Heimlicher Zuwachs

von Günther Jakobsen15:19 Uhr | 14.04.2009

Hoffenheim war ohnehin schon erledigt, Hertha loggte sich freiwillig aus. Fast schien der Spieltag wie gemalt für die Bayern, die eigentlich nur ihren Trainer retten wollten. Erstens aber hört Wolfsburg nicht auf zu gewinnen. Zweitens erschien aus der Ferne noch kurz vor der Zielgeraden sogar ein völlig neuer Titelkandidat: der VfB Stuttgart.

Es war die letzte Sekunde der letzten Partie dieses Spieltags, die dem Meisterschaftskampf eine völlig neue Note verlieh. Hätte Mario Gomez den Abpraller nicht zum Siegtor verwandelt, man hätte die Schwaben wohl weiterhin kaum registriert. Und wäre auch nicht auf die Idee gekommen, dem HSV ein Kraftproblem anzukreiden. So aber wurde das Babbel-Team, das zumal noch daheim gegen Wolfsburg sowie am allerletzten Spieltag beim FC Bayern antreten darf, mit einem Schlag zu einem echten Konkurrenten. Noch immer vor den Schwaben rangiert Hertha BSC. Irgendwie aber brachte der Hauptstadtklub es fertig, vom verblüffenden Tabellenführer binnen dreier Wochen zum wackligen UEFA-Cup-Kandidaten zu schrumpfen. Und das 0:2 in Hannover rief nun alle diejenigen auf den Plan, die das Favre-Team schon immer nur belächelt hatten, spricht doch gerade das Wie dieser Niederlage Hertha jede Reife für ein Titelrennen ab: Erst verlor sie völlig unnötig die Punkte und dann mit Andrej Voronin (Rot, 89.) auch noch den mit Abstand besten Spieler, dessen Weiterverpflichtung pikanterweise vom Ausgang der Saison abhängt. Immerhin wieder die Zweite Geige spielt damit der FC Bayern, der das desolate Frankfurt aber selbst zweistellig hätte abschießen können und trotzdem die Barcelona-Klatsche nicht ausradiert hätte. Statt dessen schwärmt weiterhin alles vom VfL Wolfsburg. Statt zu zaubern mussten die Wölfe dieses Mal schuften, siegten aber trotzdem zum neunten Mal am Stück und können sich bei drei Punkten Vorsprung nun kaum mehr dagegen verwehren, erster Favorit auf die Deutsche Meisterschaft zu sein.

Immer gründlicher muss man die Tabelle nach dem aktuellen Herbstmeister absuchen. Der Hoffenheimer Zauber, wie es scheint, ist verbraucht oder aber hat sich unbemerkt in einen Fluch umgewandelt. Mit einem 0:3 vor den eigenen Fans erreichte der Neuling seinen vorläufigen Tiefpunkt und verlor nach Meisterschaft und Champions League nun auch noch den UEFA-Cup aus dem Blick. Wer es fertig brachte, das Wunderteam derart zu zerschrotten? Niemand Geringeres als der VfL Bochum, der in der Rückrundentabelle immerhin vor dem FC Bayern rangiert. Noch immer aber punktet das Koller-Team freilich allein für den Abstiegskampf, welchem der Karlsruher SC unterdessen so gut wie erlag: Beim 0:2 auf Schalke schossen die Badener zum achten Mal in Folge noch nicht mal ein Tor. Sieben Runden vor Schluss zeichnet sich um Rang 15 damit ein Dreikampf ab, und wer aktuell die besten Nerven hat, bewies das seit Jahren Überlebenskampferprobte Energie Cottbus, das die jährliche Schlüsselpartie gegen Bielefeld mit 2:1 gewann und damit der Arminia sowie Mönchengladbach wieder im Nacken sitzt.

Maik Großmann



Ailton rennt nur immer nach vorn und geradeaus. Als die technisch versierten Brasilianer das Kombinieren geübt haben, hat er wohl gefehlt.

— Andreas Herzog