Es gehört halt zum Geschäft, regelmäßig festzustellen, dass die Schiedsrichter letztendlich die Meisterschaft entscheiden. In der wohlgelittenen Wochenzeitung für die Freunde aller Sport-Luder, Fußball-Hetzer und aller Formel1-Themen-die-die-Welt-nicht-braucht, der "Sport-Blöd", gehörte in dieser Woche das Schiri-Thema ins Blatt, da es mindestens einmal pro Halbserie ausgeschlachtet werden muss. Diesmal besonders plump.
Auf dem Titel geht es los: „46 Fehl-Entscheidungen: Schiris verpfeifen die Meisterschaft...“. In der Headline der Titelgeschichte die erste Steigerung: „Schon 46 schwere Fehl-Entscheidungen“. Dann der erste Satz des Artikels: „ Die Bundesliga kocht.“ Härter geht`s nicht. Wer entscheidet die Meisterschaft? Genau.
Im Prinzip ging es nur um den Elfmeterpfiff in der letzten Minute der Partie Pauli gegen Bayer. Held flankt von Links – Bernd Schneider hebt einen halben Meter entfernt die Arme (ganz klar – sowas macht kein Abwehrspieler - der kennt das Thema - höchstens ein genialer Rechtsaußen auf Abwegen), bekommt den Ball zwischen die Arme an den Kopf und von dort gegen die Hand.
Laut Schiri-Jansen-Aussage sah er den Kopfschuss als Handspiel, wie jeder der seitwärts oder hinter dem angeschossenen Spieler gestanden hätte – denn es gibt in den Fußballregeln keine „Schutzhand“.
„Handspiel“ ist, wenn die Hand zum Ball geht – auch zum Schutz, wie bei Schneider. Dass der Schiri von seinem Standort aus (der optimalste Schiri-Standort wäre in diesem Fall ungefähr an der Eckfahne gewesen), nicht wie wir – zehn Mal in Megahypersuperzeitlupe – diese Situation sah, ist nachvollziehbar (nicht für die "Spocht-Blöd").
Zumal Jansen innerhalb von Sekundenbruchteilen erkennen und dann umgehend pfeifen musste (oder auch nicht – es ist seine alleinige Entscheidung). Er ist unparteiisch, darf also nicht auf Namen, Verein, Spielminute, Tabellensituation, Spieltag etc. achten. Nur die Situation, wie er sie wahrnimmt ist maßgebend. So sind die Regeln, liebe "Blöd-Blöd".
Geil sind die Zeugen von "Blöd-Spocht-Blöd": Calmund, Toppmöller und Mario „Hosenscheißer“ Basler. Dann noch ein Schiri, der sich nicht im Oberhaus durchsetzen konnte (64 Spiele in 9 Jahren) und sauer auf den (bösen) DFB ist(der ja bekanntlich jedes Jahr den Meister macht). „Sauerei“ etc. zeterten (verständlich, weil parteiisch) der Dicke und die Silberlocke, während Mario gerade die Euros für den „Hosenscheißer“ zusammenkratzt.
Der Ex-Oberhaus-Schiri Malbranc wird immerhin mit einem Satz zitiert, der wohl seinen Berufsstand verteidigen soll: „Vor zehn Jahren war der Fußball noch viel langsamer und die Spieler nicht so ausgebufft.“ Was erstens Quatsch ist, denn das Fußballspiel ist bestenfalls punktuell wirklich etwas schneller geworden. Und zweitens war die abwehrende Hand von Schneider alles andere als „ausgebufft“, sondern schlichtweg unnötig und fahrlässig, denn er hatte im Prinzip „Glück“, dass er das Leder ins "nur" Gesicht bekam (toller Schutzreflex...).
Auf die „46 schweren Fehl-Entscheidungen“, die auf den nächsten Seiten mehr oder weniger unseriös, um nicht zu sagen tendenziös, aufgelistet werden, sollte man den Mantel des Schweigens legen. Sicher ist jedenfalls, dass die "Hypersupermega-Spocht-Blöd" – wenn sich die Wogen wieder gelegt haben – einen kleinen „Wir-haben-die-besten-Schiris-der-Welt“-Artikel bringen wird und den späteren Meister – der ja von den Schiris herbeigepfiffen wurde – abfeiern wird, dass die riesengroßen Buchstaben nur so aus dem Heft fallen werden. Das werden wir dann genauso natürlich finden, wie die Fehler der Schiris – oder...?
Franz Heck
Es war eigentlich bis auf das Spiel ein schöner Ausflug.
— Franz Beckenbauer nach einer 0:3-Pleite in Lyon in der Champions League