Grings schießt Duisburg ins Finale

von Günther Jakobsen14:16 Uhr | 07.04.2009

"Yes, we can - Finale" stand auf den T-Shirts, die die Duisburgerinnen zum Abpfiff überzogen: 3:1 hatten sie gerade Olympique Lyon im Uefa-Cup-Halbfinale abgefertigt - am Ende bewies der französische Meister wenig Gegenwehr. Erstmals im Europapokal vertreten, steht der FCR 2001 Duisburg gleich im Finale. Der Gegner heißt Zvezda Perm.

Duisburg hatte nach dem 1:1-Remis im Hinspiel einen stärker aufspielenden Gegner erwartet - und tatsächlich begann Lyon druckvoll. Nach sechs Minuten hatte Louisa Necib, die im Mittelfeld die Strippen zog, Stürmerin Elodie Thomis mit einem schönen Pass durch Duisburgs Abwehrreihen geschickt - die herausgelaufene Kathrin Längert konnte aber klären. Lotta Schelin kam nach einer knappen Viertelstunde gefährlich vors Tor – erneut war Längert zur Stelle. Nach und nach gewann Duisburg an Raum, auch wenn auffällig viele Abspielfehler das Duisburger Aufbauspiel anfangs empfindlich störten. Inka Grings setzte sich schließlich in der 38. Minute im Strafraum durch, verlud ihre Gegnerin und schoss flach ins lange Eck. 1:0. Die Erleichterung war spürbar – und nur fünf Minuten später war es erneut Grings (43.), die die Abwehr ausspielte und abgezockt zum 2:0 traf. Danach wähnte sich Duisburg offenbar schon in der Halbzeitpause: Elodie Thomis nutzte die Unkonzentriertheit zum Anschlusstreffer (45.). Lyon brauchte in jedem Fall das zweite Tor um bei keinem weiteren Gegentreffer weiterzukommen. Der FCR hatte in der Liga zuletzt wenig konstant gespielt – beides Gründe, die aus Sicht der 3250 Zuschauer im PCC-Stadion eine Zitterpartie im zweiten Durchgang befürchten ließen. Auch Linda Bresonik bestätigte im Anschluss. „Das 2:1 vor der Halbzeit fand ich gefährlich - für den Kopf. Ich habe gedacht, die kommen aus der Pause und fackeln ein Feuerwerk ab. Aber das war überhaupt nicht der Fall.“

Lyon zeigte allenfalls Ansätze, fand aber gegen die kompakte Duisburger Abwehr kein Mittel – stattdessen kam die eigene Defensive ins Schwimmen angesichts einer nun entfesselten Grings. Die stürmte in der 54. Minute erneut aufs Tor, umspielte Spielführerin Laura Georges, indem sie den Ball rechts und sich links an der Abwehrspielerin vorbeischob, die sich ihrerseits nur mit einer Notbremse zu helfen wusste. Linda Bresonik verwandelte den Elfmeter kurz und schmerzlos. 3:1 – und es war noch eine gute halbe Stunde zu spielen. Lyons Trainer Fraid Benstiti brachte in der 67. Minute zwar mit der Brasilianerin Katia eine dritte Stürmerin, aber ohne Durchschlagkraft. Duisburg hatte im Gegenzug die formschwache Lira Bajramaj (67.) ersetzt durch Simone Laudehr, die erstmals nach monatelanger Schulterverletzung wieder auflief und einige offensive Akzente setzen konnte.

Das Finale wird am 16. und 23. Mai gegen Perm bestritten – ebenfalls ein Uefa-Cup-Neuling und zudem Partnerstadt der Stadt Duisburg. Die Russinnen hatten den Vorjahresfinalisten Umea IK (2:2/2:0) ausgeschaltet. Grings: „Wir haben nie damit gerechnet, soweit im Uefa Cup zu kommen, weil wir einfach nicht wussten, wie wir international mithalten können. Dass es so ein Durchmarsch ist, ist umso schöner für uns.“ Auch Trainerin Martina Voss - zuletzt erbost aufgrund der schwachen Vorstellung bei der 1:2-Niederlage gegen die Bayern unter der Woche – lächelte beseelt: „Ich bin einfach nur stolz.“

Astrid Labbert


Duisburger Stimmen zu ...

Das Spiel - der Gegner Lyon
Trainerin Martina Voss:„Wir haben geahnt: Wenn sie in Rückstand geraten, kriegen sie Probleme, weil sie das aus der Liga nicht kennen. Und das war heute, glaube ich, mit ein Schlüssel zum Erfolg. Wir haben natürlich mit den zwei Toren ein Zeichen gesetzt. Wir waren auch über die kompletten 90 Minuten die bessere Mannschaft und haben es wirklich geschafft, Lyons Schwächen aufzudecken und deren Stärken nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.“

Das 3:1 - eine Trotzreaktion nach der 2:1-Niederlage gegen den FC Bayern?
Annike Krahn: „Ich denke wir haben gezeigt, dass wir den Schalter umlegen können.“

Zvezda Perm: Ein Wunschgegner im Finale?
Annike Krahn: „Dat is mir sowat von egal. Wenn wir uns noch ein bisschen steigern und zusammenarbeiten, wird es für jeden Gegner schwer.“

Wer ist Zvezda Perm?
Linda Bresonik: „Ich glaube, das liegt 3500 Kilometer entfernt von uns. Ich habe keine Ahnung, wer da spielt und habe mit der Nationalmannschaft schon ganz lange nicht mehr gegen Russland gespielt. Von daher: keine Ahnung, Überraschung pur!“

Uefa-Pokal: Der erste von drei Titeln?
Linda Bresonik: „Ich hoffe. Das Finale ist für uns wichtig, weil wir uns einfach nicht auf die Meisterschaft verlassen können, um uns nächstes Jahr für die Champions League zu qualifizieren. Man muss ganz klar sagen, dass wir momentan in der Bundesliga die schlechtesten Karten haben, von allen drei Wettbewerben.

Erst feiern und dann ...
Inka Grings: „Wir werden es heute genießen, aber ab morgen liegt die Konzentration ganz klar auf Wolfsburg am Samstag [DFB-Pokalhalbfinale]. Wir wollen definitiv nach Berlin und das wird ein sehr hartes Stück Arbeit, weil Wolfsburg auch richtig gut drauf ist. Aber wir spielen zuhause und werden sicherlich alles daran setzen, dass wir auch wieder ins Finale kommen.“



Die Bratwurst hat heute zwei Tore geschossen.

— Giovane Elber, VfB Stuttgart, über seinen Mitspieler Fredi Bobic.