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Gewohnt kompakt

von Günther Jakobsen17:26 Uhr | 03.07.2006

Das alte Klischee einer Turniermannschaft trifft gleichermaßen auf Deutschland wie auf Italien zu. Zu den Merkmalen einer Turniermannschaft gehört, dass sich eine Stammelf während der Veranstaltung heraus schält: Eine Verletzung (Nesta), ein Eigentor (Zaccardo) und eine Rote Karte (de Rossi) bewegten Azzurri-Coach Marcello Lippi zu personellen und taktischen Veränderungen, was immerhin schon bis ins Halbfinale führte.

Nur vom eigenen Mitspieler überwunden
Italiens Abwehr ist gewohnt stark. Der bislang einzige Gegentreffer ging auf die Kappe von Cristian Zaccardo, dem beim Spiel gegen die USA ein Abwehrschlag verunglückte und im eigenen Tor einschlug. Danach verlor der linke Außenverteidiger von US Palermo seinen Platz in der Startelf an den Vereinskollegen Fabio Grosso (in der kommenden Saison bei Inter), dessen Energieleistung den Last-Minute-Erfolg über Australien ermöglichte. Auf der rechten Abwehrseite hat sich Gianluca Zambrotta (Juve) kontinuierlich gesteigert, bis zum Spiel gegen die Ukraine, wo er als Torschütze und Vorbereiter glänzte. In der Innenverteidigung empfahl sich Marco Materazzi (Inter) als Ersatz für den angeschlagenen Routinier Alessandro Nesta (Milan) und dürfte nach abgesessener Rot-Sperre (fehlte gegen die Ukraine) erneut neben Fabio Cannavaro (Juve) auflaufen. Der Kapitän der Squadra Azzurra ist der Fels in der Brandung. Aber auch er konnte nicht verhindern, dass selbst die berühmt-berüchtigte italienische Defensive gänzlich unfehlbar ist. Dass letzten Endes bei dieser WM noch kein gegnerischer Akteur ins Tor des Teams von Marcello Lippi traf, ist auch Schlussmann Gianluiggi Buffon (Juve) geschuldet, der mehrfach seine Extraklasse unterstrich.

Kompakte Mitte
Nach dem unrühmlichen Aussetzer von Youngster Daniele de Rossi (AS Rom), der wegen eines üblen Ellenbogenchecks im USA-Spiel für vier Partien gesperrt wurde, nahm Lippi eine Umstellung im Mittelfeld vor und formierte eine Viererkette, bestehend aus Simone Perrotta (AS Rom) und Mauro Camoranesi (Juve) auf den Außenpositionen, sowie den Milanakteuren Andrea Pirlo und Gennaro Gattuso in der Zentrale. Perrotta spielte bislang unauffällig, ging in der Rolle auf, der hängenden Spitze Francesco Totti den Rücken frei zu halten. Der als Rustikalfußballer bekannte Gattuso erfüllte seine Zerstöreraufgaben zufriedenstellend und wurde während des Turniers kurioserweise beinahe genauso häufig gefoult, wie er selbst auszuteilen gewohnt ist. Für die spielerischen Elemente aus dem Mittelfeld zeichnete wie erwartet Pirlo verantwortlich, der Rhythmus und Tempo variiert. Der Milanese wirkte in der Vorrunde allerdings frischer als zuletzt. Camoranesi kam bislang nur zu Teilzeiteinsätzen. Ihm scheint für die volle Distanz die Kraft zu fehlen; dennoch hatte der gebürtige Argentinier etliche gute Szenen auf seiner rechten Mittelfeldposition.

Eineinhalb Stürmer
Francesco Totti (AS Rom) hat nach seinem im Februar erlittenen Wadenbeinbruch, auch der rechte Knöchel wurde bei der Verletzung in Mitleidenschaft gezogen, noch nicht die volle Leistungsfähigkeit erreicht. Lippi wechselte den Star der Mannschaft in der Vorrunde zweimal vorzeitig aus. Der Elfmetertreffer gegen Australien schien Totti beflügelt zu haben. Gegen die Ukraine wurden ihm zwei Assists zugeschrieben, zudem zeigte er verbesserte spielerische Ansätze. Als bester Torjäger der abgelaufenen Serie-A-Saison hatte Mittelstürmer Luca Toni (AC Florenz) keinen einfachen Start ins Turnier. Zunächst als Doppelspitze mit Alberto Gilardino (Milan) aufgeboten, konnte er seine Torchancen nicht nutzen. Erst im Viertelfinale gegen die Ukraine, als er quasi einen Ein-Mann-Sturm bildete - Totti agierte klar nach hinten versetzt - konnte er seiner Profession als Goalgetter mit zwei Treffern gerecht werden.

André Schulin



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