Gerets: Erfolg mit Wolfsrudel

von Günther Jakobsen12:27 Uhr | 24.09.2004

Mit Kaiserslautern konnte Erik Gerets in der Bundesliga trotz großen Engagements wenig bewegen - anders als mit dem VfL Wolfsburg, der als Tabellenführer die Betzebuben empfängt. Als Coach der Wölfe hat der ehemalige Rote Teufel bessere Chancen, seiner Trainerlaufbahn weitere Erfolge hinzu zu fügen.

Kapitulation vor vielschichtigen Problemen
Obwohl sich sein sportlicher Erfolg mit den Pfälzern in überschaubaren Grenzen hielt, ist Erik Gerets in Kaiserslauterns Fanszene immer noch sehr beliebt. Als Nachfolger von Andreas Brehme am vierten Spieltag der Saison 2002/03 zu den Lauterern gestoßen, hatte er mit den Roten Teufeln eine harte Phase zu überstehen, um am Ende mit Rang 14 den Klassenerhalt zu sichern. In der darauf folgenden Spielzeit erwartete man am Betzenberg eine etwas entspanntere Saison - was sich angesichts der Unruhen im Verein (Finanzkrise; Querelen um Ex-Vorstand; Disharmonien mit Spielern, die im Aussortieren von Freund, Anfang und Hengen gipfelte) als illusorisch erwies. Das Team rutschte am 18. Spieltag auf einen Abstiegsplatz und Gerets musste gehen. Er hatte gegenüber den vielschichtigen Problemen in Kaiserslautern kapitulieren müssen.

Glück für Wolfsburg
Was blieb, ist seine Loyalität. "Kaiserslautern wird immer in meinem Herzen bleiben", sagte Gerets, und FCK-Boss René Jäggi erklärte zur Entlassung: "Es war ein schwarzer Tag für den 1. FCK und mich persönlich". Für Wolfsburg indes geriet der Rausschmiss des Belgiers in der Pfalz zur glücklichen Fügung. VfL-Manager Pander bekniete Gerets, der ursprünglich keinen neuen Job während der laufenden Saison mehr antreten wollte, bei den Wölfen - die sich von Jürgen Röber getrennt hatten - zu unterzeichnen. "Wolfsburg ist vielleicht meine letzte Chance, um in der Bundesliga zu arbeiten. Hier stimmen die Strukturen, die Perspektiven sind positiv", nahm Gerets die Offerte an.

Defensive gestärkt
So ganz stimmte das mit den Strukturen nicht; eine nicht erlaubte Aufstellung (Hristov) kostete Wolfsburg den Verbleib im DFB-Pokal - dafür hielt jedoch der Manager den Kopf hin. Wolfsburgs sportliche Bilanz in der neuen Saison, für die Gerets verantwortlich zeichnet, ist allerdings glänzend: Vier von fünf Spielen wurden gewonnen (davon drei Auswärtssiege) und erstmals gelang der Sprung an die Tabellenspitze. Gelungene Schachzüge sind die Verstärkung der Abwehr mit Quiroga und Hofland, da die Wolfsburger Schwächen in der letzten Saison hauptsächlich im Defensivbereich zu finden waren. Klubs aus Belgien (Lierse SK und FC Brügge) und den Niederlanden (PSV Eindhoven) führte Gerets bereits zur Meisterschaft. Ein Titelerfolg mit dem VfL ist noch weit entfernt, aber Gerets’ Weg in der Bundesliga mit den Wölfen ist weitaus weniger steinig, als mit den Roten Teufeln, denen er sich immer noch verbunden fühlt, am kommenden Spieltag kaum zu schonen gedenkt.

André Schulin



Als Gourmet genieße ich mein Steak noch, medium gebraten.

— Joachim Bäse