Überraschend flippte Zé Roberto kurz aus, während Ewald Lienen nachtrat und Oliver Kahn Schwächen in seiner beruflichen Leistung angekreidet wurden. Die Woche begann also mit Tabubrüchen und anderen Besonderheiten. Auch der Fußball hat seine Herbstthemen.
Karate in einem anderen Kulturkreis
Die Überlegung von Bayern-Sünder Zé Roberto, Karate als Alternativsportart zum Fußball in Erwägung zu ziehen, beinhaltet weder den damit einhergehenden Verlust großer Teile seiner stattlichen Vergütung (denn leider ist die etwas aus der Mode gekommene Kampfsportart immer noch nicht so gut bezahlt, wie der Job eines FCB-Kickers), noch einen Umzug in eine andere Kultur. Im infantilen Jähzorn über seine Drei-Wochen-Sperre kehrte der 29-Jährige seinen Jammer durchaus menschelnd nach außen. Dabei verwirrte der ansonsten als "Schweiger" in die Analen großer Ballkünstler bereits einsortierte Brasilianer alle Beteiligten. Seinen Arbeitgeber, der ihn sogleich zu einem unausgegorenen Dementi nötigte. Die Presse, die erstmals erfuhr, dass der Linksfuß zu einer, wenn auch nur diffusen, eigenständigen Aussage fähig sein konnte und er selbst, der seine wohl drei aufregendsten Tage in München erlebte, nur weil er seinem Landsmann Lucio am Samstag, aus reiner Spielfreude oder ähnlichem Jux heraus, hinterher trat und nun drei Wochen lang nicht auflaufen darf (CL-Spiele wohl ausgenommen). Als passable Zeitüberbrückung sei dem sensiblen Dribbler ein Karatekurs auf Langeoog vorgeschlagen. Und – zur Übung: Fernsehteam nicht vergessen.
Der falsche Job
Nachdem Ewald Lienen auch in Mönchengladbach seine Zettel wieder zusammensuchen durfte, murrten die Beobachter landauf, landab, dass hier wohl eine besonders linke Tour gelaufen sei. Natürlich wurde einschränkend darauf verwiesen, dass der Coach ja bereits zig mal irgendwo rausgeflogen und er ja auch ein eher schwieriger, gestrenger Trainer sei. Auffällig war nur immer wieder nach einer Entlassung Lienens, die Häme und der Spott, welche über den akribischen Altlinken unter den Fußballern der 68er-Generation ausgegossen wurde. Da wurden nicht selten alte Rechnungen beglichen. Dabei machte der gute Ewald nur einen großen Fehler in seiner Karriere. Anstatt sich als Übungsleiter einfach gestrickter Kicker zu verausgaben, hätte er – siehe Breitner, aber nicht WIE Breitner – eine konsequente Aufgabe als Kommentator/Experte in der Medienwelt einnehmen sollen, um solch Schandtaten, wie gerade am eigenen Leibe erfahren, heftigst und Wort gewand zu brandmarken und mit Hilfe seines zweifelsohne vorhandenen Hintergrundwissens aufzuschlüsseln. Aber dafür ist es schließlich nicht zu spät. Eine eigene Sendung, in der Kollege Lienen endlich erzählen könnte, was ihm im Bundesligageschäft alles aufgefallen ist, wäre da angebracht, denn schließlich hat er sich alle relevanten Ereignisse minuziös notiert. Und des Kontrastes wegen: Bitte nicht ohne Hans Meyer.
Alte Herren
Oliver Kahn hält schlecht. Das darf er nicht. Was mit ihm machen? Discoverbot? Ihm mehr Geld bezahlen? Ihn ans Karriereende erinnern? Auf die Ersatzbank mit ihm? Regelmäßiger zum Augenarzt schicken? Interviewverbot? Ne gute Runde Skat mit ihm spielen? Ihn vielleicht die Abwehr stärker zusammenfalten lassen? Zu einem guten Psychologen schicken? Ihm die Angst vor den nächsten Gegentore nehmen? Einfach mehr trainieren lassen? Das Ganze Problem als Lappalie abtun? Ihn rausmobben? Sich mit ihm über seine Defizite unterhalten? Ihn öfter zum Golfen karren? Ihm fristlos kündigen? Mit ihm die ganze Lage analysieren? Hält er nach diesen etwaigen Maßnahmen immer noch schlecht, müssen Rummenigge/Hoeneß wohl jemanden besorgen, der endlich wieder die Unhaltbaren hält. Nur, ob sich die Bosse der Bayern-AG letztlich zwischen Jens Lehmann und David Seaman entscheiden können, sei einmal dahingestellt.
Franz Heck
Meine Mutter jammert immer, dass Fußball mehr Unglück und Tränen über die Stewarts gebracht habe als alle Weltkriege und Naturkatastrophen.
— Sir Rod Stewart, Fan von Celtic Glasgow und Beinahe-Profi von Brentford FC