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von dpa01.11.2006 | 09:51 Uhr

Ein kühler Fünf-Minuten-Rausch genügte Werder, um Sofia schon in der ersten Halbzeit in die Tasche zu stecken und alle Punkte mitzunehmen. Zunächst taten sich die Bremer nicht leicht, doch ein desolater Torwart half den Grün-Weißen in den Steigbügel. Das Achtelfinale rückte damit näher als je zuvor.

Dass es am Ende ein optimaler Fußballabend für die Bremer werden würde, war zunächst nicht abzusehen. Levski hielt zumindest einen Teil seines Versprechens und machte Werder das Leben schwer. Als Milanov nach einem Freistoß knapp am Führungstor vorbeisegelte (5.), mussten die Gäste erstmal etwas Luft aus der Begegnung lassen. Eine gegenseitige Lauerstellung war bis Mitte des ersten Durchgangs das Beste, was zu erreichen war. Eher aber spielte Levski zu diesem Zeitpunkt am Limit, was eine Doppelchance durch Eromoigbe und Tomasic (26.) zum Ausdruck brachte. Erst jetzt wurde auch Werder etwas spielfreudiger und kam durch Vranjes zur ersten Schussgelegenheit. Diego hatte ihm gekonnt aufgelegt (28.). Mühevoll gewann die Schaaf-Elf etwas Oberwasser, doch plötzlich ging alles viel schneller als erwartet. Ein bulgarischer Abwehrspieler entschärfte einen Angriff mit einem Rückpass auf seinen Torwart. Langsam und berechenbar hoppelte der Ball auf den 18-Jährigen zu, doch er rutschte ihm über den Fuß und konnte nicht mehr vor der Linie geklärt werden. Durch ein Eigentor führte Werder mit 1:0 (33.). Das Tor wirkte wie ein gebrochener Staudamm. Levski war nun völlig von Sinnen und die Hanseaten stark genug, das schonungslos auszunutzen. Erst köpfte Baumann nach einer Ecke das 0:2 (35.), den nächsten Angriff nutzte Frings, um den armen Mihaijlov ein zweites Mal zu düpieren (37.). Fünf starke Minuten reichten Werder, um Bulgariens Meister zu demontieren. Für Sofia war es ein Crash-Kurs in Sachen Spitzenfußball.

Der zweite Durchgang konnte dem dann nicht mehr gerecht werden. Werder ließ Sofia weitgehend in Frieden und sparte schon Kräfte für die nächsten Aufgaben. Nach einem Pfostenschuss von Diego (48.) lief die Angriffsmaschine dauerhaft im Sparmodus, wobei sich Levski durchaus um sein Renommee sorgte und immer um Ergebniskosmetik bemüht war. Der traurige Nachwuchstorwart stand nun nicht mehr auf dem Platz. Trainer Stoilov hatte ihn zur Pause erlöst und damit auch vor dem wütenden Publikum in Schutz genommen. Nachfolger Mitrev feierte so ein kurioses Champions-League-Debüt, denn er hatte bislang noch nicht einmal ein Ligaspiel bestritten. Zu tun bekam der Grünschnabel nichts mehr, dafür aber sein Gegenüber Wiese, der sich bei Bardons Kopfball doch noch einmal richtig lang machen musste (68.). Es war die letzte Aktion in einem Spiel, das nach dem Gewitter kurz vor der Pause nie mehr interessant werden konnte. Wertvoll war Werders Sieg aber allemal, denn nach dem zeitgleichen 2:2 im Parallelspiel waren die Bremer nun gar Zweiter in der Gruppe und schenkten sich selbst zwei hochspannende Finalspiele. Clemens Fritz wollte sich dennoch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: „Voraussagen kann man nur, dass von Chelsea, Werder und Barcelona nur zwei Teams weiterkommen.“

Maik Großmann