Am Ende zeigten neun Schalker gegen Hoffenheim wieder die alten Tugenden, konnten dennoch die Herbstmeisterschaft des Emporkömmlings nicht verhindern. Königsblau machte mehr aus seinen Möglichkeiten, während 1899 die feldüberlegene Mannschaft darstellte, ohne aber an seinen schönen Fußball der sonstigen Hinrunde anzuknüpfen.
Für den neben Mäzen Dietmar Hopp wichtigsten Baumeister des Hoffenheimer Erfolges, Trainer Ralf Rangnick, war es eine Begegnung mit der Vergangenheit: Zum ersten Mal seit seiner Entlassung als Schalker Trainer vor drei Jahren traf er auf seinen ehemaligen Arbeitgeber. Aber auch so war das letzte Bundesligaspiel im Mannheimer Carl-Benz-Stadion für mindestens zweieinhalb Jahre - so lange würde es dauern, bis Lokalmatador SV Waldhof den Durchmarsch von der viertklassigen Regionalliga in die Bundesliga schaffen könnte - interessant genug. Denn die neben Hertha BSC größte Überraschung (Hoffenheim) traf auf die neben Werder Bremen vielleicht größte Enttäuschung der Hinrunde (Schalke). Zudem der beste Angriff (Hoffenheim) auf die beste Abwehr (Schalke). Dennoch suchten díe zunächst ohne Kapitän Bordon (Hüftprobleme) und Sturmspitze Kuranyi (Muskelverhärtung) angetretenen Gelsenkirchener ihr Heil nicht in der Defensive, sondern kauften den Sinsheimer Tempofußballern mit einer eigenen angriffslustigen und aggressiven Spielweise den Schneid ab, ohne aber Torgefahr zu entwickeln. Die beste Einschussgelegenheit vor der Pause ließ Asamoah liegen, als er nach Altintops Verlängerung einer Farfan-Flanke den Ball freistehend übers Tor drosch (3.). Hoffenheim fand erst nach 20 Minuten in die Partie und konnte dann auch nur phasenweise sein gewohntes Spiel gegen körperlich robuste Schalker aufziehen. Bei einem Salihovic-Freistoß musste sich jedoch S04-Goalie Neuer schon sehr weit strecken, um das Geschoss um den Pfosten zu drehen (19.). Ba verpasste die Führung zwischen der 33. und 38. Minute dreimal ganz knapp. Umso überraschender schlug auf der Gegenseite Königsblau zu: Altintop spielte gegen eine für diesen Augenblick desorientierte 1899-Innenverteidigung den entscheidenden Pass, den Asamoah erfolgreich einschob (40.).
Obwohl TSG-Trainer Rangnick nach der Pause Luis Gustavo einwechselte, nachdem der innermannschaftliche Rollentausch im Mittelfeld zwischen Weis und Vorsah während der ersten Halbzeit der 1899-Offensive nicht den nötigen Schub verliehen hatte, blieben die Sinsheimer im zweiten Durchgang ebenso hinter ihren spielerischen Möglichkeiten zurück, auch weil die giftige Atmosphäre zwischen beiden Mannschaften den Spielfluss behinderte. Jones sah, nachdem er gegen Gustavo eigentlich den Ball gespielt hatte, eine – zumindest diskussionswürdige – Ampelkarte (57.). Genauso erging es etwas später Engelaar nach einem Trikotzupfer gegen Teber (80.). Dazu wurden die beiden zeternden Schalker Trainerassistenten Mulder (63.) und Büskens (87.) auf die Tribüne verwiesen. Andererseits ließ Schiedsrichter Gagelmann bei weiteren möglichen Platzverweisen gegen Asamoah (60.) und Ernst (71.) Gnade vor Recht ergehen. Die Hoffenheimer waren jedoch keineswegs besser: Erfolgreich verlangte die 1899-Bank eine Verwarnung gegen Rafinha (51.) sowie auch den Platzverweis gegen Jones. Der für den verletzten Obasi (Verdacht auf Muskelfaserriss) eingewechselte Teber war mit der Gelben Karte nach einer Rangelei mit Asamoah (55.) indes gut bedient. Aber auch als sich die Atmosphäre einigermaßen beruhigt hatte, machte der Aufsteiger unter anderem wegen seiner zu hektischen Angriffsversuche aus der Überlegenheit zu wenig. Erst ein ruhender Ball, ein von Teber wundervoll getretener Freistoß, sorgte für den Ausgleich (72.). Nach dem zweiten Platzverweis für die Gäste nahm der SAP-Verein sogar den Sieg ins Visier. Aber weder die Distanzversuche von Weis (80.) und Gustavo (82./90.) noch die Abschlüsse von Ibisevic im Strafraum (86./90.) landeten im Schalker Tor. Die Rutten-Elf hatte zwar das Spiel nicht gewonnen, dafür aufgrund ihrer kämpferisch starken Leistung aber wieder die Herzen der Anhänger. Dem Gastgeber dagegen reichte zum Abschluss der Vorrunde auch eine seiner schwächeren Leistungen zur Herbstmeisterschaft.
Senthuran Sivananda
99 Prozent der Fans verstehen Fußball nicht.
— Hoffenheims Vize-Weltmeister Andrej Kramaric nach einem 2:3 beim VfL Bochum und einem Disput mit den mitgereisten Fans.