DFB-Team

Fußballfest mit sieben Treffern

von Günther Jakobsen12:32 Uhr | 08.09.2010

Es war nur Aserbaidschan, ein Gegner, dem noch vieles fehlt, um als echter Prüfstein wahrgenommen zu werden. Dennoch verdiente die deutsche Elf Beifall und Anerkennung für ihr Spiel, das von Spielfreude, technischer Finesse und Torhunger geprägt war - und nebenbei drei Punkte sowie die Führung in der Quali-Gruppe A einbrachte.

Bei Aserbaidschans Stürmer Javadov war der Fairplay-Appell, den die Mannschaftskapitäne Sadikhov und Lahm vor dem Anstoß verlasen, offensichtlich nicht angekommen. Sein mieser Ellbogencheck gegen Mertesacker, bei dem der Bremer sich einen Augenhöhlenbruch zuzog, hatte nichts mit sportlicher Härte zu tun und wurde zu allem Überfluss von Schiedsrichter Strömbergson nicht geahndet. In der elften Minute ersetzte Westermann Mertesacker - und sorgte, quasi als Bestrafung, nicht lange nach seiner Einwechslung für die 1:0-Führung der Deutschen (28.). Ein logischer Treffer, denn etwa ab der 20. Minute ließen Löws Spieler den gegnerischen Abwehrriegel wie einen löchrigen Käse aussehen und produzierten fast im Minutentakt hochkarätige Torchancen. Podolski war im Kölner Heimstadion eine enorme Einsatzfreude anzumerken; ein wenig Pech und Agayev, der stark reagierende Schlussmann Aserbaidschans, der in der 25. Minute eine Weltklasseparade gegen einen Kopfball Westermanns hinlegte, verhinderten zunächst einen Torerfolg des Kölners. Dies war jedoch nur aufgeschoben. Die deutliche Dominanz der DFB-Elf wurde in der Nachspielzeit schließlich auch in Toren ausgedrückt. Nach perfektem Zusammenspiel mit Özil hämmerte Podolski das vom rechten Innenpfosten ins Netz springende Leder zum 2:0 ins Gästetor, und legte 60 Sekunden später für Klose auf, der aus kurzer Distanz zum 3:0 einlupfte. Schon zur Halbzeit waren die Zuschauer hoch zufrieden mit dem anspruchsvollen Tempofußball der Heimelf.

Zur Freude der Besucher dehnten die Deutschen ihr Powerplay auch über die zweiten 45 Minuten aus, produzierten zahlreiche Torchancen und herrliche Spielzüge. Lahm, auf links eingesetzt - rechts spielte Riether in guter Manier den offensiv vorstoßenden Außenverteidiger - zog zweimal gleich zu Beginn aufs Tor ab (46. und 49.). Zungeschnalzen dann in der 51. Minute: Schweinsteigers scharfen Pass auf Klose legte der Stürmer, am rechten Sechzehnerrand stehend, mit der Sohle direkt in Müllers Lauf, dessen Direktabnahme nur knapp am rechten Pfosten vorbeirauschte. Kurz darauf zahlte sich der Druck aus: Khedira war rechts in den Strafraum eingedrungen und flankte in die Mitte, wo Aserbaidschans Kapitän Sadikhov eine verunglückte Abwehraktion zum 4:0 hinlegte (53.). Dass sich auf der anderen Spielhälfte etwas ereignete, hatte nach dem Spielverlauf kaum jemand auf dem Plan. Aus dem Nichts deshalb der überraschende Treffer für die Gäste. Bei Javadovs Eckstoß verkalkulierte sich der unterbeschäftigte Neuer, faustete sich, irritiert von Melikov, das Leder quasi ins eigene Netz (57.). Nach einigen Minuten des Durchschnaufens zog die deutsche Elf, in der sich die eingewechselten Marin und Cacau gut einfügten, die Zügel wieder an. Tempo, Stellungsspiel und Verständnis stimmten, somit wurde der überforderte Gast folgerichtig nochmals düpiert. Innenverteidiger Badstuber, der seinen Freiraum zunehmend gut zu nutzen verstand, köpfte nach Özils Ecke einen bestens platzierten Aufsetzer zum 5:1 ins linke Eck (86.) und Klose setzte in der Nachspielzeit den 6:1-Schlusspunkt. Podolski war links nochmals durch und hatte ins Zentrum gepasst, wo Cacau den Ball irgendwie ungewollt, aber extrem gut passend, zu Klose weiterleitete.

André Schulin



Heute hab ich gar nichts zu sagen, heute kann der Trainer mal was sagen. Die haben dann Mann gegen Mann gespielt, bloß wir haben's nicht gesehen.

— Matthias Sammer, BVB, leicht angefressen nach einem 2:2 beim HSV.