DFB-Team

Halbherziges Remis

von Günther Jakobsen22:13 Uhr | 14.02.2008

Mit seiner sorglosen Spielweise kam der FC Bayern in Aberdeen fast in Teufels Küche und ließ sich von einem löwenherzigen Gegner sogar zwei Gegentore aufdrängen. Auch ohne Glanz aber glichen die Münchener noch aus und buchten damit schon fast sicher die nächste Runde. Den Schotten blieb nicht mehr als ein Tapferkeitspreis.

Auf Ribery, van Buyten, van Bommel und auch Oliver Kahn verzichtete der deutsche Rekordmeister nicht gern. Noch übler aber sah es bei den Schotten aus, bei denen mehr als die halbe Mannschaft entweder komplett ausfiel oder angeschlagen auflaufen musste. Mit zwei 18- und einem 19-Jährigen nahm Aberdeen somit die Arbeit auf und ließ sich von der Größe des Gegners nicht erschrecken; gleich in Minute eins brachte eine scharfe Flanke die Münchener Abwehr in Verlegenheit. Ballbesitz und Spielkontrolle fielen fast automatisch bald den Bayern zu, die mit Lell statt Sagnol und dem langen verletzten Jansen anstelle Philipp Lahms freiwillig gar noch auf weitere Stammspieler verzichteten. Chancen aber ergaben sich allenfalls aus der Ferne wie bei einem strammen, aber ungenauen Schuss von Hamit Altintop (15.). Ze Roberto fing mit Tonis Vorlage ebenfalls nichts an (22.). So kam es, dass sich das fraglos reifere Spiel der Gäste mit einem Schlag zum Rohrkrepierer entwickelte, als nämlich Aberdeen ohne Ansage selbst offensiv wurde. Aluko, der eine 18-Jährige, legte aus dem Strafraum zurück auch Walker, den anderen 18-Jährigen, dessen trockener Schlenzer unhaltbar im rechten Eck einschlug – beide bestritten ihr erstes Europapokalspiel (24.). Auf den wirklich überraschenden Rückstand reagierten die Bayern pikiert, ohne um eine Antwort aber verlegen zu sein. Nur fünf Minuten später führte ein simpler Spielzug zum Ausgleich. Lucios weiten Ball legte Toni mit dem Kopf in die Mitte; dorthin spurtete Klose und schoss aus der Drehung in den Winkel (29.). Umso überraschender aber dieses: Gerade war erneut Klose am 1:2 gescheitert, da flutschte ein langer Abschlag bis zu Lee Miller in die Spitze, der Aluko den Ball zum 2:1 auflegte (41.). Zur Pause lagen die Bayern damit wieder hinten und wussten selbst nicht genau, warum.

Aberdeen blieb ein sympathischer und herzzerreißend kämpfender Gegner. Das Gefühl, die Bayern könnten tatsächlich stürzen, stellte sich allerdings nicht ein. Für den somit nicht überraschenden Ausgleich brauchte es nicht mal eine Torchance. Ein schnöder Elfmeter war es, den Schiedsrichter Gonzales den Gästen zubilligte, nachdem Maybury unglücklich mit dem Arm in eine Ze-Roberto-Flanke gelaufen war. Altintop lief an und verschoss, um im Nachsetzen die Kugel aber doch zu versenken (55.). Mit dem 2:2 war die Luft erst einmal raus. Der FC Bayern schaltete um in den Kontrollmodus und schaute zu, wie das blutjunge Aberdeen-Team seine letzten Kräfte mobilisierte. Ein Malbury-Schuss fand noch einmal den Weg aufs Tor (72.). Auf der anderen Seite profitierte Podolski bald nach seiner Einwechslung von einer energischen Vorarbeit Luca Tonis, schoss Jamie Langfield aber genau in den Bauch (79.). Da Aberdeen schlicht nicht mehr konnte und das Hitzfeld-Team mit seiner Torbilanz zufrieden war, wurde am 2:2 nicht mehr gerüttelt. Glücklicher wurden damit noch immer die Schotten, denen man ein Remis gegen die großen Bayern nicht zugetraut hatte und die nach zuletzt desolaten Ligaleistungen ein lang ersehntes Zeichen setzten. Der Wert des Unentschiedens war dennoch gering, zumal die Münchener sich nicht einmal sonderlich angestrengt hatten.

Maik Großmann



Beim KSC erwecken sie clevererweise den Eindruck, sie würden den Klassenverbleib anstreben. Ich war in Karlsruhe und habe mich im Wildparkstadion in den VIP-Bereich verlaufen. Wer seinen Gästen so etwas zu essen gibt, der will aufsteigen.

— Jürgen Klopp