Das alte Lied: Nutzt man seine Chancen nicht, schlägt der Gegner zu. Für Gladbach eine sehr vertraute Melodie. Der Hamburger SV spielte eine schwache erste Hälfte, in der nur Rost überzeugte. Mit dem 2:1-Erfolg glichen die Hanseaten ihre Hinserienbilanz aus (7 Siege, 7 Niederlagen), derweil Schlusslicht Mönchengladbach die Halbsaison ohne Heimsieg abschloss.
Nicht ganz unerwartet fehlte der angeschlagene Idrissou zunächst beim letzten Anpfiff der Hinserie im Borussia-Park. De Camargo besetzte die Planstelle im Gladbacher Sturmzentrum. Die Gäste aus Hamburg boten mit Guerrero ebenfalls nur eine Spitze auf. Besonders auffällig war der Peruaner jedoch nicht - abgesehen von Rost galt das in den ersten 45 Minuten allerdings für die gesamte HSV-Auswahl. Mit der letzten Aktion vor der Pause, als Westermann einen Kopfball etwa einen halben Meter über die Querlatte setzte, produzierten die Hanseaten ihre beste Tormöglichkeit. Gladbach war zweifellos das bessere Team, was sich auch in der Anzahl der Torchancen niederschlug. Rost bewahrte seine Elf bereits in der vierten Minute vor einem möglichen Rückstand, als er De Camargos Schuss parierte. Auch gegen Reus (8.) und Bradley (25.) war der HSV-Keeper zur Stelle. In der 26. Minute half den Gästen das Glück, als ein von Arango gezirkelter Schuss knapp rechts vorbei segelte. Die Feldüberlegenheit der Gladbacher mündete also nicht in eine Führung, über die sich die Norddeutschen nicht hätten beschweren dürfen.
Der zweite Durchgang war gerade gestartet, da passierte das, was so manch einer im Gladbacher Lager nach dem Spielverlauf befürchtet hatte: Die eigene Chancenverschwendung wurde bestraft, der bis dahin schwächere HSV ging in Führung. Der Treffer war allerdings gut herausgespielt. Pitroipa sezte Elia per Hackentrick in Szene und der Niederländer überwand Heimeroth aus kurzer Distanz per Beinschuss (46.). Von einer Schockstarre der Gastgeber auf den Rückstand konnte indes keine Rede sein, denn die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem Bradley sich auf links durchgesetzt hatte, schickte er eine genaue Flanke auf De Camargo ab, die der Belgier per Kopf ins Hamburger Tor weiterleitete (48.). Die Treffer hatten das Spiel belebt, das nun an Brisanz zulegte. Vor allem die Gäste wurden präsenter und übernahmen immer größere Spielanteile. Gladbach suchte jetzt seine Chancen im Konter und hatte in der 70. Minute eine erstklassige Möglichkeit zur Führung, als Bradley Marx mit einem Querpass frei spielte. Allein vor Rost scheiterte der Mittelfeldakteur jedoch aus 14 Metern am Hamburger Schlussman (70.). Zwei Minuten später auf der Gegenseite: Trochowski trat von der linken Seite einen Freistoß an den kurzen Pfosten. Heimeroth wurde durch vor ihm postierte Spieler irritiert und das Leder fand, ohne noch abgelenkt zu werden, seinen Weg über die Linie (72.). Gladbachs Moral war nicht gebrochen, ein erneuter Ausgleich glückte trotz erkennbarer Bemühungen jedoch nicht mehr. Fast hätte der HSV sogar noch einen draufgesetzt, aber Guerreros Schuss aus der 83. Minute landete am Pfosten und den Nachschuss van Nistelrooys wehrte Heimeroth ab. Die Gäste hatten sich nach dem Seitenwechsel gesteigert, ein weiterer Treffer wäre des Guten allerdings zu viel gewesen.
André Schulin
Früher hatte er Mühe, Hamlet von Omelett zu unterscheiden.
— Max Merkel über Goethe-Fan Otto Rehhagel.