Heynckes erbittet Geduld

von Günther Jakobsen14:46 Uhr | 31.10.2003

Im September 1987 führte Jupp Heynckes, als damaliger Bayern-Coach, sein Team zu einem 4:1-Erfolg beim FC Schalke 04. Sechzehn Jahre später hofft er - nun auf dem königsblauen Trainerstuhl - auf einen Triumph über die Münchener. Angesichts der bisherigen Schalker Saisonleistungen eine mehr als schwere Aufgabe.

Mit FC Bayern zwei Mal Meister
Von 1987 bis Oktober 1991 leitete Jupp Heynckes als Chefcoach die Geschicke des FC Bayern München. In dieser Zeit holte er zwei Mal die Meisterschale an die Isar: 1989 und 1990. 1991 wurde der FCB hinter dem 1. FC Kaiserslautern Vizemeister. Die sportliche Schwächung Bayerns durch den Verlust nahezu der kompletten Hintermannschaft - Jürgen Kohler und Stefan Reuter wechselten zu Juventus Turin und Klaus Augenthaler beendete seine Karriere - führte in der Saison 1991/92 zu einer Krise, da dieser Substanzverlust kurzfristig nicht aufzufangen war. Ein Kreuzbandriss des etatmäßigen Schlussmanns Raimond Aumann verstärkte die Abwehrprobleme zusätzlich.

Hoeneß bereute Heynckes-Entlassung
So gewannen die erfolgsverwöhnten Münchner nur zwei der ersten sechs Heimspiele und blamierten sich im DFB-Pokal mit einer 2:4-Heimschlappe gegen den Zweitligisten FC Homburg. Als Aufsteiger Stuttgarter Kickers am 13. Spieltag einen 4:1-Auswärtstriumph im Olympiastadion feierte, wurde der Trainer geopfert. „Die vorzeitige Trennung von Heynckes war mein schwerster Fehler. Ich bin sicher, dass er uns noch weit gebracht hätte“, erklärte Bayern-Manager Uli Hoeneß unlängst.

Nachbesserung des Kaders nötig
Bei den Königsblauen wurde Heynckes, nach seinen erfolgreichen Auslandsstationen bei Atletic Bilbao, CD Teneriffa, Real Madrid (Champions-League Erfolg 1998) und Benfica Lissabon, als Messias empfangen, der, nachdem es mit Frank Neubarth und Marc Wilmots nicht funktionierte, nun endlich einen der Arena und des begeisterungsfähigen Publikums angemessenen, sportlichen Erfolg herbeiführen soll. „Hier finden wir Voraussetzungen, um wieder eine ganz große Mannschaft auf die Beine zu stellen“, begründete der umworbene Übungsleiter seine Entscheidung zugunsten der Schalker. Er sagte aber auch: „Wir müssen jetzt in den nächsten ein bis zwei Jahren die Mannschaft komplettieren und darin investieren“. Die Verpflichtungen von Ailton und Krstajic zur nächsten Saison waren nur der Auftakt eines Fischzuges, der S04 wieder zu einem Hecht im Karpfenteich Bundesliga reifen lassen soll.

Geduldssache
Derzeit krebsen die Knappen allerdings im trüben Mittelfeld der Liga herum und Heynckes hat ernste Probleme in der Offensive ausgemacht: „Ich bin davon ausgegangen, vorne gute Angreifer zu haben. Die Realität sah dann später anders aus“, erklärte er nach dem siebten Spieltag. Die nachfolgenden Spiele, mit der 0:2-Heimpleite gegen Bochum und dem zumindest in der Verlängerung deprimierenden 3:7-Pokal-Aus in Freiburg sprechen dafür, dass Heynckes mit einer Einschätzung Recht behalten wird: „Es führt kein Weg daran vorbei, dass noch mehr Geduld aufgebracht wird“. Geduld hin oder her - Schalkes Manager Rudi Assauer hat einen UEFA-Cup-Platz als Saisonziel ausgegeben …

André Schulin



Am liebsten hätten wir alle Stadiontore zugemacht und die Leute bis zum HSV-Spiel drinbehalten.

— Werner Faßbender, der Geschäftsführer von Fortuna Düsseldorf, nachdem anlässlich des Deutschen Katholikentages 50.000 Zuschauer im Rheinstadion gewesen waren