0:2 verloren und doch musste Schalke erleichtert durchatmen: Das hätte viel übler ausgehen können. Manchester wirbelte die königsblaue Abwehr nach Belieben durch und wurde lange Zeit nur von Neuer gestoppt.
Stärker in den Zweikämpfen, sowohl balltechnisch als auch vom physischen Einsatz her, schneller im Umschalten, sicherer im Passspiel, variabler in Spielaufbau und dem Kreieren von Torchancen - kurz gesagt: Manchester United war Schalke in allen Belangen überlegen. Abgesehen vom Torwart. Edwin van der Sar, der zum Saisonende scheidende Keeper der „Red Devils“, brauchte seine in langen Jahren nachgewiesene Klasse allerdings nicht einsetzen, da Schalkes Offensive kaum einmal zu ihm durchdrang. Das Gehäuse der Gastgeber hingegen stand schon in den ersten 45 Minuten derart intensiv unter Beschuss, und das mit hochkarätig heraus gespielten und auch abgeschlossenen Chancen, dass Schalke schon zur Pause hätte das Handtuch werfen können - wenn nicht Manuel Neuer eine Großtat an die nächste gereiht und Manchesters Angreifer das Fürchten gelehrt hätte. Rooney, Giggs und immer wieder der eminent gefährliche Hernandez scheiterten am Schalker Schlussmann. Die Gastgeber konnten keine entlastenden Spielphasen einstreuen, da sie das Leder viel zu schnell verloren. Mit Ungenauigkeiten im Abspiel machten sich die „Knappen“ schon im Ansatz eigene Chancen kaputt. „Wir haben einfach auf zu vielen Positionen nur zugeschaut und dem Spieler die Daumen gedrückt, der den entscheidenden Zweikampf bestreiten musste“, prangerte Ralf Rangnick die passive Gangart seiner Elf an, die viel zur Hilflosigkeit beitrug.
Ein Doppelschlag, den selbst der überragende Neuer nicht verhindern konnte, verschaffte Manchester die hoch verdiente und längst überfällige Führung. Zunächst hatte Rooney den geschickt in die Lücke laufenden Giggs bedient, der völlig freistehend Neuer aus kurzer Distanz überwand (67.). Wenig später eine vergleichbare Situation, als die Gäste sich erneut durch Schalkes Sechzehner kombinierten und diesmal Rooney, angespielt von Hernandez, alle Freiheiten vorfand, zum 2:0 zu vollstrecken (69.). Gleichwohl fielen die beiden Tore ausgerechnet in jener Phase, in der die „Königsblauen“ sich zuvor ein wenig freigeschwommen und kurzzeitig van der Sars Kasten belagert hatten. Nach dem Doppelpack stellte Manchester jedoch wieder die Dominanz her und ließ gar nichts mehr anbrennen. Sir Alex Ferguson war mit dem Spiel seines Teams hoch zufrieden: „Ich glaube, wir nähern uns dem Optimum“, lobte er den Auswärtsauftritt seiner „Red Devils“ und attestierte Neuer, wohl die beste Torwartleistung gebracht zu haben, die er in einem Spiel mit Manchester United gesehen habe.
André Schulin
Tore zu schießen, ist wie Liebe machen. Jeder kann es tun, aber niemand tut es wie ich.
— Alfredo di Stéfano