Am 1. Juni startet der Dokumentatonsfilm "Gib mich die Kirsche!" im Verleih der Constantin Film. Zur Einstimmung auf die Weltmeisterschaft leistet er sich einen humorvollen Rückblick auf Fußballdeutschland von der Gründung der Bundesliga 1963 bis zum Gewinn der WM 1974 und gräbt die besten Geschichten und Anekdoten dazu aus.
Der Titel geht auf den legendären Ausspruch des Dortmunder Stürmers Emmerich zurück, der so den Ball zu fordern pflegte. Erstlingsfilmer Peter Hüls und Oliver Gieth haben jahrelang die (Fernseh)Archive durchforstet, bis sie die originellsten Schnipsel von Reportagen, Interviews und Spielen zu einer unbedingt unterhaltsamen Kompilation voller Fußballgarn verbanden, die ganz ohne Kommentar auskommt.
Der muntere Mix aus Kultur- und Sportgeschichte beginnt mit der Gründung der Bundesliga 1963 und arbeitet sich chronologisch bis zur WM-Trophäe 1974 vor. Anstatt Tabellen und Analysen einzuspielen, streifen Hüls und Gieth assoziativ alle Facetten des soziokulturellen Ereignisses, wobei so manche Kuriosität humorvoll unterbreitet wird.
So erfährt man, wie Uwe Seeler als Sportartikelvertreter die Lande bereiste, Fußballschlager von der Nationalelf eingespielt wurden und dass Kaiser Franz schon immer der geborene Diplomat war.
Ob für die Reklame Fisch in Zeitungspapier gegrillt, Frauenfußball als Sakrileg empfunden wurde oder die Kicker ihre Prämien noch als Nebenverdienst versteuerten; es ist rundweg zum schmunzeln.
Darüber hinaus zeichnen die Filmemacher mit Originalmaterial nach, wie ein nachbarschaftlich verwurzeltes Sportereignis binnen eines Jahrzehnts zum Massenphänomen der Unterhaltungsindustrie aufstieg. Der Verlust dieser Unschuld spiegelt sich im ersten Bestechungsskandal und dem Aufkommen der Hooligans wider. Doch zumeist schwelgt diese nostalgische Zeitreise zu den Fußballgöttern Seeler, Müller und Breitner in Zeitlupenstudien und Strafraumszenen der WM 66, 70 und 74.
Dirk Gieselmann/11 Freunde-Redaktion
Mit der Chancenauswertung war ich nicht zufrieden. Aber ein Trainer hat immer was zu meckern.
— Schalke-Coach Huub Stevens