sensation muss das Ausscheiden des aktuellen Bundesliga-Tabellenführers Hamburger SV beim Drittligisten VfL Osnabrück bewertet werden. Die lila Hausherren legten durch Hansen (52.) und Siegert (67.) vor, ehe der HSV nach dem 1:2 durch Petric (77.) in letzter Sekunde der regulären Spielzeit noch einen Handelfmeter vom VfL-Stürmer Schmidt geschenkt bekam, den Trochowski verwandelte. Demel brachte dem Favoriten in der Verlängerung zwar die 3:2-Führung, doch ein Gewaltschuss von Grieneisen (116.) leitete zum Elferschießen über, in dem Tesche und Petric für den HSV versagten und das Pokal-Aus der Hanseaten besiegelten.
Meister VfL Wolfsburg traf auf einen hoch motivierten 1. FC Köln, bei dem Lukas Podolski das stärkste Spiel nach seiner Rückkehr an den Rhein bestritt. Ishiaku (22., 32.) legte für das Bundesligakellerkind vor, Dzeko brachte die "Wölfe" heran (54.) und Freis (65.) stellte den alten Toreabstand wieder her. Wolfsburg drückte danach zwar vehement, doch es reichte nur noch zum 2:3 durch Riether (66.).
Ein glänzender Sololauf von Daniel Brinkmann (63.) entschied den Pokalfight zwischen Zweitligist FC Augsburg und dem SC Freiburg, der nach seinem großartigen Auftritt bei Hertha völlig neben der Spur lief und auch kämpferisch enttäuschte. Augsburg hatte das Chancenplus und gewann hoch verdient.
Der Bundesliga-Zweite Bayer Leverkusen kam im Fritz-Walter-Stadion gegen den 1. FC Kaiserslautern viel zu spät in die Gänge. Wirkliches Engagement sah man über weite Strecken der Partie nur vom Zweitligisten, der durch Sam (12.) und Jendrisek (62.) verdientermaßen führte. Erst Gekas (86.) traf für die Werkself, doch der Treffer blieb Ergebniskosmetik.
Ein recht verrücktes Pokalspiel sahen gut 25.000 Besucher in der Commerzbank-Arena. Caio (1.) und Liberopoulos (5.) brachten Eintracht Frankfurt früh und Front und nach dem Treffer von Gueye (23.) und dem Eigentor von Szukala (45.) stand es zur Pause 3:1 für den Favoriten, der gleich nach der Pause sogar auf 5:1 (Liberopoulos, Meier) davon zog. Große Moral zeigte Zweitligist Alemannia Aachen jedoch in der Folgezeit und schoss drei Tore in 22 Minuten (zweimal Auer und nochmals Gueye). Als Schwegler jedoch von Torwart Stuckmann auf der Gegenseite im 16er gefällt wurde und Teber vom Punkt getroffen hatte (89.), war das nicht mehr für möglich gehaltene Zittern für die Hessen spät beendet.
Werder Bremen hatte mit seinem Nordrivalen FC St. Pauli noch eine Pokal-Rechnung aus dem Jahre 2006 offen, als man unter diskussionswürdigen Bedingungen im "Eisspiel" 1:2 unterlag. Diesmal drehten die Kicker von der Weser das Ergebnis um und hatten am Ende verdient die Nase vorn. Hunt schoss das 1:0 für die Bremer (29.), Takyi glich nach 75 Minuten für erstarkte Gäste aus, doch "Torjäger" Naldo versenkte nach Vorlage von Mertesacker das Spielgerät in der 82. Minute zum Sieg für den Favoriten, der zuvor eine größere Anzahl an Chancen liegen gelassen hatte.
Eine Sensation witterte man auch lange Zeit im Lohmühle-Stadion des VfB Lübeck. Bundesligist und Namensvetter VfB Stuttgart hatte für ein volles Haus gesorgt und ließ sich prompt durch ein Gegentor von Henning (6.) schocken. Erst nach 77 Minuten gelang durch Schiebers Treffer immerhin die Verlängerung, in der dann Khedira (109.) und Cacau (117.) den Erfolg für die über weite Strecken enttäuschenden Schwaben dingfest machten.
Einen so harten Ellenbogen hat der in ganz Kolumbien noch nicht erlebt. Aber genau genommen war es das Knie.
— Gerd Rubenbauer