Hamburg hielt die Hände auf

von Günther Jakobsen23:09 Uhr | 02.03.2007

Eine Halbzeit lang erinnerte Schalke ans letzte Heimspiel, als man Leverkusen lange dominiert und am Ende doch unglücklich verloren hatte. Diesmal aber knickten die Knappen ein. Mit einer ideenlosen und blutleeren Vorstellung brachten sie nicht nur das Publikum gegen sich auf, sondern schenkten Hamburg auch einen nie geplanten Auswärtssieg. Neben dieser Mannschaft konnte der HSV nur gut aussehen.

Nach zwei Minuten fuhr Hamburg ein Schock durch die Glieder, als ein Freistoß aus dem Halbfeld auf den Fuß von Rodriguez tropfte; sein Seitfallzieher ging aber einen Meter vorbei. Mit Verzögerung sah man nun, dass der HSV zuletzt Selbstvertrauen erworben hatte. Durch energisches Nachsetzen ergaben sich im Mittelfeld Raumgewinne, die etwas früh zwar wieder verschenkt wurden, Schalkes Drang etwas dämpfen konnten sie allerdings schon. Freistöße und Ecken waren zunächst das einzige, was den Knappen half. Genau so fiel aber auch fast das 1:0: Knapp 20 Meter vor dem Tor knallte Altintop auf den Kasten von Rost, doch sein Ex-Kollege bekam noch die Finger an den Ball und lenkte ihn halbsouverän an den Pfosten (9.). Das Schalker Übergewicht wuchs nun zusehends. Mit einer Einzelaktion sorgte Rafinha für Gefahr (27.), wenig später köpfte Ernst aus acht Metern über den Kasten, nachdem ihn erneut der agile Rafinha angeflankt hatte. Auch Rodriguez versuchte es noch einmal (36.). Dass Schalke trotz großen Eifers nicht führte, am HSV lag es weniger. Einige Mal wuselten die Gäste sich zwar bis zum Strafraum durch, doch spielten sie eindeutig zu van-der-Vaart-lastig. Kurz vor der Halbzeit stellte der Niederländer aber fast das Spiel auf den Kopf, als er den Ball sehenswert im Schalker Strafraum jonglierte und Laas noch zum Schuss servieren konnte. Zur glücklichen Pausenführung fehlte nicht mal ein Meter (44.).

Ohnehin gab der HSV seine Zurückhaltung etwas auf, doch war der Preis dafür fast das 1:0 durch Kuranyi, der Frank Rost an seinem Geburtstag völlig unbedrängt in die Arme köpfte (48.). Hamburgs Antwort war ein Schuss von van der Vaart, der eigentlich noch weniger Gefahr erzeugte, aber Schalke irgendwo auch etwas düpierte; denn die Knappen waren immer leichter zu verunsichern. Eine Wechselwelle verschleppte das Spiel dann um mehr als zehn Minuten, was Hamburg in die Karten spielte, da ein Remis noch immer die größtmögliche Beute schien. Dann aber zerstörte sich Schalke alles. Ein Abschlag von Rost war ein halbes Jahr durch die Luft unterwegs, dennoch reckten weder Krstajic noch Ernst den Kopf zum Ball, sondern duckten sich kollektiv weg. Van der Vaart sagte danke und staubte frei vor Rost zum 0:1 ab (71.). Waren die Zuschauer ohnehin schon maulig gewesen, so hauten sie ihrer Mannschaft ihr fahriges Spiel nun völlig um die Ohren. Kaum einen Ball brachten die Knappen nun noch zum Mitspieler, obwohl sie bis dahin permanent überlegen gewesen waren. Höhe- bzw. Tiefpunkt war schließlich das 0:2, dem ebenfalls keine echte Chance vorausging, sondern das Hamburg einfach oben drauf geschenkt wurde. Mehrfach hatte die Schalker Abwehr schon geklärt, doch jedes Mal so halbherzig, dass die Gefahr immer wieder entflammte. Letztlich spitzelte Jarolim zum freien Olic, der aus zehn Metern die Nerven behielt (80.). Hamburg musste gar nichts mehr tun, um den Sieg mit nach Hause zu nehmen, während Schalke am Ende so neben der Spur lag, dass es ein Stück weit an den HSV der Hinrunde erinnerte.

Maik Großmann



Wir haben uns das hoffentlich für Dienstag aufgehoben.

— Manuel Neuer, FC Bayern, über die schlechte Chancenauswertung gegen Paderborn (3:2). Wenige Tage später überrollte der FC Bayern München in der Champions-League-Gruppenphase Tottenham Hotspur mit 7:2.