Gestrauchelt

von Günther Jakobsen16:25 Uhr | 18.02.2005

Vom gefeierten Spitzenreiter zum unattraktiven Mittelmaß - der VfL Wolfsburg hat in dieser Saison am Geschmack des Erfolges genascht und wurde durch den Rückrunden-Fehlstart auf Punkte-Diät gesetzt. Das Fettpolster der Anfangserfolge ist längst aufgebraucht, jetzt müssen frische Punkte her.

Ziele stark gefährdet
Der VfL Wolfsburg wäre nicht der erste Verein, dem - nach erfolgreicher Hinrunde - ein Fehlstart in die Rückserie bereits sämtliche hoffnungsvollen Saisonziele zerschlagen hätte. Die Bilanz von vier Niederlagen aus den vier Spielen im Jahr 2005 verwandelte die vor der Winterpause gültige Perspektive, als Tabellenvierter auf Champions-League-Teilnahme und Tabellenführung (Bayern München, vier Punkte Abstand) spekulieren zu können, grundlegend. Nun hecheln die Wölfe als Tabellenzehnter sogar schon den UEFA-Cup-Rängen mit fünf Punkten Abstand hinterher. Kevin Hofland hat deshalb unbedingt recht, wenn er behauptet, nicht nur der kommende Gegner Hansa Rostock stehe mit dem Rücken zur Wand. "Wir auch", sagt der zu Saisonbeginn zum VfL gewechselte Innenverteidiger. Acht Spieltage an der Tabellenspitze haben gezeigt, dass Wolfsburg stark genug sein sollte, um zumindest im Kampf um Platz fünf mitzuhalten. Eine weitere Pleite könnte die Lücke empfindlich vergrößern.

Wo gehört der VfL hin?
Für den Kurzzeit-Wolfsburger Stefan Effenberg (19 Spiele, Saison 2002/03) kommt der Absturz seines Ex-Teams nicht überraschend: "Der VfL ist jetzt wieder da, wo er hingehört", verkündete er kürzlich. Ihn habe es "Wirklich gefreut, dass der VfL da oben stand", kommentierte er den Höhenflug aus der Hinserie. Zum dauerhaften Erfolg brauche der Verein aber noch "Zwei, drei Spieler die ihr Niveau über einen längeren Zeitraum halten können". VfL-Trainer Erik Gerets glaubt, mit dem vorhandenen Kader wieder in die Spur zu finden: "Ich bin sicher, dass wir eine Serie von positiven Spielen vor uns haben". Optimistisch stimmt ihn, dass mit Hofland, Petrov, Schnoor, Rytter und D’Alessandro wieder Akteure zur Verfügung stehen, die zuletzt wegen Verletzungen oder Sperren pausieren mussten. "Damit kehren einige Spieler in den Kader zurück, die der Mannschaft die Extra-Qualität geben."

Nicht immer optimal
Extra-Qualität, auch während der Pleitenserie, demonstrierte Torwart Simon Jentzsch, der die Kapitänsnachfolge von Stefan Schnoor antrat. Allerdings konnte auch Jentzsch nicht verhindern, dass eine altbekannte Seuche zu den Wolfsburgern zurückkehrte: die Auswärtsschwäche. In der kompletten vergangenen Saison holte der VfL lediglich acht Punkte auf fremden Plätzen (zwei Siege, zwei Remis). Diese Marke überboten die Niedersachsen in der laufenden Spielzeit bereits nach den ersten drei Auswärtspartien, die sie allesamt (u.a. bei den heimstarken Bremern und Dortmundern) gewannen. Danach riss der Auswärts-Faden. Es kam nicht ein einziges Pünktchen mehr hinzu, obwohl die Chancen oft gegeben waren. Den Wölfen fehlte - ein wirklich passendes Attribut - häufig nur der Biss. Das Team von Erik Gerets zeigte spielerisches Format, eine im Vergleich zu den Vorjahren klar verbesserte Abwehrabteilung und hat in allen Mannschaftsteilen Akteure, die Überdurchschnittliches leisten können. Das Optimum auszuschöpfen, ist den Wölfen indes nur in der ersten Saisonhälfte gelungen. Bislang.

André Schulin



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— Christoph Daum als Nationaltrainer Rumäniens, zu einem Journalisten.