Griechenland - Ohne Druck

von Günther Jakobsen12:15 Uhr | 02.06.2012

Als Außenseiter geht der Europameister von 2004 in die auf dem Papier leichteste Gruppe. Trainer Santos kann zwar eine bärenstarke Defensive aufbieten, es fehlt den Griechen jedoch an offensiver Durchschlagskraft.

Kräftig aufgeräumt hatte Otto Rehhagel den griechischen Fußball als er 2001 den Posten des Nationaltrainers übernahm. Mit ihm holte Hellas drei Jahre später (äußerst überraschend) den EM-Titel und spielte seitdem, von der WM 2006 abgesehen, bei allen großen Turnieren mit. Dass es dabei nie über die Gruppenphase hinaus ging, lässt die Griechen zwar schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Auffällig ist der Umschwung dennoch, denn Griechenland hatte mit nur jeweils einer EM- (´80) sowie einer WM-Teilnahme (´94) international eher wenig auf sich aufmerksam gemacht.

Auch ohne König Otto, der 2010 zurücktrat und von Fernando Santos ersetzt wurde, gelang den Griechen die dritte EM-Teilnahme hintereinander. Ohne Niederlage und mit 24 Punkten aus zehn Spielen setzte sich Griechenland in der Qualifikation recht souverän durch. Bei genauerem Hinschauen fällt dann jedoch auf, dass die Gruppe F mit Lettland, Israel, Malta und Georgien nicht sonderlich stark besetzt war. Einzig Kroatien durfte als Gegner auf EM-Niveau betrachtet werden, dieser wurde nach einem 0:0 im Hinspiel in der zweiten Partie mit 2:0 besiegt.

Wie schon beim EM-Erfolg vor acht Jahren lebt der griechische Fußball auch 2012 von der Defensive. Gleich drei starke Innenverteidiger stehen Santos zur Verfügung: Die beiden Bundesliga-Legionäre Sokratis Papastathopoulos (Bremen) und Kyriakos Papadopoulos (Schalke) sowie Avraam Papadopoulos (Piräus) stehen für ein gutes Kopfballspiel und konsequente Abwehrarbeit. Unterstützt von den Außenverteidigern und einer defensiv ausgerichteten Doppelsechs wird ein Abwehrbollwerk errichtet, an dem sich so mancher Gegner seine Zähne ausbeißt. Bei aller defensiven Stärke mangelt es Griechenland jedoch vor allem an offensiver Durchschlagskraft. Gekas (Samsunspor, ehemals Eintracht Frankfurt) und Samaras (Celtic) sind zwar kampfstarke Stürmer, jedoch nicht treffsicher genug. Die meisten Spiele der Qualifikation wurden nur knapp gewonnen, die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor könnte gegen spielstarke EM-Gegner zum Verhängnis werden.

In der Abwehr kompakt und unangenehm, in der Offensive harmlos - so wird es für Griechenland selbst in der vermeintlich leichtesten Gruppe, mit Polen, Russland und Tschechien schwierig, überhaupt in das Viertelfinale einzuziehen.

Mögliche Aufstellung: Chalkias - Torosidis, A. Papadopoulos (K. Papadopoulos), Sokratis, Holebas - Maniatis, Karagounis, Fotakis - Gekas, Samaras, Salpingidis

Lisa Ramdor



Die Brasilianer sind ja auch alle technisch serviert.

— Andreas Brehme als Co-Kommentator bei der WM 1998