Hamburger SV: Als der Meister in die Lehre ging (Teil 3)

von Günther Jakobsen10:44 Uhr | 28.07.2010

Konstant blieb nur der Trainerverschleiß. Auch unter Schneider aber änderte sich wenig. Weder entwickelte sich die Mannschaft weiter, noch kehrte im Umfeld die nötige Ruhe ein. Die Saison 66/67 regte wieder einmal zum Denken an.

Lange Zeit tummelte sich der HSV im Spitzenpool der Bundesliga und führte sie nach 16 Runden sogar einmal an. Umso tiefer aber folgte der Sturz, und nach einer desaströsen Rückrunde stieg man fast sogar noch ab. Kaum verwunderlich, dass auch Schneider wieder gehen musste, obwohl er mit dem Erreichen des Pokalfinales (0:4 gegen Bayern) einen lang entbehrten Erfolg vorweisen konnte. Was auch ihm aber nicht gelang, war, der Mannschaft ein Gesicht zu geben. Vor allem die spielerische Armut war erschütternd, es fehlte ein Regisseur vom Schlage Grossers oder Overaths. Noch immer nicht überwunden war außerdem die Abhängigkeit von Uwe Seeler. Denn der ungebremste Fall bis auf Rang 14 setzte vor allem ein, als er sich im letzten Saisondrittel verletzte.

Immer wieder Seeler
Bis zum Ende blieben die 60er Lehrjahre für den HSV. Auch in die Runde 67/68 startete die Mannschaft ordentlich, und man war sich einig, dass der Verein gut eingekauft hatte. Neuer Übungsleiter war Kurt Koch, doch er blieb nicht allein verantwortlich, bildete mit Manager Knöpfle ein Trainergespann. Auch im Duo aber gelang es nicht, den Erfolg zu generieren. Der starken Hinserie folgte wieder eine schwache Rückrunde, die dem Verein große Rätsel aufgab. Allerdings war es möglich, diese Spielzeit noch auf die Sonnenseite zu ziehen, denn über namenlose Gegner schaffte es die Mannschaft ins Finale des Pokalsiegercups. Gegen den AC Mailand mit Rivera, Trapattoni und dem deutschen Schnellinger gab es dann allerdings nichts zu holen. Nach 20 Minuten führten die Italiener mit 2:0 und mauerten sich landestypisch ein. Unterm Strich blieb erneut eine trübe Saison. Ein Jahr später aber begann der Riese endlich aufzuwachen. Ein Uwe Seeler im dritten Frühling trieb die Mannschaft zu Höchstleistungen. Nur gegen die Spitzenmannschaften gab es leichte Probleme, ansonsten aber spielte der HSV seine bislang beste Bundesliga-Saison, verdarb sich am Ende nur selbst die Chance auf die Vize-Meisterschaft und landete auf einem viel zu schlechten sechsten Platz. Das Signal schien endlich gesetzt und die Mannschaft in sich auch so geschlossen, dass man mitunter von einem Spitzenteam sprechen mochte. Warum dieser Weg nicht fortgesetzt wurde, erschien daher umso unverständlicher. Höchstens gehobenes Mittelmaß war es, was der HSV 1969/70 spielte, setzte einige wenige Glanzlichter, verlor die Spitzenränge aber früh aus den Augen. Nur einer verblüffte die Massen noch immer wie am ersten Tag. Uwe Seeler spielte mit 33 Jahren noch so stark, dass er sogar wieder Nationalspieler wurde.

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Die Schweden sind keine Holländer – das hat man ganz genau gesehen.

— Franz Beckenbauer