Halbserien-Rückblick: die Plätze 5 - 9

von Günther Jakobsen14:49 Uhr | 27.01.2015

Schalke profitierte von einem neuen Knipser, Hannover holte in der Winterpause einen altbekannten zurück. Augsburg steigerte sich erneut, Hoffenheim und Frankfurt blieben offen für Tore hüben wie drüben.

Schalke (Platz 5/27 Punkte) stolperte in die Saison. Jens Keller rettete deshalb selbst der Prestige-Erfolg über den BVB (6. Spieltag, 2:1) nicht mehr: Zwei Wochen später übernahm Roberto Di Matteo die Königsblauen als hauptverantwortlicher Coach. Konnte das schwere Auftaktprogramm in der Liga noch als Grund des Misserfolgs herhalten, war das Erstrunden-Pokalaus in Dresden beschämend. Unter Di Matteo kletterte S04 in der Tabelle; dass man den Anschluss an die CL-Ränge herstellte war allerdings eher der Schwäche der Konkurrenz zuzuschreiben. Den Beweis von Königsklassen-tauglicher Kompaktheit und Spielstärke blieb Schalke schuldig - das Fehlen wichtiger Spieler (Farfan, Draxler, Boateng, Matip) muss allerdings berücksichtigt werden. Als Glücksgriff erwies sich jedoch die Verpflichtung Choupo-Motings: der Kameruner überzeugte in der Hinserie auf ganzer Linie (9 Tore, 5 Assists). Quasi als Weihnachtsgeschenk flatterte zudem die Vertragsverlängerung von Goalgetter Huntelaar ins Haus. Der FC Augsburg (6/27) kann sich vor Komplimenten kaum retten - und das zurecht. Im vierten Jahr seiner Bundesliga-Zugehörigkeit demonstriert das von Markus Weinzierl präparierte Team auf hohem Niveau, wie Underdogs (der FCA-Kader-Marktwert wird an 15. Stelle geführt) durch mannschaftliche Geschlossenheit und taktischer Disziplin mithalten können. Die Bundesliga-Profis wählten Weinzierl deshalb zum ´Trainer der Hinrunde´. Gegen die oberen drei Klubs (Bayern, Wolfsburg, Leverkusen) reichte es noch nicht, doch lediglich im Spiel gegen den FCB (0:4) waren die Augsburger chancenlos.

Das Wundertüten-Etikett wird die TSG Hoffenheim (7/26) trotz großer Anstrengungen nicht los. ´Seriöse´ Resultate und Spielverläufe lieferte Markus Gisdols Mannschaft im größeren ersten Teil der Hinserie ab und rangierte kontinuierlich auf Europapokal-Rängen. Als ob ihnen dies zu langweilig würde, schalteten die Kraichgauer dann in den Spektakel-Modus um, was äußerst unterhaltsam, manchmal aber auch zulasten des Erfolges rüberkam. Selbst die Option, mit einer CL-Platzierung abzuschließen, blieb der TSG trotzdem ungemindert erhalten. Ob, wie in der Hinrunde, ein Start mit neun Spielen ohne Niederlage gelingt, ist völlig ungewiss. Gisdol spricht jedoch von einer "Gelungenen Vorbereitung." Einziger Neuzugang in der Winterpause ist der 20-jährige Brasilianer Giulherme Biteco (Offensives Mittelfeld). Hannover 96 (8/24) gab in den letzten zwei Jahren zahlreiche ambitionierte Offensivspieler ab; der neuverpflichtete Joselu (8 Treffer) bot sich im ersten Halbjahr bei den "Roten" als vielversprechende Alternative an, die Lücke zu schließen. Überraschend kehrte zudem kurz vor Schließung des Transferfensters ein Akteur zurück, dessen Name eng verbunden ist mit jenen Jahren, in denen die Niedersachsen feine EL-Erfolge feierten: Didier Ya Konan. "Wir werden mit ihm intensiv an seiner Fitness für die Bundesliga arbeiten und bekommen dann eine zusätzliche, erstklassige Alternative für den Angriff", freute sich Tayfun Korkut über die Rückkehr des Ivorers, der zuletzt in Saudi-Arabien spielte. Das ausgeglichenste Team der Hinserie ist, statistisch betrachtet, Eintracht Frankfurt (9/23): 6 Siege, 6 Niederlagen, 5 Remis, sowie ein 34:34-Torverhältnis platzieren die Hessen in der Mitte der Tabelle - mit Chancen auf Verbesserung aber auch Gefahr eines Abrutschens. In vielerlei Hinsicht erinnert Eintrachts Auftreten an jene Bremer Spektakel-Zeit, die Thomas Schaafs ehemaliges Team auszeichnete. Das Testspiel gegen Servette Genf (3:4, am 24. Januar) setzte den Trend fort und verärgerte Schaaf: "Ich bin im höchsten Maße unzufrieden." Starke Leistungen der Offensivakteure - besonders von Meier, Seferovic und Aigner, auch Stendera wusste zu gefallen - verdankt Frankfurt im wesentlichen, neben den Torhütern, seinen einstelligen Tabellenplatz. Hoffnung auf eine stabilere Abwehrleistung schürt vor allem die Rückkehr Zambranos, der wegen einer Knieverletzung schon ab dem 8. Spieltag ausfiel.

André Schulin



Der alte Araber kann auch etwas früher wach werden!

— Robert Pires, Frankreich, über den algerisch-stämmigen Zinedine Zidane, der den EM-Auftakt 2004 mit zwei späten Toren gegen England (2:1) rettete.